Das Tor des Suedens
er, und wieder fraß sich das glühend heiße Schwert durch die Eisschicht.
Er brummte zufrieden, als er eine Öffnung in die Wand geschnitten hatte, die groß genug war, dass sie hindurchrutschen konnten.
Der Gang war nur etwa drei Fuß hoch, Boden und Decke waren rau, aber das störte Nottr nicht. »Folgt mir«, sagte er brummend und kroch in den Tunnel, der aber nach wenigen Schritten noch niedriger wurde. Nun ließ er sich auf alle viere nieder und kroch weiter.
Er dachte an Olinga und fragte sich, ob sie noch am Leben sei. Der Gedanke an sie ließ seine Wut wieder erwachen. »Warte nur, verfluchter Eisgott«, sagte er mit knirschenden Zähnen, »ich werde dich töten!«
Der Gang endete in einer Höhle, die steil in die Tiefe führte. Auch hier war der Boden mit Eis bedeckt. Er hob das Schwert und sah die dicken, bizarr geformten Eiszapfen, die von der Decke hingen.
Sie verließen die Höhle, und ein gewaltiges Gewölbe lag vor ihnen. Es war so hoch, dass man die Decke nicht sehen konnte. Hier herrschte ein merkwürdiges Dämmerlicht, das alles trostlos und verschwommen erscheinen ließ.
Am Ende des Gewölbes erhob sich ein seltsames Haus, wie es Nottr nie zuvor gesehen hatte. Irgendwie erinnerte es ihn an die Burgen, die er in den vergangenen Monaten kennengelernt hatte, doch es war ganz anders, denn es war aus Eisblöcken erbaut – und es schien auf fremdartige Weise zu leben! Das Dach aus bizarren Schneegebilden änderte ständig die Form. Die Schneemassen wurden durch unsichtbare Kräfte zusammen gepresst, formten sich mal zu einer riesigen Kugel, dann wieder zu einer Pyramide, und überall wuchsen Eiszapfen hervor, die gelegentlich dick wie ein Männerarm waren, dann wieder so dünn wie Schneeschlangen. Ununterbrochen brachen Eiszapfen ab, fielen zu Boden, wanden sich wie Regenwürmer dahin und verschwanden in Bodenrissen.
Nottr legte seine Scheu ab und stapfte auf das unheimliche Eisschloss zu. Aravo und Barko folgten ihm nur sehr zögernd. Für sie war der Anblick der Eisburg noch unheimlicher, denn außer ihren niedrigen Erdhütten hatten sie noch keine Häuser gesehen.
»Ich bin sicher, dass in diesem Eisschloss der Eisgott haust«, knurrte Nottr. »Und ich verspreche euch, dass er mein Schwert zu kosten bekommen wird!«
Der Barbar suchte nach einer Tür fand aber keine. Er lächelte bösartig, als er vor einer der Wände stehenblieb und das Schwert hineinrammte. Die Wand erzitterte. Wasser spritzte hervor, und ein bestialischer Geruch drang auf Nottr ein, doch er ließ sich davon nicht abhalten, eine kreisrunde Öffnung in das Haus zu brennen.
Er sprang durch die Öffnung hindurch und gelangte in einen großen Raum, dessen Wände schräg und halb durchsichtig waren. Barko und Aravo waren ihm zitternd gefolgt.
Plötzlich änderten die Wände die Farbe, wurden giftgrün, dann durchsichtig. Sie blickten in Dutzende Räume, die meist leer waren, doch in einem sahen sie Dardo.
»Dardo!« schrie Barko.
Nun trat wieder Nottrs Schwert in Aktion. Es dauerte nicht lange, und sie hatten Dardo erreicht, dessen Körper mit einer dicken Eisschicht bedeckt war.
»Wo sind Olinga und Sadagar?« fragte Nottr.
»Ich weiß es nicht. Wir wurden von Monstern angegriffen, die einen eisigen Atem hatten. Adagar wurde wie ich gefangengenommen, doch Olinga konnte fliehen.«
»Sie lebt«, flüsterte Nottr, und ein breites Lächeln lag um seine Lippen. »Ich werde dich von deiner Eisschicht befreien, Dardo.«
Vorsichtig strich Nottr mit der Schwertspitze über das Eis, das schmolz und an vielen Stellen aufsprang.
Aravo und Barko stellten Dardo auf die Beine, und kurze Zeit später war er frei. »Danke, Nottr.«
Der Barbar nickte ihm kurz zu. »Nun suchen wir Olinga und Sadagar, dann töten wir den Eisgott!«
Die Wände, die sie umgaben, wurden milchig und undurchsichtig.
»Ihr werdet langsam lästig!« war die zischende Stimme des Eisgottes zu hören. »Besonders du, Barbar, mit dem flammenden Schwert. Dich werde ich jetzt töten!«
»Versuche es doch!« schrie Nottr. »Mein Schwert wird dich fressen, Eisgott!«
Die Wände schoben sich zusammen, rasten auf sie zu, doch das konnte Nottr nicht erschrecken, knurrend schlug er sie mit dem Krummschwert in Stücke. »So kannst du mich nicht töten, Eisgott!«
Eine dreieckige Öffnung tat sich nun vor ihnen auf. Dahinter lag ein schmaler Korridor, der in den verschiedensten Farben schimmerte.
Die Decke zitterte, dann bekam sie Risse. Nottr lief vorwärts, wich
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