Das Todeskreuz
alles auf
der Welt. Wo bringt ihr mich hin?«
»Ins Krankenhaus. Und jetzt sei ganz ruhig, es wird alles gut«,
sagte Durant mit fürsorglicher Stimme. Und zum Arzt: »Ich
komme gleich nach, ich muss erst noch etwas regeln.«
Nachdem Hellmer abtransportiert worden war, wartete Durant
mit Kullmer und Seidel schweigend auf den Aufzug. Sie fuhren
in die Empfangshalle, und Durant ging zur Rezeption. Sie sagte
zu der jungen Frau hinter dem Tresen: »Im Zimmer muss einiges
gemacht werden. Schicken Sie die Rechnung an folgende Adresse
...« Sie gab die Adresse von Hellmer an. »Und bitte, behandeln
Sie den Vorfall vertraulich. Sie können sich darauf verlassen,
dass der Schaden unverzüglich beglichen wird.«
»Wie Sie wünschen«, entgegnete die Dame mit dem streng
zurückgekämmten blonden Haar kühl. »Allerdings muss ich Ihnen
leider mitteilen, dass Herr Hellmer ab sofort Hausverbot bei
uns hat. Wir können es uns nicht leisten ...«
»Sparen Sie sich Ihren Kommentar, er wird garantiert nicht
mehr bei Ihnen absteigen wollen. Ich übrigens auch nicht. Ist
nicht zu empfehlen, Ihr Hotel.«
Ohne eine Erwiderung von der verdutzten Frau abzuwarten,
machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte nach draußen,
wo Kullmer und Seidel vor dem Auto warteten. Sie atmete einmal
tief durch und sagte: »Ihr könnt heimfahren, ich informier
Nadine und schau noch mal in der Klinik vorbei.«
»Okay. Und wenn was ist, du weißt ja, wo wir zu erreichen
sind«, entgegnete Kullmer. »Er wird wieder auf die Beine kommen,
da ist nur irgendwas verdammt schiefgelaufen. Kann jedem
von uns passieren. Und sollte er ansprechbar sein, dann richte
ihm unsere besten Grüße aus.«
»Danke, werd ich machen. Und jetzt haut ab, wir haben morgen
früh eine Menge zu besprechen.«
Sie wartete, bis beide in ihren Wagen eingestiegen waren, und
hatte bereits ihr Handy in der Hand, um Nadine Hellmer anzurufen,
als sie ihren ursprünglichen Plan verwarf, ins Höchster
Krankenhaus zu fahren. Stattdessen setzte sie sich ins Auto und
fuhr nach Hattersheim-Okriftel. Sie wollte Nadine die Nachricht
vom Absturz ihres Mannes persönlich überbringen. Außerdem
würde Nadine jemanden brauchen, der in ihrer Abwesenheit bei
den Mädchen blieb. Um zwanzig vor eins traf sie bei ihr ein. Sie
klingelte nicht, sondern rief an und teilte Nadine mit, dass sie vor
der Haustür stehe. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet.
Nadine sah sie mit vom vielen Weinen geröteten Augen an.
»Wieso kommst du her? Was ist passiert?«
»Wir haben Frank gefunden. Jetzt reg dich nicht auf, er hat
sich in einem Hotel eingemietet und sich volllaufen lassen. Er
wurde in die Höchster Klinik gebracht. Ich dachte, du brauchst
vielleicht jemanden, der das Haus hütet, während du bei ihm
bist.«
»Wie schlecht geht's ihm?«, fragte Nadine mit sorgenvoller
Stimme.
»Wie's ausschaut, hat er 'ne Alkoholvergiftung. Aber er hat
eins gesagt, nämlich dass er dich über alles liebt. Und du weißt,
Kinder und Betrunkene sagen die Wahrheit. Aber die kriegen ihn
wieder hin, wir haben ihn zum Glück rechtzeitig gefunden.«
Nadine weinte stumme Tränen, zog sich eine Jacke über und
Schuhe an und umarmte Julia Durant. »Ich hab so viel falsch
gemacht, das werde ich mir nie verzeihen. Ich liebe ihn doch
auch.«
»Ihr müsst reden, das ist das Wichtigste. Aber ich würde das
aufschieben, bis er wieder einigermaßen klar ist.«
»Danke, dass du heute Nacht hier bleibst. Das werde ich dir
nie vergessen. Steffi und Marie schlafen, vor sieben werden die
selten wach.«
»Gut. Ich kenn ja mein Zimmer. Tschüs und fahr um Himmels
willen vorsichtig.«
Sie ging ins Bad, wusch sich die Hände und das Gesicht, zog
sich bis auf die Unterwäsche aus und legte sich gleich ins Bett.
Der Tag hatte seine Spuren deutlich hinterlassen, ihre Füße und
ihr Rücken schmerzten, ein leichtes Stechen machte sich in den
Schläfen bemerkbar. Sie nahm noch eine Tablette aus ihrer Tasche,
spülte sie mit einem Schluck Wasser hinunter und drehte
sich danach auf die linke Seite. Sie war so müde, dass sie sofort
einschlief.
Montag, 22.45 Uhr
Berger stellte die beiden Einkaufstüten mit den Ordnern
in sein Arbeitszimmer und begrüßte seine Frau Marcia mit einem
Kuss.
»Ist spät geworden, ich weiß«, sagte er, »und es wird noch
später werden. Ich muss noch einige Akten durchsehen. Tut mir
leid.«
»Wann wirst du pensioniert?«, fragte sie lächelnd und
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