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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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musste sich also noch ein wenig gedulden. Catlin weckte die Kinder mit einem Kuss, rüttelte Eadric wach, der von dem Aufruhr in dem kleinen Raum ebenso wenig mitbekommen hatte wie die Kleinen, und stand auf.
    Nach einem warmen Morgenmahl, das sie in einem der Wirtshäuser der Stadt einnahmen, wanderten sie durch die Stadt, betrachteten die Auslagen der Händler, verglichen die Pilgerabzeichen, die es an unterschiedlichen Ständen zu kaufen gab, erwarben zwei davon und beobachteten die fahrenden Gaukler und Musikanten, die für ein paar Münzen, die ihnen die Schaulustigen zuwarfen, die Menge unterhielten. Klein John konnte schon nach wenigen Schritten nicht mehr laufen und musste getragen werden. Eadric übernahm das, und als Catlin widersprechen wollte, deutete er auf ihren Leib. Er wusste offenbar, was sie bisher nur Flint gesagt hatte. Ergeben und zugleich dankbar für seine Aufmerksamkeit überließ sie ihm ihren Sohn und nahm dafür ihre Tochter an die Hand.
    »Sieh mal, Mummy, der Mann hat einen Falken wie Onkel Richard!«, rief Aedwyna und deutete auf einen gut gekleideten Mann, einen Adligen vermutlich oder einen wohlhabenden Kaufmann. »Nicht doch!«, ermahnte Catlin das Kind, legte die Hand auf ihren ausgestreckten Zeigefinger und tadelte sie kopfschüttelnd. »Man zeigt nicht mit dem Finger auf Fremde«, sagte sie. Plötzlich schweiften ihre Gedanken ab, nach London, zu Flint und der Kaufmannstochter, die er in Schwierigkeiten gebracht hatte. Das Mädchen hätte sie dauern müssen. Vermutlich hatte Flint sich zuvorkommend gegeben, um sie zu verführen, und ihr verschwiegen, dass er verheiratet war. Doch wiewohl sie ein unerfahrenes Ding sein mochte, das auf ihn hereingefallen war, so wie Catlin auch, damals im Sommer, als er die Arbeit in der Werkstatt aufgenommen hatte und John wieder einmal verschwunden war, so war sie offenbar doch klug genug gewesen und hatte herausgefunden, wo er wohnte. Noch dazu war sie so vorwitzig gewesen, ihn durch sein Weib warnen zu wollen. Darum bedurfte sie wohl des Mitleides nicht.

Meister rührt sich und Geselle
In der Freiheit heilgem Schutz
    Friedrich Schiller, Das Lied von der Glocke

London, im Herbst 1232
    W ir sind wieder da!« Catlin hörte, dass in der Werkstatt gearbeitet wurde, und rief nach Corvinus.
    »Catlin!« Er stürmte herbei, umarmte sie, begrüßte Eadric und die Kinder. »Ich bin so froh, dass ihr wohlauf seid. Ich war ständig in Sorge um euch«, gab er erleichtert zu. »Wo sind eure Pferde?« Er warf einen fragenden Blick auf die Straße und sah sich um.
    »Wir haben sie bereits im Mietstall zurückgegeben.« Catlin hielt es nicht mehr aus. »Wir haben den Auftrag für die Glocke!«, platzte sie heraus. Eigentlich hatte sie Corvinus ein wenig auf die Folter spannen wollen, doch sie war zu glücklich, um die freudige Botschaft nicht umgehend zu verkünden.
    »Oh, das ist großartig!« Corvinus’ Worte drückten Freude aus, doch sein Gesichtsausdruck schien etwas anderes zu sagen.
    »Was ist, Corvinus?«, fragte Catlin misstrauisch. »Du verheimlichst mir doch etwas.« Sie wandte sich um, doch alles schien wie immer. »Hat Randal etwa gekündigt?« Er war ein guter Glockengießer, sie brauchte ihn, um den Auftrag auszuführen. Im kommenden Frühjahr sollte die Glocke bereits fertig sein. Wir müssen überlegen, wie wir sie nach Canterbury schaffen, dachte sie und geriet schon wieder ins Grübeln.
    »Nein«, erwiderte Corvinus.
    »Nein?«
    »Randal hat nicht gekündigt.«
    »Also was ist dann? Ich sehe dir doch an, dass etwas nicht stimmt.«
    »Flint …«
    »Liegt er wieder besoffen in der Kammer?« Catlin spürte Zorn in sich aufsteigen.
    »Der Büttel hat ihn geholt.«
    Catlin fiel die junge Frau wieder ein. Sie hatte also die Wahrheit gesprochen. Ihr Vater musste vor Zorn außer sich sein. Catlin dachte an Nigel. Er hatte im Kerker schwer gelitten. Geschieht Flint recht, wenn er ein paar Tage hungern muss, dachte sie mit einem Hauch von Genugtuung und hob die Schultern. »Ich werde mich morgen nach ihm erkundigen.« Sie beugte sich zu Aedwyna hinunter und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel. »Die Kinder sind todmüde und hungrig.«
    »Ich hole etwas zu essen!«, sagte Corvinus und kramte einige Münzen aus dem Topf.
    »Nicht doch, ich erledige das! Hilf du der Meisterin!«, rief Randal und begrüßte Catlin mit einem Nicken. »Willkommen zurück!« Er ließ sich das Geld geben und verschwand.
    Bei Tisch erzählte Catlin von ihrer Reise und den

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