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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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protestierte. »Ich, äh, ich habe überhaupt nichts Konkretes erwartet.« Mike hatte im Laufe der Jahre einige flüchtige Beziehungen gehabt, normalerweise mit Frauen, die einen ebenso unsteten Lebensstil hatten wie er - Journalistinnen, Stewardessen, Schauspielerinnen. Es waren selten Frauen gewesen, die eine gewisse Erdung besaßen und sich in einer ernsthaften Phase ihrer Karriere befanden.
    »Zweiunddreißig Jahre alt. Studierte an der UCLA, Hauptfach Mittelalterliche Geschichte. Sie kann mir die ganze Nacht von der Benediktus-Regel erzählen und mir Verse aus Havelok, der Däne rezitieren. Dich würde das wahrscheinlich nicht anturnen, Blondie, aber bei mir wirkt es Wunder.«
    »Sie hört sich -«
    »Sie war so angetan von gotischer Architektur-Strebebögen und Rayonnant-Design -, dass sie danach nach Stanford ging, um dort ihren Magister zu machen. Also, Kid, was das Thema angeht, ist mit mir jetzt nicht mehr zum Späßen. Bei solchen Jeopardy!- Fragen werde ich in Zukunft absolut fit sein.«
    »Ich würde sie liebend gerne -«
    »Werd bloß nicht herablassend! Sie ist genauso intelligent wie deine verdammten Freunde.«
    »Warum wirst du so verdammt defensiv? Ich versuche dir zu sagen, dass ich sie gerne kennen lernen und Zeit mit ihr verbringen würde.«
    »Jacobsen.«
    Ich schlug mit der Hand auf das Armaturenbrett. »Deshalb bist du also so komisch.« Ich lachte. »Sie ist auch Jüdin?«
    »Als ob du die einzige Jüdin bist, die ich interessant finden soll?«
    »Als ob ich entzückt bin, dass du aus deiner klein karierten Welt -«
    »Du schnauzt mich nur an, weil du eifersüchtig bist. Ich hatte Recht letzte Nacht. Du bist es gewöhnt, dass ich dir sieben Tage die Woche, vierundzwanzig Stunden am Tag zur Verfügung stehe, und sobald du mit einem deiner Verehrer eine Spritztour machst, kommandierst du mich rum.«
    »Ich kann nicht glauben, dass du unsere Freundschaft so charakterisieren würdest. Es gibt nichts auf der Welt, was ich nicht für dich tun würde, und ich weiß, dass du das Gleiche immer wieder für mich unter Beweis gestellt hast. Warum würde ich nicht wollen, dass du glücklich bist?«
    Es gab keinen Grund, warum Mike mich so anfuhr. Ich lehnte mich zurück und zwang mich erneut, mir über meine Gefühle klar zu werden. Es stand außer Frage, dass ich nie erwartet hätte, dass er eine ernsthafte Beziehung mit einer Nichtkatholikin haben würde, und ich hatte mich oft gefragt, ob er sich nicht trotz seiner offenkundigen Intelligenz von beruflich erfolgreichen Frauen bedroht fühlte. Vielleicht hatten wir beide von Zeit zu Zeit dagegen angekämpft, dass wir uns zueinander hingezogen fühlten. Ich hasste die Vorstellung, auf seine Freundin eifersüchtig zu sein.
    Ich verscheuchte meine Gedanken und lächelte Mike an, in der Hoffnung, ihn mit einem Witz beschwichtigen zu können. »Was du nicht weißt, ist, dass ich das sehr schmeichelhaft finde.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Erfolgreich, interessant, intelligent, jüdisch. Pat McKinney wird denken, dass ich dir die Augen für einen anderen Typ Frau geöffnet habe.«
    Anstatt mit einem schlauen Spruch zu antworten, knurrte Mike: »Val ist kein bisschen wie du.«
    »Sei nicht so ein Spielverderber. Du weißt, dass ich nur Spaß -«
    »Sie hat nicht viel Glück gehabt, Coop. Ich kenne keine andere Frau, die so viel Glück hat wie du, und für Val ist es höchste Zeit, dass sie das auch hat.«
    Ich hatte Mike seit Mercers Unfall nicht mehr so angespannt erlebt. Ich wusste nicht, was ich sagen oder in welche Richtung ich das Gespräch lenken sollte. Jeder meiner Versuche endete in einer Sackgasse. Ich starrte durch die Windschutzscheibe, während die Scheibenwischer die Schneeflocken hin und her schoben, und wartete darauf, dass Mike weiterreden würde.
    Wir waren jetzt in der Unterführung unterhalb der Vereinten Nationen und saßen in der mittleren Spur hinter drei Autos fest, die in einen Auffahrunfall verwickelt waren. Als Mike sprach, konnte ich sein Gesicht wegen der Dunkelheit in dem kurzen Tunnel nicht sehen.
    »Sloan-Kettering ist nicht der beste Ort, um ein Mädchen aufzureißen.«
    Die großartige Krebsstation nahm einen Block auf der York Avenue ein, auf halber Strecke zwischen Mikes Wohnung und meiner. Viele meiner Freunde waren dort von der phänomenalen Belegschaft behandelt und gerettet worden. Ich betrachtete Mikes Profil, während er sprach.
    »Nachdem Mercer angeschossen worden war, spendete ich Blut, um all die Liter zu ersetzen,

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