Das Todeskreuz
mal ansehen?«, fragte Brandt.
»Nein, ich habe es meinem Informanten zugesagt. Das hat
nichts mit Ihnen zu tun, aber ich pflege meine Versprechen zu
halten. Alles, was Sie wissen wollen, bekommen Sie von mir. Ich
werde mich nachher, wenn ich alleine bin, eingehend damit beschäftigen
und alles Wesentliche aufschreiben. Bitte haben Sie
Verständnis dafür.«
»Ich dachte nur, vier, sechs, acht oder zehn Augen sehen mehr
als ...«
»Sie haben durchaus recht, aber trotzdem muss ich Ihnen allen
eine Absage erteilen. Ich bin eben altmodisch. Kommen wir zum
heutigen Tag. Wer übernimmt wen? Herr Kullmer und Frau Seidel
befragen Frantzen, Frau Durant und Herr Brandt, Sie fahren
zu Klein und Partner?«
»Sicher«, sagte Durant, doch Brandt schüttelte den Kopf und
winkte ab.
»Tut mir leid, aber ich muss zurück nach Offenbach.«
»Und dort?«, fragte Berger.
»Wir haben auch einen Toten in unserm Gebiet«, antwortete
Brandt nur. »Ich halt Sie auf dem Laufenden. Außerdem sollten
wir schnellstmöglich die drei Burschen auftreiben. Haben wir die
Adressen?«
Berger verneinte. »Was wollen Sie sie fragen?«
»Ich glaube, ich will sie nichts fragen, sondern nur warnen.
Am besten fangen wir bei diesem Möller an. Wenn er jetzt das
Baugeschäft leitet, sollte es nicht schwer sein, ihn zu finden. Und
über ihn kommen wir bestimmt auch an die andern ran. Er wird
nervös werden, da bin ich mir ziemlich sicher.«
»Herr Brandt, bei allem Verständnis, aber in dem Augenblick,
in dem wir Möller mit einem Fall konfrontieren, der zehn Jahre
zurückliegt und als abgeschlossen gilt, machen wir die Pferde
scheu. Er wird sich mit seinem Vater kurzschließen, der sich mit
seinem Freund, dem Oberstaatsanwalt, und wir sind raus aus
dem Rennen.«
»Und wie bitte schön wollen Sie vorgehen? Wir werden
zwangsläufig jemandem auf die Füße treten, es kommt nur darauf
an, wie fest. Vertrauen Sie mir und meinem berühmten Einfühlungsvermögen.
Auch wenn ich nur aus Offenbach komme...«
»Ich verstehe zwar nicht ganz, worauf Sie hinauswollen, aber
um Sie zu beruhigen, in diesem Präsidium sind eine Menge Beamte,
die früher in Offenbach gearbeitet haben oder dort wohnen.
Zufrieden?«, sagte Berger.
»Nein, das bin ich erst, wenn der Fall gelöst ist.«
»Na also, nichts anderes wollen wir auch. Aber vielleicht verraten
Sie mir, wie Sie vorgehen wollen.«
»Nach meiner bewährten Methode«, antwortete Brandt trocken.
»Ich werde keine alten Wunden aufreißen, darauf haben
Sie mein Wort. Glauben Sie mir, ich möchte genau wie Sie, dass
diese Schweinerei aufgedeckt wird. Aber dazu gehört natürlich
auch, dass die nächsten Angehörigen und der Exverlobte von
Laura Kröger und auch die Angehörigen von Guttenhofer befragt
werden. Denn auch aus diesem Umfeld könnten die potenziellen
Täter stammen. Lassen Sie nur einen von ihnen rausgekriegt haben,
was damals wirklich abgelaufen ist.«
»Wir sollten auch nicht die Tochter der Sittler und Frau Cornelius
aus den Augen verlieren«, sagte Durant. »Aber ansonsten
bin ich voll und ganz der Ansicht von Herrn Brandt.«
»Bevor ich gehe, möchte ich noch bemerken, dass meiner
Meinung nach gerade bei Frantzen und Klein besonderes Fingerspitzengefühl
angesagt ist. Ich traue weder dem einen noch dem
andern. Für mich sind das Advocati Diaboli, die mit zum Circulus
vitiosus gehören, wenn Sie verstehen. Wie die Sittler, Buchmann und die andern bisher von Ihnen namentlich nicht Genannten.
«
»Und was schlagen Sie vor?«, fragte Berger leicht gereizt ob
der geschwollenen Ausdrucksweise von Brandt. »Sollen wir die
Anwälte des Teufels aus dem Teufelskreis mit Glacehandschuhen
anfassen?«
»Sie haben doch selbst gesagt, dass wir mit Fingerspitzengefühl
vorgehen sollen. Bei Frantzen einfach nur fragen, warum die
Sittler bei ihm als Partner eingestiegen ist. Auf keinen Fall die
Sache von vor zehn Jahren erwähnen. Und ich bitte Sie darum,
Dr. Klein mir zu überlassen.«
»Hat das einen besonderen Grund?«
»Reicht es, wenn ich Ihnen diesen Grund morgen nenne?«,
fragte Brandt zurück, während Durant sich ein Grinsen kaum
verkneifen konnte.
»Kennen Sie Dr. Klein?«
»Indirekt«, antwortete Brandt ausweichend.
»Ich nehme an, Sie werden mir nicht verraten, was genau Sie
mit indirekt meinen?«
»Schon, aber nicht jetzt. Doch um Sie zu beruhigen, es ist mit
ein Grund, warum ich so schnell wie möglich nach Offenbach
zurückwill und
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