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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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auch
von Corinna Sittler. Letzteres schien ihr im Moment am wahrscheinlichsten,
denn weder Leslie noch Alina Cornelius traute sie
einen solchen Mord zu.
    Sie überquerte die Untermainbrücke, fuhr durch die Schweizer
Straße und bog nach dem Kreisel links ab. Die Suche nach
einem Parkplatz begann, doch diesmal dauerte es nicht allzu lange.
Sie wohnte zwar im Herzen von Sachsenhausen, wo Ortsunkundige
selten einen regulären Parkplatz fanden, kannte jedoch
Ecken und Winkel, wo fast immer etwas frei war. Vor einem Monat
hatte sie einen Antrag auf einen für sie direkt vor dem Haus
reservierten Parkplatz gestellt und vor ein paar Tagen erfahren,
dass diesem Antrag stattgegeben worden war. Nun wartete sie
nur noch auf das entsprechende Schreiben, das Schild, das aufgestellt
wurde, und den Parkausweis. Sie freute sich darauf.
    Zu Hause würde sie ein Bad nehmen, etwas essen und stichpunktartig
aufschreiben, was bisher über den Fall bekannt war.
Und sie wusste aus Erfahrung, dass während des Schreibens eine
Menge offener Fragen kommen würden. Es war kurz nach halb
neun, als sie einen Parkplatz unmittelbar vor dem Haus fand, was
nicht gerade oft vorkam. Wenigstens etwas, dachte sie, schloss
mit der Funkfernbedienung ab, holte die Post aus dem Briefkasten,
ein Brief von Susanne Tomlin, zwei Werbeschreiben, die sie
gleich in den Müll befördern würde, und das neueste Geo, in das
sie vielleicht noch vor dem Schlafengehen einen Blick werfen
würde. Was war das Motiv des Mörders? Es kann nur mit ihrer
Tätigkeit als Staatsanwältin zu tun haben, dachte sie, während sie
die Treppe hinaufstieg, die Wohnungstür aufschloss, sie mit dem
Absatz zukickte, die Tasche auf den Sessel stellte, das Handy
herausnahm, um es aufzuladen, und die Fenster öffnete. Für einen
Moment war das starke Verlangen da, sich eine Zigarette anzuzünden,
doch sie schüttelte den Kopf und sagte sich: Ich werde
es nicht tun. Jetzt nicht und auch nicht mehr in der Zukunft. Sie
ließ sich Badewasser ein, machte eine Dose Tomatensuppe auf
und kippte sie in einen kleinen Topf, den sie auf den Herd stellte,
drehte den Schalter auf zwei, so dass die Suppe sich nur erwärmte,
schmierte sich zwei Brote, belegte eins mit Salami, das andere
mit Käse, tat zwei saure Gurken dazu und holte eine Dose Bier
aus dem Kühlschrank. Sie schaute nach dem Wasser, die Wanne
war zur Hälfte gefüllt, legte einen Block und einen Kugelschreiber
auf den kleinen Schreibtisch, auf dem seit neuestem auch ein
Notebook stand, und würde nach dem Bad und dem Essen viel
schreiben. Erst mit der Hand und anschließend in den Computer.
Ein Blick zur Uhr, fünf vor neun. In zwei Stunden will ich mit
allem fertig sein, dachte sie. Und danach nur noch ins Bett.
    Es war zwanzig nach zehn, als ihr Telefon klingelte. Sie erkannte
die Nummer, rollte mit den Augen und wollte eigentlich
nicht abheben, tat es dann aber doch. Wenn Andrea Sievers, die
schon seit Stunden im Reich der Träume weilen wollte, um diese
Zeit noch anrief, konnte es nichts Gutes bedeuten.
     

Montag, 21.00 Uhr
     
    Berger war eine Viertelstunde vor der Zeit in der Teichhausstraße
angekommen, blieb aber noch im Auto sitzen, das
Guantanamera immer im Blick. Er sah Menschen hineingehen
und andere herauskommen, bis er Dr. Kremer erblickte, der mit
schnellen Schritten die Straße überquerte und im Restaurant verschwand.
Er war ein großgewachsener, hagerer Mann mit vollem
grauem Haar und einem schmalen Schnurrbart, der wie ein Strich
über seinen Lippen gezogen schien. Er hatte, so weit Berger das
im Dämmerlicht erkennen konnte, einen leichten dunklen Mantel,
Jeans und schwarze Lederschuhe an. Berger wartete noch
einen Moment, stieg aus und ging ebenfalls hinein. Kremer saß
an einem Tisch in der Ecke, wo sie relativ ungestört waren und
überdies einen guten Blick auf den Eingang hatten. Es herrschte
reger Betrieb sowohl im Restaurant als auch an der Bar. Salsamusik
tönte aus den Lautsprechern. Berger wusste jetzt, warum
Kremer diesen Treffpunkt ausgewählt hatte. Hier waren sie unter
sich, auch wenn viele Menschen um sie herum waren, die jedoch
keine Notiz von ihnen nahmen.
    »Hallo«, sagte Berger und setzte sich. »Danke, dass Sie sich
für mich Zeit genommen haben.«
    Kremer winkte ab. »Hören Sie erst, was ich Ihnen zu sagen habe, und dann können Sie sich überlegen, ob Sie mir immer
noch danken wollen.« Seine Miene wirkte wie versteinert, seine

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