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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sich zurück und faltete die Hände über dem Bauch.
    Er sagte nichts weiter, sondern wartete die Reaktionen der Kollegen
ab.
    »Er war also etwa zur gleichen Zeit in Darmstadt wie die Sittler
«, konstatierte Durant mit gedämpfter Stimme und sah von
Berger zu Brandt, der aufmerksam zuhörte. »Aber das ist doch
nicht alles, oder? Welche Infos haben Sie noch?«
    Berger deutete auf den schwarzen Koffer und sagte: »Hier
drin befinden sich zwei dicke Aktenordner mit Kopien von Unterlagen,
die es eigentlich gar nicht gibt.« Und als Durant und
Brandt ihn unterbrechen wollten, hob er die Hand und fuhr fort:
»Lassen Sie mich meine Ausführungen zu Ende bringen, danach
können Sie Fragen stellen. Sagt irgendeinem von Ihnen der Fall
Laura Kröger etwas? Oder der Fall Peter Guttenhofer?«
    Kopfschütteln.
    »Sehen Sie, das dachte ich mir. So ging's mir gestern nämlich
auch. Erst als mein Informant Details nannte, hat's bei mir
geklingelt, vor allem beim Namen Guttenhofer. Er wurde am
31. 10. 95 aus einem neben ihm fahrenden Auto heraus mit
einer Pumpgun erschossen, von dem oder den Tätern fehlte
lange Zeit jede Spur.«
    »Ich erinnere mich vage«, sagte Brandt und beugte sich nach
vorn. »Da sind aber nicht viele Informationen durchgesickert,
soweit ich weiß. Und das wurde doch alles von Darmstadt bearbeitet.
«
    »Richtig. Aber das ist noch längst nicht alles. Circa sechs
Wochen nach diesem Mord wurde eine Laura Kröger vergewaltigt,
misshandelt und mit einem Kopfschuss hingerichtet. Die
Anklage im Fall Peter Guttenhofer wurde von Frau Dr. Corinna
Sittler vertreten, der Vorsitzende Richter war Dr. Bernd Buchmann.
Im Fall Laura Kröger wurde die Anklage ebenfalls von
Dr. Sittler vertreten, und auch hier war der Vorsitzende Richter
Dr. Buchmann. Aber eigentlich handelte es sich nur um einen
Fall und eine Verhandlung. Na ja, um genau zu sein, es gab gar
keine Verhandlung.«
    »Augenblick«, warf Kullmer irritiert ein, »wieso nur ein Fall
und eine Verhandlung? Und wieso doch keine Verhandlung?
Könnten Sie vielleicht etwas deutlicher werden?«
    »Kann ich. Im Februar wurden drei junge Männer bei einer
allgemeinen Verkehrskontrolle verhaftet, weil sie in ihrem Kofferraum
mehrere Waffen hatten, unter anderem den Revolver, mit
dem Laura Kröger getötet wurde, und die Pumpgun, mit der Peter
Guttenhofer erschossen wurde.« Berger machte eine Pause, stand
auf, holte sich einen Kaffee und stellte sich mit dem Rücken ans
Fenster. Er nippte am Becher, atmete einmal tief durch und fuhr
fort: »Aus genau diesem Grund war es nur ein Prozess, der nie
stattfand. Ich weiß, das klingt alles ziemlich abenteuerlich und
verwirrend, ist es aber nicht. Das eigentlich Interessante kommt
nämlich noch, ich will Sie nicht länger auf die Folter spannen. Es
sollte natürlich eine Anklage wegen zweifachen Mordes erhoben
werden, doch dazu kam es nicht, denn man scheint sich im Vorfeld
gütlich geeinigt zu haben. Bevor Sie Fragen stellen, weil Sie
mit Sicherheit sehr verwirrt sind, werde ich Ihnen erklären, wie
es zu dieser Einigung kam und was damals wirklich abgelaufen
ist. Anfangs standen die beiden Morde im Vordergrund und auch
noch etliche weitere Delikte wie Einbruch, Raub, Diebstahl,
Körperverletzung, Vergewaltigung, Nötigung, illegaler Waffenbesitz,
um nur einige zu nennen. Was jedoch eine wesentliche
Rolle spielte, war, dass alle drei Kerle aus sehr guten Häusern
stammten - der Sohn eines Kommunalpolitikers und Bauunternehmers,
der Sohn eines Immobilienmaklers und der Sohn eines
Topmanagers. Die Familien waren und sind vermutlich noch immer
untereinander befreundet und natürlich tunlichst darauf bedacht,
den Ruf nicht zu verlieren. Ich meine, wer will das schon
wegen ein paar Dumme-Jungen-Streiche«, sagte er ungewohnt
sarkastisch. »Eine weitere Rolle spielte, dass die Eltern nicht nur
über reichlich Geld, sondern auch über die entsprechenden Beziehungen
nach ganz oben verfügten, will heißen, zur Staatsanwaltschaft
und zum Gericht. Dazu zählten unter anderem Dr. Sittler
und Dr. Buchmann. Von Anfang an wurde die Öffentlichkeit
weitestgehend rausgehalten, die Presse sowieso, es gab nur einen
einzigen Bericht über die Fälle. Es kam natürlich zum Prozess,
aber nicht wegen der Morde und anderer schwerer Delikte, sondern
es wurden nur ein paar Einbruchdiebstähle, Taschenraub,
Drogen- und illegaler Waffenbesitz verhandelt, denn schon lange
vor Prozessbeginn

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