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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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welche ich mitnehmen würde.
    Fast ganz unten war ein Set identischer schwarzer Lederalben, deren genarbte Einbände an den Ecken schon ausgefranst waren. In der unteren rechten Ecke jedes Albums standen die goldenen Initialen O.L. Ich schlug ein Buch auf und sah die elegante Handschrift des damals jungen Mannes, der sein Leben mit solcher Sorgfalt festgehalten hatte.
    Ich nahm die sechs Bände von Orlyn Lockharts Tagebüchern aus der Kiste und fügte sie meinem Stapel hinzu. Plötzlich hörte ich in dem dunklen Korridor vor dem kleinen Raum Schritte näher kommen. Ich stand auf, um meine Lektüre für den heutigen Abend zusammenzusammeln, und zog meinen Mantel an.
    Als ich die Tür öffnete, stand der Nachtwächter direkt vor mir. »Ich bin nur gekommen, um Sie zu holen, Miss. Ich schließe die Haupttür um sieben Uhr ab. Dann wird auch die Heizung runtergeschaltet. Der Präsident bat mich, dafür zu sorgen, dass Sie gut aus dem Gebäude kommen.«
    Ich dankte ihm, und wir gingen zusammen die Treppe hinunter zum Eingang. Ein kräftiger Wind blies vom Fluss herauf, als ich auf die 116th Street einbog und hinauf zum Broadway ging. Die Luft war feucht und schwer und der Himmel dunkelgrau, und die Spitzen der Wolkenkratzer in der Ferne waren wolkenverhangen. Es dauerte fast zehn Minuten, und ich musste einige Blocks in Richtung Süden laufen, bis ich ein Taxi fand, um zurück in Jakes Wohnung zu fahren.
    »Es riecht himmlisch.« Ich ließ meine Bücher auf den Tisch in der Diele fallen und ging in die Küche, wo er gerade einen Salat machte.
    »Hat es sich gelohnt?«
    »Unbedingt.« Ich erzählte ihm von den Gesprächen.
    »Mike hat angerufen. Er sagt, er hat, wonach du gesucht hast, und dass er morgen Vormittag bei dir vorbeikommen wird.«
    Jake hatte bereits den Tisch gedeckt und die Kerzen angezündet. Ich ging ins Schlafzimmer, um Leggings und einen warmen Pulli anzuziehen, als mich Jake informierte, dass das Abendessen in einer halben Stunde fertig sein würde.
    Wieder im Wohnzimmer, nahm ich den ersten Band von Lockharts Tagebüchern. Er war von 1933 datiert, als er noch Anwalt in der Bezirksstaatsanwaltschaft gewesen war. Ich las Jake laut vor und amüsierte mich über die Beschreibung der Arbeit in jenen Tagen. Ich überflog die ersten Seiten der nächsten drei Bände, bis ich die Stelle fand, wo er von der Razzia erzählte.
    Jake hatte einen Bericht des Leiters der städtischen Strafvollzugsbehörde aufgeschlagen und las mir vereinzelte Passagen daraus vor. »>ii. Januar 1934. Das Problem mit den weiblichen Straftätern nimmt zu, auf Grund ihrer Emanzipation und ihrem Hang zu größerer sexueller Freiheit.< Hörst du zu?«
    »Entschuldige. Ich suche den Teil über Freeland Jennings.« Ich überflog Lockharts Schilderung der Razzia und seines Schmerzes, als er von dem Tod seines Freundes erfuhr. Diamanten oder wertvolle Juwelen wurden nirgendwo erwähnt, und ich erinnerte mich, dass Lockhart gesagt hatte, dass diese Geschichten erst später die Runde machten.
    »Mach langsam. Du kannst nach dem Essen noch nach Herzenslust lesen.«
    Ich kam zu der Beschreibung von Jennings luxuriöser Wohnung im Zuchthaus. Danach gab es mehrere Tage keine Einträge. Die Schilderung setzte erst nach seiner Beerdigung wieder ein.
     
    »Ich hätte gerne ein Andenken von Jennings, etwas, das mich sowohl an ihn als auch an die wagemutige Razzia erinnert, die wir durchführten, um das Übel auf der Insel auszumerzen. Was mich am meisten fasziniert, ist sein Miniaturgeheimgarten, eine detaillierte Kopie all der Gebäude auf Blackwell's, die man im letzten Jahrhundert gebaut hatte.
    Es scheint, als ob Freeland sich mit einem mittellosen Gefangenen angefreundet hatte, einem Steinmetz aus Italien - noch dazu aus der gleichen Region stammend wie Ariana -, der wegen Grabschändung im Gefängnis saß. Er war in Mausoleen eingebrochen und hatte wertvolle Objekte aus privaten Familienkrypten entwendet. Ein Kleinkrimineller, aber nichtsdestotrotz ein talentierter Kunsthandwerker. Er schuf eine absolut detailgetreue Kopie der Insel, die mein Freund in seiner Gefängniswohnung aufbewahrte. Wirklich ein außergewöhnliches Kunstwerk. Es zeigt jedes Gebäude, jeden Baum und praktisch jeden Felsen auf der gesamten Insel. Ich werde Commissioner MacCormick fragen, ob ich das Modell als Souvenir an unser Unterfangen behalten darf.
    Freeland schrieb mir einmal von seinem Garten. Er sagte, er würde mir mehr darüber erzählen, wenn ich ihn einmal

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