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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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schwarzen
Rock zu kaschieren wusste.
    »Nur ein paar Fragen.«
    »Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte Thea Simonek, ging sogleich
an die kleine Bar, holte zwei Gläser und eine Flasche Rotwein
und fuhr fort: »Sie trinken doch ein Gläschen mit mir?«
    Durant wollte ihr den Wunsch nicht abschlagen und antwortete,
da es ohnehin ihr letzter Besuch an diesem Tag war: »Gerne.«
    »Das ist doch bestimmt schon zehn oder elf Jahre her, seit wir
uns das letzte Mal gesehen haben. Kinder, Kinder, wie die Zeit
vergeht.« Sie schenkte ein, stieß mit Durant an, nahm einen
Schluck und stellte das Glas auf den Tisch. Sie setzte sich und
füllte den gesamten Sessel aus. Ihre Augen blitzten wie damals,
eine Frau, die eine besondere, sehr warme Ausstrahlung hatte.
    »Sie sehen gut aus, ehrlich. Sie haben sich überhaupt nicht verändert,
immer noch dieselbe Frau Durant. Manche Menschen
werden einfach nicht älter, was für ein Segen. Ohne despektierlich
sein zu wollen, aber Sie würden eine gute Figur in meinem
Geschäft abgeben«, sagte sie lachend.
    Julia Durant lachte ebenfalls. »Danke für das Kompliment,
aber Sie haben sich auch nicht verändert.«
    »Ach was, das sagen Sie nur, aber die Zeit bleibt nicht stehen.
    Ich bin neunundfünfzig und denke immer öfter dran, was wohl in
zehn oder zwanzig Jahren sein wird. Und Ihnen geht es gut, wie
man sieht?«
    »Danke, ich kann nicht klagen.«
    Nach einem weiteren Schluck Wein sagte Thea Simonek:
»Nun schießen Sie schon los, Sie haben doch was auf dem Herzen.
    Wenn ich Ihnen helfen kann, tu ich das gerne.«
    »Möglicherweise können Sie das tatsächlich. Sie leiten doch
einen Escort-Service.«
    »Ja, von irgendwas muss man ja leben, und es ist nichts Verwerfliches
dabei. Es gibt so viele einsame Menschen in dieser
Stadt.«
    »Hm. Zu Ihren Kundinnen zählte doch auch eine Corinna Sittler,
richtig?«
    Thea Simoneks Haltung straffte sich für einen Moment. Sie
war eine Menschenkennerin par excellence und hatte sofort erfasst,
dass diese Frage keine übliche war. »Was heißt zählte? Sie
sprechen in der Vergangenheit.«
    Durant nickte, trank und behielt das Glas in der Hand. »Sie
wurde Opfer eines Gewaltverbrechens.«
    »Sie brauchen kein Amtsdeutsch mit mir zu reden. Frau Sittler
wurde umgebracht, das heißt das doch?«
    »Ja.«
    Der mächtige Busen von Thea Simonek hob und senkte sich ein
paarmal, wobei sie Durant ansah und doch durch sie hindurchzusehen
schien. Sie leerte ihr Glas und schenkte sich wieder ein und
sagte mit tonloser Stimme: »Die Sittler ist also tot. Was für eine
verrückte, verkommene Welt! Wann ist es passiert?«
    »Am Freitag. Kannten Sie sie persönlich?«
    »Nein, ich hab sie nie getroffen, aber meine Jungs kannten sie.
Sie hat sich jeden Dienstag und Freitag einen ins Haus bestellt.«
    Sie senkte den Blick und fuhr sich über das Dreifachkinn, das auf
ihrem Brustkorb lag. »Komisch, aber letzten Freitag hat sie am
Nachmittag noch angerufen und sich wie immer bestätigen lassen,
dass Ricardo auch kommt. Aber gegen Abend hat sie noch
mal angerufen und gemeint, sie müsse den Termin kurzfristig
stornieren, weil sie sich nicht gut fühle. Das war das erste Mal
überhaupt, seit sie unsere Dienste in Anspruch genommen hat.
    Ich hab sie gefragt, was los ist, aber sie hat nur gesagt, dass sie
sich wohl einen Magen-Darm-Virus eingefangen hat.«
    Durant war wie elektrisiert. »Sind Sie sicher, dass sie am Freitag
zweimal angerufen hat?«
    »Natürlich, ganz sicher. Gott sei ihrer armen Seele gnädig.«
    »Wann genau war der zweite Anruf?«
    »Die genaue Uhrzeit hab ich nicht notiert, aber es war so gegen
acht, vielleicht auch Viertel vor oder Viertel nach.«
    »Und sie hatte Ricardo gebucht, wenn ich Sie richtig verstanden
habe?«
    »Ja. Er war seit etwa einem halben Jahr ihr Boy für den Freitag.
Dienstags war es immer Carlos. Sie stand auf gutgebaute
Jungs mit südländischem Temperament.«
    »Und Sie sind ganz sicher, dass es Frau Sittler war, die am
Abend angerufen hat?«
    »Natürlich, ich kenn doch ihre Stimme. Außerdem können Sie
das doch ganz leicht nachprüfen, wann sie ...«
    »Das haben wir schon. Eines der letzten Telefonate von ihrem
Apparat war mit Ihrer Agentur, ich weiß aber nicht, um welche
Uhrzeit. Und Sie haben Ricardo rechtzeitig Bescheid gegeben?«
    »Sicher.«
    »Wie haben sich denn die Männer über Frau Sittler geäußert?
«
    »Was wollen Sie hören? Sie hatte Spaß am Sex, sie war großzügig,

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