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Das Tor des Suedens

Das Tor des Suedens

Titel: Das Tor des Suedens Kostenlos Bücher Online Lesen
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einem Eisbrocken aus, der auf ihn zuflog, drückte sich eng an die Wand und zerschlug einen weiteren Eiszapfen. Nun bebte auch der Boden, die Wände fielen zusammen, und ein kopfgroßes Stück fiel Nottr ins Gesicht, der in die Knie ging und verzweifelt mit dem Schwert um sich schlug. Doch der Eishagel wurde immer stärker, und die Brocken wurden immer größer. Ein Eisstück schlug ihm das Schwert aus der Hand, und ein zweites krachte so stark gegen seine Stirn, dass es ihm das Bewusstsein raubte.
    *
    Die vier Schneemenschen trieben Olinga einen breiten Korridor entlang.
    »Wohin bringt ihr mich?« fragte sie.
    »Eisgott«, antwortete der graue Riese.
    Sie musterte den Schneemenschen aufmerksam, der neben ihr ging. Sie hatte die Furcht vor den Riesen verloren, denn ihre braunen Augen blickten sanft und freundlich.
    »Bringen Frau zu Ukko.«
    »Ukko! Aber das ist doch…« Olinga konnte ihre Überraschung nicht verbergen.
    Schon als Kind hatte sie unzählige Sagen gehört, in denen der Eisgott die Hauptrolle gespielt hatte, und er war immer der Bösewicht gewesen. Sogar noch heute schreckte man die Kinder, wenn sie nicht folgsam waren, mit der Bemerkung, dass man sie Ukko übergeben werde. In den Erzählungen wurde Ukko als ein weißhaariger Riese dargestellt, der kleine Kinder zum Frühstück verspeiste, harmlose Wanderer überfiel und ihnen Arme und Beine abschnitt. Ukko war das Böse schlechthin, eine Gestalt voll unmenschlicher Grausamkeit.
    »Ihr dient dem Eisgott?«
    »Gezwungen zu dienen, verstehen du?«
    »Er hat euch zum Dienst gezwungen?«
    »Ja, hat er. Gehorchen wir müssen, sonst töten er unsere Frauen.«
    »Das ist schlimm«, sagte Olinga mitfühlend. »Was hat der Eisgott mit mir vor?«
    »Wissen ich nicht, töten wahrscheinlich.«
    Das waren wenig erfreuliche Aussichten, aber noch immer hoffte sie auf Rettung. Nottr würde sie befreien. Doch ihr Mut sank sofort wieder, denn sie wusste, dass sie sich einer trügerischen Hoffnung hingab. Sie konnte sich nur aus eigener Kraft retten, aber wie sollte sie es anstellen?
    »Was geschieht, wenn ihr mich freilasst?«
    »Eisgott uns bestrafen fürchterlich. Ukko grausam, sehr!«
    Der Korridor führte auf eine Treppe zu, die aus einem halben Dutzend Stufen bestand. Und wieder schritten sie einen endlos langen Korridor entlang, und mit jedem Schritt wurde Olinga mutloser und verzagter.
    *
    Nottrs Kopf dröhnte, und seine Lippen waren blutig. Brummend schüttelte er den Kopf und versuchte, die dumpfe Benommenheit aus seinem Schädel zu vertreiben. »Nottr ist erwacht«, sagte Barko.
    Der Barbar lag mit Aravo, Dardo und Barko in einer riesigen Halle. Die Wände funkelten tiefblau und waren aus Eiskristallen gebildet.
    Vergeblich bemühte sich Nottr aufzustehen. Verwirrt blickte er seine Hände an. Die Unterarme waren vor der Brust zusammengedrückt und von einer dicken Eisschicht umgeben, die von den Handgelenken bis zu den Ellbogen reichte. Auch seine Fußgelenke waren so gefesselt.
    »Was ist geschehen?«
    »Siehst du die zwei unheimlichen Gestalten zu deiner Rechten, Nottr?«
    Der Barbar folgte Aravos Blick und atmete schnaubend. Die tentakelarmigen Ungeheuer standen wie Statuen da, die glatten Gesichter in ihre Richtung gewandt.
    »Ja, ich sehe sie.«
    »Sie nahmen uns gefangen, jede Gegenwehr war sinnlos. Mit ihrem Eisatem fesselten sie uns Hände und Füße und trugen uns hierher.«
    »Wo ist mein Schwert?«
    »Es verschwand im Boden.«
    Nottr knirschte mit den Zähnen. Wütend versuchte er die Fesseln zu zersprengen, doch dazu waren nicht einmal seine Kräfte imstande.
    »Hat sich der verfluchte Eisgott nochmals gemeldet?« fragte Nottr verbittert.
    »Nein.«
    Als sie Schritte hörten, hoben die vier die Köpfe. Olinga betrat die Halle, umringt von vier riesigen Schneemenschen. Die Karsh-Frau wollte auf sie zulaufen, doch einer der grauen Riesen packte sie und hielt sie zurück.
    »Ich bin glücklich, dass du lebst, Olinga«, rief Nottr. »Aber unsere Lage ist hoffnungslos, denn wie du siehst, sind wir alle gefesselt.«
    »Auch ich bin froh, dich zu sehen, Nottr«, sagte Olinga mit bebender Stimme. »Aber ich hatte mir unser Wiedersehen anders vorgestellt.«
    Dumpfe Verzweiflung machte sich breit. Ihre Gesichter wurden leer und ihre Augen trübe. Dardo schluchzte leise vor sich hin. Die Schneemenschen ließen Olinga los, die sich auf den kalten Boden setzte und Nottr nicht aus den Augen ließ.
    »Habt ihr Adagar gesehen?« fragte sie.
    »Nein«, antwortete

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