Das Tor des Suedens
Nottr, und Hoffnung stieg in ihm hoch, als er an den Alten dachte. Sie verpuffte aber, als ein weiteres Eismonster die Halle betrat. Es trug den in einem Eisblock eingebetteten Sadagar, der unverständlicherweise lächelte. Unweit von Nottr legte das Ungeheuer den Steinmann sanft auf den Boden.
»Nun sind wir endgültig verloren«, flüsterte Barko.
»Nur Mut, meine Freunde«, sagte Sadagar fröhlich.
Nottr stierte ihn an. Die Aufregungen waren wohl zu viel für den Alten gewesen, und er hatte sich in den Wahnsinn geflüchtet.
»Komm ein wenig näher, Nottr«, flüsterte Sadagar fast unhörbar.
Zögernd glitt Nottr heran. Es dauerte ziemlich lange, bis er endlich neben Sadagar lag.
»Hör mir gut zu, Nottr«, hauchte der Alte und presste seinen Mund ganz nahe an Nottrs Ohr. »Nadomir wird uns helfen. Schweige. Sprich kein Wort. Ich habe ihn angerufen; frage mich nicht, wie das möglich ist. Aber er erschien, wagte sich mir jedoch nicht zu zeigen, denn er wollte den Eisgott täuschen. Ich weiß, dass dein Schwert verschwunden ist, aber wir werden es uns zurückholen. Nadomir hat mir ein paar Zaubersprüche verraten, die uns helfen werden. In meinem linken Ärmel habe ich ein Messer verborgen. Wälze dich langsam auf die Seite. Sobald der Eisgott zu uns spricht, werde ich handeln. Nun muss ich…«
Plötzlich war das wahnsinnige Lachen des Eisgottes zu hören, das von allen Wänden widerhallte.
»Ihr seid nun meine Gefangenen, liebe Freunde«, sagte die zischende Stimme. »Ihr müsst alle sterben, und ich verspreche euch, dass euer Tod grauenvoll sein wird. Ich will euch leiden sehen, ich will mich an euren Qualen weiden, und eure Schmerzensschreie werden Musik in meinen Ohren sein.«
Das Lachen wurde durchdringender, überschlug sich und ging in ein Kichern über.
Nottr hob ein wenig den Kopf. Die ihm gegenüberliegende Wand änderte die Form. Die Kristalle zerflossen, und die Wand wurde spiegelblank, warf dann Blasen, wurde silbrig, und fremdartige Schriftzüge erschienen.
»Erst werde ich mich der Frau zuwenden«, sprach Ukko weiter. »Steh auf, mein hübsches Kind!«
Sie gehorchte. Die Schneemenschen wichen langsam zurück.
»Tritt drei Schritte vorwärts, meine Schöne!«
Olinga folgte der Aufforderung. Alles in ihr krampfte sich zusammen, doch mutig blieb sie stehen und ließ sich nichts von ihrer Furcht anmerken. Sie warf der nun dunkelrot glühenden Wand einen bösen Blick zu.
»Achtung, Nottr«, flüsterte Sadagar.
Der Barbar kniff die Augen zusammen und spannte die Muskeln an.
Plötzlich hielt Sadagar das Messer in der linken Hand. »Karne!«
»Schlüpf aus deinen Kleidern, meine Schöne!« kicherte Ukko. »Ich will mich an deinen Formen erfreuen.«
Olinga zögerte.
Das Messer glühte, und blitzschnell drückte Sadagar die Klinge auf die Eisfessel, die augenblicklich schmolz. Nottr griff nach dem Dolch, setzte sich auf und löste die Fußfessel.
Der Eisgott hatte bis jetzt anscheinend nichts von den Vorgängen bemerkt. Vermutlich hatte er nur Augen für die Frau, und das war genau das, was Sadagar erhofft hatte.
Der Barbar beugte sich über Sadagar und setzte das Messer ans Eis. Dampf stieg zischend hoch.
»Naweza kuptata volta baada!« schrie der Steinmann einen der Zaubersprüche, die ihm Nadomir verraten hatte.
Die Wirkung des Spruches war verblüffend. Armdicke Blitze zuckten aus dem Nichts, die mal giftgrün, dann zitronenfarben und dann wieder feuerrot waren. Sie rasten durch die Halle und explodierten an den Wänden und der Decke, und einige bohrten sich in den Boden.
Nottr achtete nicht auf das gewaltige Schauspiel, er befreite Sadagar aus der Umklammerung des Eispanzers. Der Alte sprang hoch und wandte sich den drei Eismonstren zu, die er mit ebenso vielen Messern durchbohrte.
»Leg deine Hand auf die Scheide, Nottr! Mach rasch! Dann sprich mir die Worte nach!«
Nottr umklammerte die Schwertscheide.
»Ufungo!« schrie Sadagar.
Immer mehr Blitze tobten durch die Halle, fraßen mannsgroße Löcher in die bebenden Wände.
»Ufungo!« sagte Nottr.
»Tuna chumba pamojo!«
Auch diesen Satz sprach Nottr nach.
Ein surrendes Geräusch kam aus dem Boden, das lauter und durchdringender wurde. Die spiegelnde Eisfläche platzte auf, und Nottrs Krummschwert schoss aus der Öffnung hervor und raste auf ihn zu. Die Klinge war weißglühend und loderte. Geschickt ergriff Nottr den Knauf.
»Jetzt ist der Sieg unser«, sagte er zufrieden.
Dampfwolken hüllten die Halle ein. Der Boden
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