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Das Tor ins Nichts

Titel: Das Tor ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihn. Dein Vater hat Mächte auf den Plan gerufen, deren er nicht mehr Herr werden wird. Ich fürchte nur, er weiß es selbst nicht.«
    Jeder andere hätte mich wahrscheinlich ob dieser theatralischen Worte ausgelacht. Pri nicht. Sie sah mich nur sehr ernst und plötzlich sehr erschrocken an und schwieg für lange, endlose Sekunden.
    »Du meinst das ernst«, sagte sie dann.
    »Todernst, Pri«, antwortete ich. »Im wahrsten Sinne des Wortes. Und … es wäre besser für dich, wenn du nicht hier wärst.«
    »Soll ich gehen?« fragte Pri.
    Ich schüttelte so heftig den Kopf, daß sich ein Lächeln auf Priscillas Gesicht stahl. »So war das nicht gemeint«, antwortete ich hastig. »Aber dein Vater …«
    »Wird dir nichts tun, solange ich in deiner Nähe bin«, unterbrach sie mich. Ich sah sie fragend an. »Ich habe mit Vater gesprochen«, fuhr sie fort. »Heute nachmittag, nachdem ich zurückgekommen war. Er … er schäumte vor Wut. Ich glaube, wenn er dich in diesem Moment in die Finger gekriegt hätte, hätte er dich wirklich getötet.«
    Ich sagte nichts dazu, doch mein Schweigen schien Antwort genug zu sein. Vielleicht hatte Pri gehofft, daß ich ihr widersprechen würde, aber diesen Gefallen konnte ich ihr beim besten Willen nicht tun. »Du mußt meinen Vater verstehen«, fuhr sie fort.
    »Ach, muß ich das?«
    »Er ist nicht schlecht«, behauptete sie. »Er ist … sonderbar.
    Viele halten ihn für verrückt, aber das ist er nicht. Und auch nicht gefährlich.«
    »Du kennst deinen Vater nicht besonders gut, wie?« fragte ich. Pri starrte mich stumm und vorwurfsvoll an.
    »Ich war … lange Zeit in Amerika, das stimmt«, sagte sie schließlich. »Die letzten zwölf Jahre, um genau zu sein. Mein Vater hat mich dort drüben auf eine Privatschule geschickt.
    Aber trotzdem weiß ich genug über ihn.«
    »So?«
    »Ja, so!« antwortete Pri aufgebracht. »Ich weiß, daß viele ihn für einen Scharlatan halten, und ich weiß auch, was man sich über den Tempel erzählt. Aber es ist alles ganz anders.« Sie wurde immer erregter. »Ich … ich habe dasselbe gedacht, als ich das erste Mal gesehen habe, was er tut«, fuhr sie fort. »Ich dachte, er würde diese Leute ausbeuten. Ihnen falsche Versprechungen machen oder sich an ihnen bereichern.«
    »Und das tut er nicht?«
    »Nein!« widersprach Pri heftig. »Geh hinaus und frage sie.
    Frage jeden seiner Anhänger, ob er auch nur einen Gulden von ihnen genommen hat oder sie zu irgend etwas zwingt, was sie nicht wollen! Im Gegenteil er gibt ihnen Geld, wenn sie es brauchen. Vielen, die vorher im Gefängnis waren oder auf der Straße gelegen haben, hat er eine neue Heimat gegeben.«
    »O ja, dein Vater ist ein richtiger Wohltäter«, sagte ich kopfschüttelnd. »Das habe ich gemerkt, als er versuchte, mich zu töten.«
    »Das glaube ich nicht«, widersprach Pri. »Ich meine, ich …
    ich glaube nicht, daß es Absicht war. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber es gibt bestimmt eine logische Erklärung.«
    Ihre Stimme klang zornig, aber gleichzeitig auch beinahe flehend.
    Ich überlegte, ob ich ihr von Eisenzahn erzählen sollte, oder von meinem Gespräch mit ihrem so seelensguten Vater, entschied mich aber dann dagegen. Sie hätte mir nicht geglaubt, ganz einfach, weil sie es nicht glauben wollte.
    »Warum sprichst du nicht mit ihm?« fragte sie, als ich nicht antwortete.
    »Weil ich dieses Gespräch vermutlich nicht überleben würde«, antwortete ich leise. Pris Gesichtsausdruck verfinsterte sich, aber der erwartete Zornausbruch blieb aus. Sie wirkte nur noch ein bißchen trauriger als vorhin. Als sie diesmal aufstand und nach ihrer Handtasche griff, versuchte ich nicht noch einmal, sie zurückzuhalten.

    Mijnheer DeVries versuchte in dieser Nacht nicht noch einmal, mich umzubringen was nicht heißen soll, daß er untätig blieb.
    Sein Gegenschlag war jedoch von einer Art, mit der ich am allerwenigsten gerechnet hatte, die sich aber als erstaunlich effektiv herausstellte. Freilich ahnte ich davon noch nichts, als ich am nächsten Morgen gegen zehn vor dem Polizeihauptquartier aus dem Taxi stieg und mich beim Portier anmeldete.
    Ganz im Gegenteil ich war vielleicht nicht unbedingt das, was man unter strahlender Laune versteht, aber doch guter Dinge, denn mir war während des Frühstücks eine Idee gekommen, wie wir DeVries vielleicht doch aus seiner Festung herauslocken konnten. Schuld daran waren zwei Personen, die wohl beide nicht ahnten, daß sie mich unter Umständen mit

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