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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Männer, die die Stadt aufgebaut haben. Freeland Jennings war Kaufmann, ein Freund von Pierre Cartier. Cartier etablierte ihn im Diamantenhandel, und Jennings machte damit ein Vermögen. Verbrachte die Hälfte seines Lebens auf Ozeandampfern zwischen hier, London und Antwerpen. Aber er war auch ein großer Philanthrop. Er unterstützte Vanderbilt finanziell beim Bau der neuen Oper, spendete der Public Library, und er war einer der Mitbegründer der Historical Society.«
    »Wie kam es, dass er im Gefängnis landete?«
    »Hat seine Frau erschossen. Und ich muss sagen, junge Lady« - Lockhart sah mich an und schüttelte den Finger - »ich muss sagen, dass ich diesen Fall selbst nie zur Anzeige gebracht hätte. Sie hieß Ariana. Jennings heiratete eine Ausländerin. Ein schlaues, gut aussehendes Mädchen, die so ziemlich alles hatte, was man sich nur wünschen konnte. Er überhäufte sie natürlich mit Juwelen und zeigte sie überall gerne vor. Sie wäre nie in die bessere Gesellschaft reingekommen, als Italienerin und überhaupt, wenn sie nicht Freeland geheiratet hätte. Ich habe einmal pro Woche mit ihm Karten gespielt, drüben im University Club. Ich sah ihn noch zwei Tage vor dem Mord. Ariana wurde unruhig, weil er so oft unterwegs war, nahm sich einen Liebhaber, einen echten Filou. Nicht, dass das zu meiner Zeit etwas völlig Neues gewesen wäre, aber die meisten Leute redeten nicht darüber. Anders Ariana. Sie protzte damit, sodass bald die ganze Stadt Bescheid wusste. Nahm ihn mit in Jennings Loge in der Metropolitan Opera, tanzte mit ihm in aller Öffentlichkeit, manche sagen sogar, dass er der Vater ihres Kindes war.«
    Der alte Mann wurde müde. Er hatte sehr lebhaft erzählt, und jetzt ging ihm langsam die Kraft aus.
    »Es sind die Namen, an die ich mich oft nur noch schwer erinnern kann. Nicht die Namen derer, die ich ins Gefängnis gebracht habe, oder die Namen meiner Freunde, aber einige andere. Verzeihen Sie mir. Wie dem auch sei, Jennings wurde eines Tages unerwartet aus Europa zurückgerufen, und es war wahrscheinlich einfach der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ariana war nicht zu Hause, um ihn willkommen zu heißen, aber als er an dem Abend ausging, lief er doch glatt ihr und ihrem Beau auf der Grand Army Plaza über den Weg. Er vermutete, dass sie gerade von einem Schäferstündchen aus dem Plaza Hotel kamen. Zwischen den beiden Männern kam es zu einem Wortwechsel - ich bin mir nicht sicher, was genau gesagt wurde. Aber Ariana verteidigte ihren Liebhaber mitten auf der Straße, während um sie herum Leute spazierten und sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten. Da zog Jennings einfach seine Pistole und drohte seinem Nebenbuhler. Der Mann verspottete und beschimpfte ihn und beleidigte ihn in seiner Männlichkeit. Freeland drehte durch und drückte ab. Aber er tötete Ariana anstatt ihres Liebhabers. Ein Schuss mitten durch die Brust.« Lockhart dachte eine Minute darüber nach. »Berechtigterweise, hätte ich argumentiert. Schließlich war Ariana an dem ganzen Schlamassel schuld. Wenn sie nicht so ein leichtes Mädchen gewesen wäre - nun ... Wie dem auch sei, er wurde wegen Totschlags verurteilt.«
    Die Ansichten über Mord am Ehepartner hatten sich im Laufe der Zeit nicht sehr geändert. Es war weder ein neues Phänomen noch eines, über das man viel wusste. Aber das könnte Grund genug für Lola gewesen sein, sich für Freeland Jennings Geschichte zu interessieren.
    »Und er wurde ins Zuchthaus eingewiesen?«
    »Ja, genau. Die Gefangenen, die nicht von der Mafia geschützt wurden, verrichteten die Schwerarbeit. Sie arbeiteten im Steinbruch auf der Insel und machten Dinge, die einem Gentleman nicht angemessen waren. Zum Glück hatte Freeland die Mittel, um sich von Reggio und Cleary einen gehobeneren Lebensstil zu erkaufen. Das war es, was letzten Endes zu ihrem Untergang führte. Es war Freeland, der sich bei mir über das Drogenproblem beschwerte. Er schrieb mir einen Brief und erklärte mir, dass auf der Insel alles zu kaufen war. Unter den Umständen fühlte er sich ganz wohl in seinem Gefängnisapartment. Er hatte eine kleine Türmchenwohnung, von der aus er direkt über den East River zu seiner Wohnung in Manhattan schauen konnte. Er hatte viel dafür bezahlt. Man gestattete ihm, einige Kisten Wein und seine Lieblingsklamotten zu behalten. Er hatte ein Radio und einen Kopfhörer, sodass er Nachrichten hören und sich auf dem Laufenden halten konnte.«
    Lockharts Stimme

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