Das Tor ins Nichts
gestohlen?«
»Aus verschiedenen«, antwortete DeVries ungerührt. »Sie würden sich wundern, wenn Sie wüßten, wie weit die Technik in dieser Beziehung schon ist. Wenn Sie jetzt so freundlich wären einzusteigen.«
Der Mann hinter mir untermauerte diese Bitte mit einem derben Stoß zwischen meine Schulterblätter, so daß ich mehr in den Wagen hineinstolperte als aus eigener Kraft einstieg.
DeVries wartete, bis sein Helfershelfer zu mir hereingeklettert war und sich neben mich gesetzt hatte wobei er mir den Lauf seiner Pistole so derb zwischen die Rippen stieß, daß ich kaum noch Luft bekam dann nahm er auf der gegenüberliegenden Bank Platz. Ein dritter Mann stieg in den Wagen und zog die Tür hinter sich zu, dann fuhren wir los. Durch die abgedunkelten Scheiben konnte ich nicht erkennen, was draußen weiter geschah, aber ich vermutete, daß Frans und die anderen Templer mit einem zweiten Fahrzeug nachkommen würden.
Eine Weile fuhren wir schweigend dahin, dann fragte ich:
»Was haben Sie jetzt vor, DeVries?«
DeVries schien ehrlich überrascht. »Können Sie sich das nicht denken?« fragte er.
»Doch. Aber ich meine nicht mit mir«, antwortete ich. »Daß Sie mich umbringen werden, ist mir klar. Ich meine Ihre anderen Pläne.«
DeVries lächelte abfällig. »Seien Sie kein Narr, Craven«, sagte er. »Wir sind hier nicht in einem HollywoodFilm, wo der Bösewicht dem Guten in der vorletzten Szene seine Pläne aufdeckt, ehe der tapfere Held entkommen kann.« Seine Stimme triefte vor Hohn. »Sie hatten Ihre Chance.«
»Sie wollen sich die Geheimnisse der Großen Alten zunutze machen, um Ihren Wahn von Macht zu verwirklichen, nicht wahr?« fuhr ich fort. DeVries antwortete nicht, aber das spöttische Glitzern in seinen Augen verwandelte sich allmählich in Zorn.
»Aber Sie täuschen sich, wenn Sie glauben, daß es reicht, ein wenig mit den Toren herumzuexperimentieren, DeVries«, fuhr ich fort. »Sie wissen wahrscheinlich nicht einmal, was Sie getan haben.«
»Oh, das weiß ich recht gut«, antwortete DeVries.
»Dann war es Absicht?« fragte ich herausfordernd.
DeVries runzelte die Stirn. »Was?«
»Daß Sie den Großen Alten den Weg in unsere Welt geöffnet haben«, sagte ich. »Oder wußten Sie das gar nicht?«
DeVries starrte mich an. Für einen ganz kurzen Moment wirkte er ehrlich erschrocken, aber dann konnte ich regelrecht sehen, wie er den Gedanken innerlich beiseite fegte. »Unsinn«, sagte er.
»Nein, DeVries die Wahrheit. Ich war in dem Tor, das nach London führt, und ich habe etwas darin gesehen, was Sie bestimmt nicht hineingesetzt haben. Und ich war auch in der Bank«, fügte ich hinzu, als er nicht antwortete, sondern mich nur weiter scharf ansah. »Ich war dort, nachdem Ihre Leute das Gold geholt haben, DeVries. Und ich habe gesehen, was Ihnen gefolgt ist.«
DeVries schwieg noch immer, aber in den Zorn in seinem Blick mischte sich jetzt auch Unsicherheit.
»Sie sind nicht mehr als ein dummes kleines Kind, DeVries«, fuhr ich fort, in absichtlich provozierendem Ton. »Sie verstehen vielleicht zehnmal mehr von der Magie der Großen Alten als ich, aber das reicht nicht aus. Sie sind bloß ein Zauberlehrling, der mit dem Feuer spielt und nicht einmal merkt, daß er drauf und dran ist, die ganze Welt in Brand zu setzen.«
DeVries starrte mich weitere zehn Sekunden lang an und lächelte plötzlich wieder. »Bravo«, sagte er spöttisch. »Das war richtig dramatisch.«
»Das war die Wahrheit!« fuhr ich auf. »Begreifen Sie denn nicht, was Sie getan haben?«
»Nein«, sagte DeVries ruhig. »Warum erzählen Sie es mir nicht?«
»Sie Narr sind dabei, den Großen Alten den Weg in unsere Welt zu zeigen!« schrie ich. »Ich weiß nicht, was Sie getan haben, um das System der Tore wieder zu aktivieren, aber die Großen Alten haben es gemerkt, begreifen Sie? Und nun sind sie dabei, aus ihrem Gefängnis aufzubrechen, und Sie in Ihrer grenzenlosen Verblendung haben es ihnen ermöglicht!«
»Unsinn«, widersprach DeVries aber es klang nicht mehr völlig überzeugt. »Ich hätte es gemerkt, wenn …«
»Ach, hätten Sie das?« unterbrach ich ihn. »Aber vielleicht haben Sie es ja sogar. Vielleicht wollen Sie es nur nicht wahrhaben.«
DeVries antwortete nicht darauf, und allein sein Schweigen war Beweis genug, daß ich mit meiner Vermutung ins Schwarze getroffen hatte.
»Hören Sie auf, DeVries!« sagte ich beschwörend. »Nehmen Sie meinetwegen Ihr bisher ergaunertes Geld und fliehen Sie
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