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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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wieder allein mit Randal. Warum hatte John nur nie von ihm erzählt, wenn er doch so lange für ihn gearbeitet hatte? Sei nicht dumm!, tadelte sie sich selbst. Randal war beherzt und fleißig, außerdem hatte John nicht einmal von seinem Sohn viel gesprochen. Catlin erschrak, als plötzlich jemand hinter ihr stand, so dicht, dass es schon unverschämt war. Einen Augenblick lang musste sie an Flint denken. Früher, vor ihrer Ehe, hatte er sie manchmal bedrängt, und es hatte ihr gefallen. Diese Nähe aber empfand sie als Bedrohung.
    »Was ist?«, fragte sie schroff und wandte sich um. Es war Randal.
    »Ich bin der älteste Geselle in der Gießerei, und Ihr braucht mich, Meisterin. Ohne Hilfe könnt Ihr die Glocke für Canterbury nicht gießen. Corvinus ist ein guter Junge, aber noch zu unerfahren, das wisst Ihr.«
    Catlin sah Randal in die Augen. »Was soll das? Warum rückst du mir so auf den Leib?«
    Randal zog sie an sich. »Heiratet mich!«, forderte er und küsste sie. Catlin wehrte sich, doch Randal war stärker und ließ sie nicht los, darum biss sie ihn und versetzte ihm eine schallende Ohrfeige. »Hinaus!«, fuhr sie ihn keuchend an. Dann zerschnitt ein furchtbarer Schmerz ihren Unterleib. Erschrocken riss sie die Augen auf.
    Randal schien erstaunt, sah sie ungläubig an, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Werkstatt.
    »Catlin!« Sie spürte, dass Corvinus sie rüttelte, doch es gelang ihr nicht, sich aufzurichten. »Wo kommt das ganze Blut her?«, hörte sie ihn ängstlich fragen. Sie wollte antworten, doch Dunkelheit und ein Rauschen wie von tosenden Wellen rissen sie mit sich fort.

    »Jemand da?«, rief Alan, als er die Werkstatt betrat. Die Glöckchen hatten ihn angekündigt, doch niemand war zu sehen.
    »Hier, in der Grube!«, schrie eine Stimme in höchster Not. »Rasch!«
    Als Alan sich dem Rand der Grube näherte und hinabblickte, sah er Corvinus auf dem Boden sitzen, die Augen vor Schreck weit aufgerissen, Catlins Kopf in seinem Schoß. Ihr Rock war von Blut durchtränkt.
    »Alan! O mein Gott, dich schickt der Himmel! Was soll ich nur tun?« Corvinus schien völlig verzweifelt.
    »Warte, ich helfe dir, sie heraufzuholen!« Alan kletterte in Windeseile die Leiter hinunter und hockte sich neben Catlin. »Was ist geschehen? Woher kommt das viele Blut?«
    Corvinus hob die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
    Alan tastete Catlins Kopf ab – vielleicht war sie gestürzt. Doch er entdeckte keine Verletzung. Plötzlich brach ihm der Schweiß aus allen Poren. »Erwartet sie etwa ein Kind?«
    Corvinus nickte und zog die Nase geräuschvoll hoch.
    Alan hatte gesehen, wie es Mabel ergangen war, darum wusste er, was zu tun war. »Wir legen sie auf ihr Bett, dann holst du eine Hebamme.«
    Corvinus nickte abermals. Er schien erleichtert zu sein, dass ihm jemand Anweisungen erteilte, weil er selbst weder aus noch ein wusste. Gemeinsam hievten sie Catlins erschlafften Körper so vorsichtig wie möglich aus der Grube.
    »Ihre Kammer liegt oben links«, keuchte Corvinus, dann rannte er los, um Hilfe zu holen.
    Alan trug Catlin die Treppe hinauf, bettete sie auf ihr Lager, setzte sich daneben und wich nicht mehr von ihrer Seite. Immer wieder prüfte er nach, ob sie noch atmete, streichelte ihr die Stirn und sprach ihr sanft Mut zu. Der Traum vom Sensenmann holte ihn wieder ein. Sie darf nicht sterben! Warum schickst du mir ein Zeichen, fragte er den Herrn, wenn du sie mir doch entreißen willst? Alles hätte er versprochen, wenn es nur einen Funken Hoffnung gegeben hätte, dass Gott sie verschonte.
    Als die Hebamme kam, warf Eadric einen besorgten Blick zur Tür herein. Alan ging hinaus zu ihm und den Kindern und überließ Catlin der weisen Frau.
    »Onkel Alan!«, freute sich Aedwyna. »Sieh nur, was ich gemacht habe!« Sie zeigte ihm ein Püppchen aus Ton. »Wir haben es im Ofen gebrannt, damit der Lehm fest wird«, erklärte sie. »Das ist die heilige Jungfrau Maria, und ein Jesuskind haben wir auch noch gemacht und ein Schaf … für das Christfest … für die Krippe.« Alan versuchte seine Sorge um Catlin vor dem Kind zu verbergen, rang sich ein Lächeln ab und bewunderte das Figürchen. »Warum ist Mutter im Bett?«, fragte Aedwyna und legte den Kopf schief. »Es ist doch noch gar nicht dunkel.«
    Alan nahm die Kleine in die Arme und küsste sie auf die Wange. »Ihr ist nicht wohl«, erklärte er. »Darum ist sie so müde, dass sie ganz viel schlafen muss.«
    »Wird sie sterben?«, fragte Aedwyna

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