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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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zu scherzen. Die
damals zwanzig- bis dreiundzwanzigjährigen Kerle wurden vor
den Kadi gezerrt und auch verurteilt, aber nur wegen Einbrüchen,
Taschenraub und illegalem Waffenbesitz. Die Urteile bewegten
sich zwischen achtzehn Monaten und zwei Jahren auf Bewährung.
    Weder die Morde noch die Vergewaltigungen und Raubüberfälle
waren Teil der Verhandlung. Damit war allen gedient
außer den Opfern und den Angehörigen der Opfer. Die Westen
blieben weiß, die Sittler, Buchmann und noch einige andere haben
sich die Taschen vollgestopft, und heute spricht keiner mehr
über diese beiden Morde. Das ist leider die traurige Wahrheit.
Und wir alle, damit meine ich mich und die Kollegen aus Frankfurt,
gehen davon aus, dass die Morde an Sittler und Buchmann
mit diesem Fall zusammenhängen.«
    Als Brandt nicht weitersprach, sagte Klein mit zusammengekniffenen
Augen: »Da kommt doch noch was, das sehe ich Ihnen
an.«
    Brandt nickte und beugte sich nach vorn, die Hände gefaltet.
»Ja, da kommt allerdings noch was, und ich möchte Sie bitten,
mir genau zuzuhören. Die Sittler lebte seit zehn Jahren völlig
abgeschottet von der Außenwelt im Frankfurter Norden. Sie war
krank, litt unter Agoraphobie und hat deshalb ihr Haus nicht
mehr verlassen. Dennoch war sie für die Frankfurter Kanzlei
Frantzen und Partner tätig, und zwar als Partner. Frantzen war
damals einer der Anwälte. Ein anderer Anwalt war ein Dr. Blume.
Es gab aber, wie Sie sich vorstellen können, noch einen dritten
im Bunde.«
    »Ja, und? Wer ist dieser Dritte im Bunde?«
    »Sie werden's nicht gerne hören, aber der Dritte war Dr. Klein
von Klein und Partner.«
    Für einen Moment hätte das Fallen einer Stecknadel wie die
Explosion einer Atombombe geklungen. Elvira Klein atmete
flach und schnell, und ihre Augen waren beinahe unnatürlich geweitet,
als sie Brandt ungläubig ansah. Sie schluckte schwer und
schüttelte ganz leicht den Kopf.
    »Sie sprechen von meinem Vater. Wenn ich Ihre bisherigen
Ausführungen richtig verstanden habe, dann unterstellen Sie
ihm, dass er wider das Gesetz gehandelt hat.«
    »Frau Klein ...«
    Sie sprang auf, wedelte mit den Armen und schrie: »Nein,
nein, nein, da haben Sie sich in etwas verrannt! Nicht mein Vater!
    Nein, ich kenne ihn, der würde so etwas nie machen. Herr Brandt,
das geht zu weit, das geht wirklich zu weit...«
    »Stimmt, es geht zu weit«, sagte er ruhig und besonnen, und
er hätte Elvira Klein am liebsten in den Arm genommen und beschützt,
denn er konnte sich lebhaft vorstellen, was jetzt in ihr
vorging, doch sie hätte eine Umarmung niemals zugelassen,
schon gar nicht von ihm. »Es wurden Deals zwischen den Anwälten,
ihren Mandanten und der Staatsanwaltschaft ausgehandelt.
    Alle haben davon profitiert, schließlich ging es um Reputation
und Macht. Ihr Vater, das wissen wir, ist mit einem Walter
Möller, Bauunternehmer und Kommunalpolitiker, seit vielen
Jahren eng befreundet. Hab ich recht?«
    »Ja und, das ist doch kein Verbrechen?! Ich kenne Möller, seit
ich ein Kind war. Und ich kenne auch seinen Sohn Magnus.«
    »Ihr Vater hat die Vertretung von Möllers Sohn übernommen,
und es wäre schon mehr als ein Wunder, hätte er von den Deals
nichts gewusst. Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber
ich dachte mir, es ist besser und auch fairer, wenn Sie es von mir
erfahren als irgendwann im Zuge der weiteren Ermittlungen. Ich
werde mit Ihrem Vater nicht sprechen, auch nicht die Frankfurter.
    Ich dachte, das überlasse ich Ihnen.«
    Elvira Klein hatte Tränen in den Augen und ließ sich in ihren
Sessel fallen, fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und sagte mit
stockender Stimme: »Wieso sind Sie so sicher, dass mein Vater
so was gemacht hat? Steht das irgendwo geschrieben?«
    »Reden Sie mit ihm, er wird Sie nicht anlügen, Sie sind schließlich
seine Tochter«, antwortete er ausweichend, denn er wollte ihr
nichts von den Unterlagen erzählen, die Berger hatte.
    »Was soll ich ihm denn sagen? Papa, stimmt das, dass du
schmutzige Geschäfte abgewickelt hast? Hast du dich mit Staatsanwälten
abgesprochen, um so Mörder freizukriegen? Vielleicht
ganz gemütlich im Bordell bei Champagner und mit ein paar Huren
im Whirlpool? Und was hast du dafür bekommen? Soll ich
ihm das so vor den Kopf knallen?«, fragte sie sichtlich erschüttert,
während ihr immer noch Tränen über die Wangen liefen,
obgleich sie krampfhaft versuchte die Fassung zu wahren. Brand

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