Das Tor nach Andoran (German Edition)
Schrei öffnete.
Mit einem raschen Schritt war er bei ihm und schlug dem Soldaten mit aller Kraft die Faust ins Gesicht. Stöhnend fiel die Wache auf den Boden zurück und Gallan rammte ihr seinen Dolch in die Brust. Vorsichtig sah er sich nach beiden Seiten des Ganges um, aber es war niemand weit und breit zu sehen oder zu hören. Gallan atmete erleichtert auf. Jetzt musste er die beiden Leichen verschwinden lassen, damit sie und seine Flucht nicht vorzeitig entdeckt wurden. Gallan sah zu der Türe, die sich zwischen zwei Regalen mit Waffen befand, und fragte sich, was wohl dahinter lag. Geschwind erhob er sich, näherte sich der Türe und drückte sie leise auf, bis er den dahinterliegenden Raum überblicken konnte. Der Raum war leer und diente offenbar als Abstellkammer. Gallan sah nur zwei ausgediente Schränke und eine große Truhe, das ideale Versteck für die Leichen seiner Bewacher. So schnell es ihm möglich war, schleifte er die leblosen Körper in den Raum und verbarg sie hinter den Schränken. Vorsichtig trat er danach wieder auf den Gang hinaus, doch der lag nach wie vor verlassen vor ihm.
Auf dem dunklen Marmorboden des Ganges fielen die Blutspuren seiner Tat nicht weiter auf und so überlegte sich Gallan fieberhaft seinen nächsten Schritt.
Viel Zeit für einen ausgereiften Plan stand ihm nicht zur Verfügung, daher beschloss er ohne lange zu überlegen die Stallungen aufzusuchen und sich ein Pferd zu besorgen.
Wenn er die äußere Mauer der Burg hinter sich gelassen hatte, konnte er sich immer noch überlegen, wie es weiterging. Gallan orientierte sich kurz, nachdem er am Ende des Ganges angelangte. Er befand sich im Westflügel der Burg im ersten Stockwerk. Um zu den Ställen zu gelangen, musste er in den Ostflügel, wo eine Tür direkt zu den Stallungen und den Pferden führte.
Auf diese Etage war es aber zu gefährlich zurückzugehen, denn auf ihr lagen die Gemächer des Barons und der Saal, aus dem er gerade kam. Gallan wandte sich der breiten Treppe des Westflügels zu und stieg wachsam die Stufen hinunter, jederzeit bereit hinter der steinernen Brüstung in Deckung zu gehen.
Als Gallan das Ende der Stufen erreichte, wunderte er sich. Er sah weder Soldaten, die in der Festung ihren Dienst taten, noch Sklaven, die geschäftig umher huschten. Die kleine Halle, in der die Stufen endeten, wirkten wie ausgestorben. * Was ging in der Festung vor sich? Ansonsten konnte man keinen Schritt machen, ohne nicht auf Soldaten zu treffen, die zu Hunderten ihren Dienst in Kishos Burg versahen. *
Sein Blick fiel auf das Fenster der Halle und er ging sichernd nach allen Seiten darauf zu und drückte sich in die Nische. Von hier aus hatte er einen herausragenden Ausblick auf den Vorhof, bis hinüber zu den Stallungen. Vereinzelt sah er Wachsoldaten, die von ihren Unterkünften zu den Wachtürmen strebten, während andere von der Festungsmauer zu den Unterkünften unterwegs waren. * Wachwechsel, * erkannte Gallan, aber er sah nirgends Hektik, die darauf hindeuten würde, dass man seinen Fluchtversuch schon entdeckt hatte. Das große Tor in der Mauer stand weit offen, und es patrouillierten nur zwei oder drei Wachen davor auf und ab.
Seltsam aber fand Gallan, dass so gut wie keine Sklaven zu sehen waren. Ansonsten, das wussten Gallan hielten sie sich vor ihren Hütten auf, wenn sich der Schatten der Burg über die Unterkünfte legte, um an kleinen Kochfeuern ihre kärglichen Mahlzeiten zuzubereiten.
Er sah zum Himmel empor an dem die Sonne nur noch eine Handbreit über den Gipfeln des Kardak - Gebirges stand, das sich weit im Westen erhob.
Gallan erkannte, dass es später Nachmittag war und ihm nicht mehr viel Zeit blieb, wenn er aus der Festung fliehen wollte.
Er hob lauschend den Kopf, als irgendwo aus den Gängen über ihm Stimmen zu hören waren. * Suchte man bereits nach ihm? *
Ein letzter Blick auf den Hof, dann machte sich Gallan auf den Weg zum Ostflügel, von wo aus er ungesehen in die Stallungen gelangen würde, sofern er nicht patrouillierenden Wachen in die Arme lief. Einerseits kam ihm die Leere in den Gängen entgegen aber andrerseits beunruhigte sie Gallan irgendwie. Es konnte nichts Gutes bedeuten, wenn Kisho die Bewachung seiner Festung nur wenigen Soldaten überließ und er fragte sich, wo der Rest von ihnen sein mochte.
Er musste höllisch achtgeben, um sich in dem Gewirr der Gänge nicht zu verlaufen, gelangte aber ohne weitere Schwierigkeiten zum Ostflügel. Dort angekommen
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