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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Bauch hindurchquetschen konnte. Seine Kabine lag im Halbdunkel. Alle möglichen Formen und Gegenstände zeichneten sich in dem schwachen Schimmer ab. Er stand auf und schaute in Richtung der Lichtquelle. Eine kühle salzige Brise wehte ihm in das verschwitzte Gesicht. Er traute seinen Augen nicht. Die äußere Kabinenwand war verschwunden!
    Stattdessen klaffte dort ein riesiges Loch, durch das er sehen konnte, wie sich das Mondlicht auf der Wasseroberfläche spiegelte. Er arbeitete sich fieberhaft voran, und wenige Minuten später hatte er seine Frau erreicht. Mit einem Zipfel seiner Pyjamajacke wischte er ihr das Blut von Stirn und Wangen und küsste sie zärtlich.
    »Ich kann mich nicht bewegen«, sagte sie beinahe entschuldigend.
    Was auch immer ihn in die nächste Kabine geschleudert hatte, es hatte außerdem Myras stählernes Bettgestell vom Boden abgerissen und gegen die Wand gepresst, als wäre es der Klappbügel einer Mausefalle. Myra befand sich in einer fast aufrechten Position, und glücklicherweise schützte die Matratze sie vor dem Druck der verhedderten Bettfedern, aber der Rahmen zwang sie gegen die Wand. In ihrem Rücken befand sich der metallene Schacht eines der Schiffsaufzüge. Myras rechter Arm war frei und baumelte neben ihr herab.
    Carey packte die Kante des Rahmens und zog. Zwar war er bereits Mitte fünfzig, aber dank seiner Zeit als Arbeiter besaß er noch immer beträchtliche Kraft. Er legte das ganze Gewicht seines massigen Körpers in die Anstrengung. Der Rahmen gab ein kleines Stück nach, schnellte aber sofort wieder in die Ausgangsstellung zurück, sobald Jake losließ. Er versuchte, den Rahmen mit einem Stück Holz aufzubiegen, besann sich jedoch sogleich eines anderen, weil Myra einen Schmerzensschrei ausstieß. Entmutigt ließ er das Holz fallen.
    »Liebling«, sagte er und bemühte sich, möglichst ruhig zu wirken. »Ich hole Hilfe. Ich muss dich kurz allein lassen. Es dauert nicht lange. Ich komme zurück. Versprochen.«
    »Jake, du musst dich retten. Das Schiff …«
    »So
leicht wirst du mich nicht los, meine Liebe.«
    »Um Gottes willen, sei kein Dummkopf.«
    Er küsste sie ein weiteres Mal. Ihre Haut, die sonst immer so warm war, fühlte sich klamm an. »Denk an die Sonne der Toskana, während du wartest. Ich bin gleich wieder da. Ganz sicher.«
    Er drückte ihre Hand, entriegelte von innen die Tür und trat auf den Korridor. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was er machen sollte. Ein kräftig wirkender, stämmiger Mann kam auf ihn zu. Jake packte ihn an der Schulter und wollte ihn um Hilfe bitten.
    »Aus dem Weg!« Mit weit aufgerissenen Augen stieß der Mann Jake einfach beiseite, obwohl Carey alles andere als schmächtig war.
    Verzweifelt sprach Jake einige andere Männer an. Dann gab er auf. Keine Samariter hier. Es war, als würde er versuchen, einen einzelnen Stier aus einer vor Durst halb wahnsinnigen Viehherde zu angeln, die auf ein Wasserloch zustürmte. Er konnte es den Leuten nicht verübeln, dass sie um ihr Leben rannten. Seine Mitpassagiere würden ihm nicht helfen, so viel war klar. Es musste ihm gelingen, jemanden von der Besatzung aufzutreiben. Mühsam darauf bedacht, auf dem schrägen Boden nicht den Halt zu verlieren, reihte er sich in die Menge ein und machte sich auf den Weg zu den höher gelegenen Decks.
    Angelo hatte sich einen flüchtigen Überblick über die Lage verschafft. Was er da sah, gefiel ihm ganz und gar nicht, vor allem auf der Steuerbordseite, die sich immer mehr dem Wasserspiegel entgegenneigte.
    Man hatte fünf Rettungsboote zu Wasser gelassen, die ausschließlich mit Besatzungsmitgliedern gefüllt waren.
    Dutzende verängstigter Kellner und Küchenhilfen sprangen in die gefährlich überladenen Boote und ruderten auf ein weißes Schiff zu. Ein einziger Blick auf den zerdrückten Bug des Schiffs und das klaffende Loch in der Flanke der
Doria
verriet Angelo, was passiert war. Gott sei Dank hatten viele der Passagiere sich beim Zusammenprall nicht in ihren Kabinen aufgehalten, sondern den letzten Abend an Bord gefeiert.
    Er machte sich auf den Weg nach backbord. Es war nicht ganz einfach, das schräge Deck emporzuklettern, denn Öl und Wasser von den Schuhen der Passagiere und Besatzungsmitglieder hatten es mit einem rutschigen Film überzogen. Zentimeter für Zentimeter zog er sich an den Handläufen und Türpfosten einen Korridor entlang und erreichte schließlich das Promenadendeck.
    Die meisten Passagiere hatten sich instinktiv auf die

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