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Das Tor ins Nichts

Titel: Das Tor ins Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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der Nase auf die Lösung gestoßen hatten der Bankdirektor Sanders mit seiner Bemerkung über die halbe Tonne Gold, die verschwunden war, und Pri mit ihrer Behauptung, DeVries gäbe seinen Anhängern Geld, statt es von ihnen zu nehmen.
    Ich mußte erstaunlich lange warten, bis die Aufzugtüren aufglitten und ein uniformierter Polizeibeamter kam, um mich in Frans’ Büro zu bringen, und zu meiner Enttäuschung wurde ich auch nicht von ihm erwartet, sondern von einem mir völlig unbekannten Beamten und einem älteren Herrn mit graumelierten Schläfen, der so griesgrämig dreinblickte, daß er eigentlich nur ein Rechtsanwalt sein konnte eine Vermutung, die sich bald als zutreffend herausstellen sollte. Und der mir unbekannte Beamte war kein Geringerer als der Polizeipräsident von Amsterdam. Ich erspare mir die unangenehmen Details des nun folgenden Gespräches, das nahezu eine halbe Stunde in Anspruch nahm. Es begann damit, daß ich mich ausweisen mußte und der Polizeipräsident meinen Paß weggab, damit er einer peinlich genauen Prüfung unterzogen wurde, und es endete mit der Übergabe eines höchst offiziell aussehenden Schreibens, das mir der Anwalt mit unheilverkündender Miene in die Hand drückte.
    Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um eine einstweilige Verfügung, in der mir untersagt wurde, Mijnheer Henk DeVries weiterhin zu belästigen sowie irgendwelche Nachforschungen anzustellen oder Vermutungen über ihn zu äußern
    bei Androhung einer Geldbuße von umgerechnet fast einer Million Pfund Sterling.
    Ich wußte nicht, was mir mehr die Sprache verschlug die Höhe dieser Summe oder die Unverschämtheit von DeVries’
    Vorgehen. Schweigend steckte ich das Blatt ein, verabschiedete mich mit einem wortlosen Kopfnicken von DeVries’
    Rechtsverdreher und dem Polizeipräsidenten und verließ das Gebäude wieder. In mir fochten Wut und Hilflosigkeit einen schmerzhaften Kampf aus.
    Ich hatte mit allem gerechnet aber daß mir DeVries mit juristischen Mitteln das Handwerk zu legen versuchte, das …
    ja, das war so dreist, daß es schon fast wieder bewundernswert war.
    Als ich mich nach einem Taxi umsah, hörte ich meinen Namen rufen. Ich drehte mich herum und erkannte Frans, der neben dem Eingang zum Präsidium an der Wand lehnte und an einer Zigarette sog. Verwirrt ging ich auf ihn zu. Er war blaß und wirkte nervös, ja, im Grunde sah er aus, als hätte er die ganze Nacht kein Auge zugetan.
    »Frans«, sagte ich. »Was ist los? Ich habe gerade …«
    »Mit dem großen Boß gesprochen?« unterbrach mich Frans.
    Er seufzte, als ich nickte, und fuhr fort: »Das dachte ich mir.

    Genauer gesagt, er hat mir prophezeit, daß du auch noch dein Fett wegkriegen wirst.«
    Die Art, in der er das sagte, klang verdächtig nach weiteren unangenehmen Neuigkeiten. »Was ist passiert?« fragte ich.
    »Haben sie dich auch zusammengestaucht?«
    »Zusammengestaucht?« Frans schnippte seine Zigarette in den Rinnstein und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Sie haben mich rausgeworfen.«
    »Sie haben was?« wiederholte ich ungläubig.
    »Mich gefeuert«, wiederholte Frans. »Auf die Straße gesetzt.
    Suspendiert. Geschaßt such dir ein Wort aus. Sie passen alle.«
    »Aber … aber warum denn?« murmelte ich verwirrt. »Was um alles in der Welt …«
    »So etwas ist hier nun einmal üblich, nach der dritten Verwarnung«, sagte Frans.
    Jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr, und das sagte ich ihm auch. Frans lächelte resigniert. Dann deutete er auf ein kleines Bistro auf der anderen Straßenseite. »Ich erkläre es dir«, sagte er. »Laß uns dort hinübergehen und einen Kaffee trinken. Ich habe ja jetzt viel Zeit.«

    »Ich habe dir nicht ganz die Wahrheit gesagt, Robert«, begann Frans. »Ich bearbeite den Fall DeVries nicht. Schon lange nicht mehr. Er wurde mir … weggenommen, weil meine Vorgesetzten der Meinung waren, ich ginge nicht objektiv genug an den Fall heran.«
    »Hatten sie recht?« fragte ich.
    Frans zuckte mit den Schultern. »Möglicherweise«, antwortete er, dann lächelte er und gestand: »Wahrscheinlich ja. Ich weiß nicht warum, aber etwas an diesem Fall war von Anfang an … anders. Ich kann es nicht erklären, aber ich … ich habe einfach gespürt, wie gefährlich dieser Mann ist. Möglicherweise habe ich mich zu der einen oder anderen Bemerkung hinreißen lassen, die ich besser für mich behalten hätte. Auf jeden Fall wurde mir der Fall entzogen, schon vor Wochen.«
    »Aber du hast

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