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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ungewöhnlich irritiert und unsicher wirkte, immer
wieder beobachtete. Ihre Hand zitterte leicht, als sie das erste
Stück Pizza nahm und davon abbiss.
    »Verraten Sie mir jetzt, was das alles soll?«, fragte sie nach
einer Weile.
    »Auf Ihr Wohl.« Brandt hob sein Glas Wein und prostete ihr
zu. »Kommen Sie, ich habe nicht vor, Sie betrunken zu machen.
«
    Zögernd hob auch sie ihr Glas, nippte an dem Wein, und dann
plötzlich leerte sie das Glas in einem Zug. Brandt war verblüfft,
vor allem, weil sie sich gleich nachschenkte. Nachdem sie fünf
Stücke gegessen und zwei Gläser Wein getrunken hatte, stand sie
auf, ging ein paarmal im Zimmer auf und ab, als würde sie einen
Verdauungsspaziergang machen, bevor sie wieder Platz nahm.
    »So, ich bin bereit«, sagte sie außergewöhnlich freundlich,
fast liebenswert, und in ihren Augen war ein anziehendes, bezauberndes
Funkeln. Die raue Schale war zumindest für den Moment
von ihr abgefallen, was vermutlich am Wein lag, und hervor
kam eine ganz andere Elvira Klein, eine, die er mochte.
»Der Fall Sittler und Buchmann ist viel komplizierter und
komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Was wissen Sie
über Frau Sittler aus ihrer Zeit in Darmstadt?«
    »Meinen Sie als Staatsanwältin?«
    »Ja.«
    »Nur, dass sie ziemlich erfolgreich war. Kommen Sie doch
bitte endlich auf den Punkt«, sagte sie ungeduldig, aber nicht unfreundlich.
    »Ich habe mich vorhin gegenüber den Kollegen aus Frankfurt
zur Verschwiegenheit verpflichtet. Kann ich mich darauf verlassen,
dass vorerst nichts von dem, was ich Ihnen jetzt berichte
diese vier Wände verlässt? Ich brauche Ihre Zusage.«
    »Wenn Sie es wünschen.«
    »Ich meine damit in erster Linie Ihre Vorzimmerdame und
alle, die mit der Staatsanwaltschaft zu tun haben. Ich habe Ihr
Wort?«
    »Ja, sagte ich doch schon. Ich bin von Seiten der Staatsanwaltschaft
mit dem Fall betraut. Jetzt machen Sie's doch nicht so
spannend.«
    »Wie ich schon erwähnte, war ich vorhin in Frankfurt. Und
dort habe ich Sachen über Frau Sittler und Herrn Buchmann erfahren,
die für Sie bestimmt nicht sehr erfreulich sind. Sie waren
beide korrupt, haben Beweismittel vernichtet oder vernichten
lassen und ...«
    »Jetzt hören Sie aber auf! Wer hat Ihnen denn dieses Märchen
aufgetischt?«
    »Es ist kein Märchen, sondern leider bittere Wahrheit. Es geht
um zwei Mordfälle im Jahr 1995, eines der Opfer hieß Laura
Kröger und das andere Peter Guttenhofer. Sagen Ihnen die Namen
etwas?«
    Elvira Klein überlegte und schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir
leid.«
    »Guttenhofer wurde auf der A 661 aus einem fahrenden Auto
heraus erschossen, während er selbst am Steuer saß.«
    »Oh, der Fall. Ich hab das allerdings nur am Rande mitgekriegt,
ich war da noch an der Uni. Aber mit Laura Kröger kann
ich überhaupt nichts anfangen.«
    Brandt berichtete in den folgenden Minuten ausführlich über
die Morde, die Polizeikontrolle, die Festnahme der drei jungen
Männer, deren Namen er bewusst noch verschwieg, und wie noch
vor Anklageerhebung die wichtigsten Beweismittel verschwunden waren. Danach machte er eine Pause, trank etwas und sah
Elvira Klein mit ernstem Blick an. Er hatte Angst vor dem, was
er ihr noch sagen musste. Es würde ein Schock für sie sein, aber
er konnte und dürfte es ihr nicht verheimlichen.
    »Und weiter?«
    »Die damalige Staatsanwältin war Frau Sittler und der Vorsitzende
Richter im Prozess Herr Buchmann. Ich verzichte bewusst
auf die akademischen Titel, denn die haben die beiden nicht verdient
- ganz im Gegensatz zu Ihnen«, fügte er hinzu.
    »Ein solches Kompliment aus Ihrem Mund. Danke«, erwiderte
sie und errötete zum dritten Mal an diesem Mittag. »Aber
ich habe noch nicht promoviert.«
    »Wichtig zu wissen ist, warum die Beweismittel vernichtet
wurden. Die drei damals noch jungen Kerle sind die Söhne von
sehr einflussreichen Männern im Kreis Darmstadt-Dieburg.
    Wirtschaftlich und politisch einflussreich, sollte ich der Vollständigkeit
halber hinzufügen. Diese Männer hatten und haben vermutlich
noch immer allerbeste Beziehungen zur Justiz auf allen
Ebenen. Es war für sie ein Leichtes, mit großen Geld- und Sachgeschenken
einen Richter, einen Oberstaatsanwalt und zwei
Staatsanwälte zu kaufen, darunter Buchmann und Sittler.«
    »Das ist jetzt kein Scherz, oder?«, sagte Elvira Klein zweifelnd,
den Kopf leicht zur Seite geneigt.
    »Es gibt gewisse Dinge, da pflege ich nicht

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