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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Unterredungen mit Thomas. »Er hat sich ernsthaft für mich eingesetzt, ohne ihn hätte ich den Auftrag niemals bekommen«, schloss sie. »Das Fleisch war köstlich, Randal. Wo hast du es gekauft?«, fragte sie den Gesellen mit einem freundlichen Lächeln.
    »Nicht weit von hier wurde eine neue Garküche eröffnet. Ist erst wenige Tage her, aber die Leute stehen schon Schlange.«
    »Wir sollten öfter dort kaufen«, sagte Catlin, wischte Klein John den Mund ab und küsste ihn auf die Wange. »Du schläfst ja im Sitzen ein«, bedauerte sie ihn. »Komm, Aedwyna! Zeit, ins Bett zu gehen«, forderte sie ihre Tochter auf. »Sag gute Nacht!« Die Kinder gaben Eadric und Corvinus einen Kuss, und auch Randal hielt ihnen die Wange hin. Catlin lächelte, nahm ihre Kinder bei der Hand und brachte sie hinauf in die Kammer.
    »Anfangs wollten sie mich nicht zu ihm lassen, kein Wunder!« Catlin konnte noch immer nicht fassen, was geschehen war. »Ich bin sein Weib, habe ich gesagt. Wenn ich zahlen soll, was der Kaufmann verlangt, müsst ihr mich erst zu meinem Gemahl bringen.« Sie war kurz vor dem Mittagsläuten vom Gefängnis zurückgekehrt, strich sich mit zitternden Händen eine Haarsträhne aus dem Gesicht und berichtete, wie es ihr bei ihrem Besuch im Kerker ergangen war. »Der Wächter hat gemurrt und gemeint, mir werde nicht gefallen, was ich zu sehen bekäme, erst dann hat man mich zu ihm gebracht. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was sie ihm angetan haben!« Catlin sah weder Randal noch Corvinus oder Eadric an, sie hatte Mühe, die Fassung zu bewahren, und rieb den rechten Daumen so heftig mit der Linken, dass er schon ganz rot war. »Sein Gesicht war so zugeschwollen, dass ich ihn nicht erkannte. Meinen eigenen Gemahl! Er war halb nackt, sein Leib blau von den Tritten, die sie ihm verpasst hatten. ›Ca’in?‹, hat er gesagt. Er konnte kaum sprechen, so aufgeplatzt und dick waren seine Lippen. Ich habe ihn nur an der Stimme erkannt.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »›Schweine sind das‹, hat er gesagt, kein Wort des Bedauerns, keine Entschuldigung. Und zu allem Übel hat er noch so viele Schulden gemacht …« Catlin seufzte tief. »Eine Unsumme … und er kommt erst frei, wenn wir alles bis auf den letzten Penny bezahlt haben. Die Schulden und die Summe, die der Kaufmann für die Ehre seiner Tochter fordert.« Catlin rang nach Atem. »Das Schlimmste ist, dass er gewiss so weitermacht wie bisher, sobald er wieder frei ist.«
    Erstaunlicherweise war es Eadric, der ihre Hand nahm und sie sanft streichelte, um sie zu trösten. Er konnte nicht viel von ihrer Erzählung verstanden haben, doch er hatte bemerkt, wie aufgewühlt sie war.
    »Alle unsere Ersparnisse werde ich zum Sheriff tragen müssen, damit man Flint freilässt«, murrte Catlin, dabei hatte er es nicht im Geringsten verdient, aus seiner misslichen Lage befreit zu werden. »Einige Tage lasse ich ihn noch schmoren«, murmelte sie mit einer Härte in der Stimme, die sie selbst erstaunte. »Ich erwarte sein drittes Kind.« Catlin schlug die Hände vors Gesicht. »Doch das ist ihm gleich.« Sie weinte. »Womit habe ich das verdient, Herr?«
    Corvinus sprang vom Tisch auf und rannte in die Werkstatt. Catlin kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass ihn seine Machtlosigkeit wütend machte und es ihm half, den Zorn mit Arbeit zu bekämpfen.
    Als sie drei Tage später zum Sheriff kam, strich der das Geld ein, ohne eine Miene zu verziehen, übergab den Beutel mit den Münzen einem seiner Soldaten und teilte Catlin teilnahmslos mit, dass Flint im Kerker gestorben sei.
    »Er ist tot?« Catlin drückte die Hände in den Rücken und verzog das Gesicht vor Schmerz. »Ich habe für einen Toten bezahlt?« Ihre Stimme drohte sich zu überschlagen. »Ich habe seine Spielschulden und für den Leumund des Mädchens bezahlt, das er entehrt hat. Ich habe zwei Kinder, bald drei, und nun sagt Ihr mir, dass ich zu spät komme? Dass er noch leben würde, wäre ich nur zwei Tage früher bei Euch gewesen, um zu bezahlen?« Catlin spürte, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Sie hatte Flint bestrafen und ihn noch etwas leiden lassen wollen, doch mit seinem Tod hatte sie nicht gerechnet.
    Wie betäubt kehrte sie in die Gießerei zurück. Allein. Ohne Flint und ohne Erklärung dafür. Niemand fragte nach seinem Verbleib, keiner sah sie forschend an. Alle taten so, als wäre nichts geschehen. Gewiss ahnten sie, dass Flint nicht mehr war, doch niemand verlor ein Wort darüber.

    Alan

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