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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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sein Weib ohne Grund geschlagen und seine Kinder vernachlässigt. Randal hätte das niemals getan.
    »Vergib mir mein Vorhaben, Merilda!«, flüsterte er in die Dunkelheit der Stube hinein. »Ich muss es tun. Für die Kinder«, rechtfertigte er sein Vorhaben, wohl wissend, dass es keiner Erklärung bedurfte. Merilda hatte ihn immer verstanden, hatte nie an ihm oder seinen Entscheidungen gezweifelt. Randal wurde das Herz schwer, wenn er an sie dachte. Niemals würde eine andere Frau sie ersetzen können. Sie hatte seinem Leben einen Sinn gegeben, hatte ihn geliebt und war für ihn da gewesen, als er sich mutterseelenallein gefühlt hatte. Er jedoch hatte ihr in der Stunde ihrer Not nicht beigestanden, hatte ihr nicht die Hand gehalten, als der Herr sie zu sich gerufen hatte. Es fiel ihm schwer, mit dieser Last zu leben. Er liebte seine Kinder, weil sie ihn brauchten, so wie er Merilda gebraucht hatte und sie ihn. Doch ohne sein Weib war er ein trauriger Vater, der den Söhnen außer Nahrung und einem Dach über dem Kopf nicht viel zu bieten hatte. Zumindest aber für ihre Ausbildung wollte er sorgen – und mit der Werkstatt auch für ihre Zukunft. Merilda sollte stolz auf ihn sein, wenn sie sich dereinst im Jenseits wiedersahen.
    Flint hatte weder die Meisterin noch das Heim zu schätzen gewusst, das sie ihm gegeben hatte. Er hatte den Meister und das Geheimnis seiner Glockenrippe aus purer Gier verraten, und sein Weib betrogen, darum verdiente er das Fegefeuer, in dem er nun gewiss furchtbarste Qualen litt. Randal stand auf und zog sich an. Er wusste, dass sein Plan die einzige Möglichkeit war, ans Ziel zu gelangen. Hätte er eine Wahl gehabt, so wäre dieser Weg nicht der seine gewesen. Er hatte doch stets nur im Sinn gehabt, Merilda die Werkstatt ihres Vaters zurückzugeben und seinem Traum näherzukommen, eines Tages in die Fußstapfen seines Meisters zu treten. Er mochte die Meisterin. Sie war ein guter Mensch, doch das änderte nichts.
    Die Sonne ging auf. Schweren Herzens machte sich Randal auf den Weg zur Glockengießerei, Hammer und Meißel am Gürtel, mit dem Herzen eines Löwen und doch verzagt. Entschlossen durchschritt er die taufeuchten Gassen, wich dem Inhalt der Nachttöpfe aus, die einige in alter Gewohnheit auf die Straße leerten, obwohl es verboten war und Urinsammler tagsüber die Stadt durchstreiften. Seines ganzen Mutes bedurfte es, zu tun, was er an diesem Tag vorhatte. Der Magen brannte ihm, als er die Tür zur Glockengießerei aufstieß, und das Blut schoss ihm durch die Adern, pochte ihm im Kopf und in der Brust.

    »Was an kleineren Aufträgen noch zu Ende zu bringen ist, die Jagdmesser und die Schwerter für die Männer des Abtes, kannst du mit den Helfern allein bewerkstelligen, nicht wahr?«
    »Mach dir keine Sorgen, Alan!« Duncan schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Wir kommen zurecht.«
    Alan hatte in ihm einen Freund gefunden, der alles ohne viele Erklärungen verstand. »Geh und sieh nach, ob Catlin deine Hilfe braucht.«
    Alan nickte, stieg auf das Pferd, das er als Ersatz für das Pony angeschafft hatte, und winkte Elfreda und Winnie zu, die vor dem Haus saßen und Gemüse putzten. Dann ritt er fort, nahm die Straße nach Süden bis Sudbury, das er ohne Aufenthalt durchquerte, ritt weiter bis Braintree, wie man ihm geraten hatte, übernachtete und brach am nächsten Tag gleich in der Frühe nach Chelmsford auf, das er kurz vor dem Mittagsläuten erreichte. Hier empfahl ihm ein alter Kaufmann, bis Brentwood zu reiten und ab dort der römischen Straße zu folgen, die von Colchester nach London führte. Nach einem kurzen Gespräch fragte ihn der Mann, ob er sich ihm anschließen wolle. Alan war froh über eine Begleitung, obwohl ihm nicht nach Unterhaltung zumute war. Da der Kaufmann zwar Gesellschaft schätzte, aber nicht geschwätzig war und ihn nicht mit Fragen bedrängte, bereute Alan seinen Entschluss nicht, und so brachen sie nach dem Essen gemeinsam auf.
    In Brentwood angekommen, erfuhr er von dem Kaufmann, der mit Wolle und Stoffen handelte, dass viele Pilger auf ihrem Weg nach Cambridge hier haltmachten und darum eigens für sie eine Kapelle errichtet worden war, die dem heiligen Thomas geweiht war.
    »Wird schwer sein, ein Nachtlager zu finden«, sagte der Kaufmann. »In meiner Stube wäre ein Plätzchen am Feuer frei«, schlug er vor. »Wir könnten ein fettes gebratenes Huhn, Brot und Ale kaufen und es bei mir daheim gemütlicher haben als in einem dieser

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