Das Tor nach Andoran (German Edition)
Zeitalter zu stürzen, von dem er schon lange träumte.
Der Rubin der Mydaren hatte es ihm ermöglicht, Wesen aus einer Zwischenwelt nach Andoran zu holen. Diese kleinen stickenden Jäger, die Wurrler. Kisho wusste von unzähligen Wesen, die sich in der Zwischenwelt aufhielten und nur darauf warteten, ihm zu Diensten zu sein. Jedoch seine jetzige magische Kraft reichte nicht dazu aus, Heerscharen dieser Wesen herbeizurufen.
Nachdenklich schritt der Baron auf die Stirnfront des Saales zu, in denen Unmengen von Büchern über Magie untergebracht waren. Die Bücher nahmen über viele Reihen die gesamte Wand ein und Kisho machte in der Mitte halt. Er hob seine Hand, murmelte ein paar Worte, bis sich ein dicker Foliant aus ihr löste und als hätte er Flügel, langsam zum Lesetisch schwebte. Bedächtig folgte Kisho dem schwebenden Buch. Er hasste sein Aussehen. Die grünlich graue Haut, die schwarzen schwärenden Pusteln, die er am ganzen dicklichen aufgedunsenen Körper hatte. All das verachtete er und er fragte sich noch heute nach so vielen Jahren, was bei der Transformation schiefgelaufen war. Kisho wusste nur eines: Die Hörner und das junge Einhorn waren der Schlüssel zu einem erträglichen gesunden Körper, nach dem er sich so sehnte. Erst wenn er dies schaffte, war das Martyrium eines verpfuschten Zaubers für ihn zu Ende. Seine Zauberkräfte reichten trotz der zahlreichen Artefakte nicht aus, diese Umwandlung rückgängig zu machen. Kisho hielt vor dem Lesepult an, auf dem das Buch sanft gelandet war, und schlug es mit einer leichten Handbewegung auf. Seine Augen überflogen die aufgeschlagene Seite, dann las er murmelnd die Zeilen, denen er mit seinen Fingern folgte.
Schon nach wenigen Worten, die er im singenden Tonfall vortrug, ging an der Wand in der die Artefakte untergebracht waren eine Veränderung vor. Der Fels begann durchscheinend zu werden und gab den Blick auf eine Halle frei, die angefüllt war mit langen Reihen bewegungslos verharrender Wurrlern und deren grässlichen Hunden. Kisho wartete, bis die Wand völlig verschwand und betrat mit einem teuflischen Grinsen die geheime Halle.
Erneut begann Kisho, im hohen singenden Ton Worte zu rezitieren, welche die kleinen Gestalten zum Leben erwachen ließ, sobald er an ihnen vorüberging. Als er seiner Meinung nach genügend der Kreaturen aufgeweckt hatte, begab er sich an seinen Ausgangspunkt zurück. Anschließend öffnete sich im Felsen eine kleine Öffnung. Dahinter erschien ein langer niedriger Tunnel, der ins Freie führte. »Geht Kinder des Schattenreichs und verbreitet Schrecken und Verwüstung,« rief Kisho kichernd und hob die Arme ausgebreitet in die Höhe. Als hätten sie nur auf diesen Befehl gewartet setzten sich die erwachten Wurrler mit ihren Hunden in Bewegung, drängte durch das Tor und verschwanden im Tunnel.
Als der Letzte die Halle verlassen hatte, schloss sich die Öffnung wieder so lautlos, wie sie erschienen war. Zufrieden blickte Kisho auf die verbliebenen Wurrler. Dieser kleinen Armee hatte er andere Aufgaben zugedacht, die sie schon bald erfüllen sollten.
Kisho ging ans Lesepult zurück.
Aus dem Buch rezitierte er eine weitere Formel, worauf die Wandseite mit den Artefakten in den Regalen wieder materialisierte. Mit einer Fingerbewegung schloss er das Buch und schickte es an seinen Platz, wo es gestanden hatte. Als alles an seinem angestammten Platz stand, rief er herrisch nach der Wache, die er draußen vor der Tür wusste, damit sie Kashim, den Fürsten und Anführer der Zentaren zu ihm brachten.
Wenige Augenblicke später erschien Kashim mit angelegter Rüstung und verbeugte sich vor dem schwarzen Baron.
»Herr Ihr habt mich rufen lassen.«
Kishos massige Gestalt wirkte in dem rötlichen Licht, das den Saal erleuchtet, wie ein Dämon der aus der Unterwelt entsprungen schien. Kashim erschauderte beim Anblick des Despoten. Verstärkt wurde dieser Eindruck von dem hohen aufgestellten Kragen seines Umhangs, der mit allerlei magischen Formeln bestickt war. »Ist das Heer, das ich dir aufzustellen befahl, bereit?,« schnarrte Kisho den Zentaren an, der den Kopf gesenkt hielt. »Es steht vor den Mauern der Festung und wartet nur auf Euren Befehl Herr,« gab Kashim ruhig zur Antwort. Kashims scheinbar ruhige Gelassenheit entsprach nicht den Gefühlen, die er für seinen Erpresser hegte.
Wäre sein Sohn Kashima nicht gewesen, der sich in den Fängen Kishos befand, so hätte er sich auf ihn gestürzt und ihn für die
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