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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Augen, Corinna Sittler nackt auf
dem Laken, ein Kreuz in den Rücken geritzt, die blauen Seidenstrümpfe
an den schlanken, wohlgeformten Beinen, die fast
schwarzen Haare wie um den Kopf drapiert, dachte sie mit einem
Mal an die Erzählung von Leslie, an den Überfall auf ihre Mutter,
der der Auslöser für die Krankheit war. Wer hat dich damals
überfallen? Ist das jemals geklärt worden? War es jemand, der
danach zehn Jahre geduldig verstreichen ließ, bevor er seinen Racheplan
vollendete? Wie bei Buchmann?
    Durant sah sich weiter um, blieb am Fenster stehen und
schaute hinaus. Es gibt keine andere Erklärung, sowohl die Sittler
als auch Buchmann sind schon vor Jahren aus Darmstadt
weggegangen. Und es gab offensichtlich auch keine weitere Verbindung
mehr zwischen beiden. Oder etwa doch? Was, wenn sie
doch noch Kontakt hatten? Übers Internet ist alles möglich, sie
hätten auch telefonieren können. Aber Buchmann hätte durchaus
auch hin und wieder heimlich hier ins Haus ... Nein, das ist zu
abwegig. Trotzdem sollten wir das überprüfen. Sie schloss die
Augen und spürte wieder dieses Kribbeln, das sich immer dann
bemerkbar machte, wenn sie vor einer geschlossenen Tür stand
und kurz davor war, sie aufzustoßen. Wie jetzt. Sie legte die
Hand auf den Mund und ließ noch einmal alles Revue passieren,
was sie in den letzten beiden Tagen erfahren hatte. Sittler und
Buchmann wurden definitiv wegen der Fälle Guttenhofer und
Kröger umgebracht, das ist für mich einfach Fakt. Meines Wissens
gab es außerdem keine weiteren derart markanten Fälle in
den Neunzigern im Rhein-Main-Gebiet, die von den beiden bearbeitet
wurden. Aber ich hab ja auch erst vorhin zum ersten
Mal von Guttenhofer und Kröger erfahren. Da ist eine Menge
unter den Tisch gekehrt worden. Ich frag mich nur, warum die
Angehörigen und Freunde nicht Sturm gelaufen sind. Ich muss
mit denen reden, am besten noch bevor ich zu diesem Magnus
Möller fahre. Der kann warten, genau wie seine Freunde. Hier
komm ich nicht weiter. Mich würde nur interessieren, was die
Auswertung der Computer ergeben hat. Sie holte das Telefon
aus ihrer Tasche und rief Berger an, doch er sagte, dass er noch
keine Mitteilung aus der Computerabteilung erhalten habe, er
werde sich aber sofort drum kümmern.
    »Haben Sie was zu schreiben zur Hand?«, fragte er.
    »Ja, gleich«, antwortete sie und nahm ihren Notizblock und
einen Kuli und notierte die Adressen von Magnus Möller, Andreas
Reiter und Thomas Gebhardt.
    »Die andern folgen in ein paar Minuten«, sagte Berger und
legte einfach auf.
    Das ist doch schon mal was, dachte Durant. Möller wohnt und
arbeitet in Dieburg, Reiter lebt und arbeitet in Offenbach, und
Gebhardt wohnt im Ben-Gurion-Ring in Bonames. Letztere
Adresse war Durant bekannt. Dort hatte sie schon einmal einen
Mann festgenommen, der seinen zweijährigen Sohn aus dem
Fenster im vierten Stock geworfen und die Ehefrau fast totgeschlagen
hatte. Er wurde zu fünfzehn Jahren Haft verurteilt. Dass
es nicht lebenslang wurde, hatte er allein der Tatsache zu verdanken,
dass er zum Zeitpunkt der Tat mit Drogen und Alkohol zu
gedröhnt war. Seine Frau saß aber seitdem im Rollstuhl und vegetierte
in einem Pflegeheim vor sich hin. Häusliche Gewalt war
in dieser Gegend recht häufig anzutreffen, aber selten in solch
exzessiver Form. Durant fragte sich, was Gebhardt, einen ehemaligen
Studenten, dorthin verschlagen hatte. Eine Antwort darauf
würde sie spätestens erhalten, wenn sie mit ihm sprach.
    Sie blieb eine Dreiviertelstunde im Haus, das ein Vermögen
wert war. Wenn Leslie es erbte, wovon Durant ausging, würde sie
mindestens zwei Millionen dafür bekommen, vielleicht sogar
mehr. Allein die Panzerverglasung hatte Unsummen verschlungen,
der edle Marmorfußboden, der das gesamte Erdgeschoss
bedeckte, ebenfalls, die beiden luxuriösen Bäder mit den goldglänzenden
Armaturen, die sofort ins Auge fielen, selbst das riesige
Arbeitszimmer, in dem die Sittler sich die meiste Zeit aufgehalten
hatte, war mehr wert als eine mittlere Eigentumswohnung.
Nee, zwei Millionen reichen bei weitem nicht aus, dachte Durant.
Aber ich gehe jede Wette ein, dass du für diese Hütte nicht
einen Pfennig bezahlt hast, sondern ein großzügiger und dankbarer
Unternehmer dir das alles spendiert hat. Zum Selbstkostenpreis,
die Materialien äußerst preisgünstig eingekauft bei einem
oder mehreren Freunden, die Handwerker vermutlich

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