Das Totenhaus
Willkommensgeschenk zurückgelassen hat. Geflecktes Band und alles ... Wer spricht da? Monty, hier ist Chapman. Wir suchen eine vermisste Frau.« Der Mann am anderen Ende der Leitung stellte Mike einige Fragen. »Nein, du Blödmann. Wenn ich wüsste, wer oder wo sie ist, wäre sie nicht lange vermisst, oder?« Chapman hörte zu. »Warum sind sie um diese Uhrzeit zum King's College rauf?« Kurz darauf legte er auf. »Zeit für ein Nickerchen, Blondie. Ich suche morgen weiter nach deiner ermordeten Lady. Jemand ist heute Nacht, nachdem sie es zugesperrt hatten, in das Verwaltungsgebäude deiner Lieblingsuni eingebrochen. Anscheinend hat's der Einbrecher mittendrin mit der Angst bekommen. Neben dem Hinterausgang stapelten sich kistenweise Bücher. Der Dieb entkam nur mit ein paar davon. Es waren die Kisten mit Lola Dakotas Namen drauf.«
29
Renee und ich plauderten am Morgen bei einer Tasse Kaffee. Ich war schließlich um drei Uhr nachts eingeschlafen und hatte nicht einmal gehört, wie David um sieben Uhr früh hinausging, um den Hund Gassi zu führen. Ich borgte mir Renees Bademantel und den Reserveschlüssel zu meiner Wohnung. Da das Fenster noch immer nicht repariert war, war es zu kalt, um dort zu duschen, aber ich brauchte meine dünne Seidenthermowäsche, um sie unter meinem grauen Hosenanzug anzuziehen. Ausnahmsweise schien die Wettervorhersage Recht zu behalten, und ich fror allein bei der Ankündigung des bevorstehenden Schneesturms.
Um halb neun ging ich nach unten, um auf Mike zu warten. In den vergangenen Wochen hatten alle Bewohner den Hausangestellten Weihnachtstrinkgelder zugesteckt, folglich waren sie nach wie vor ungewöhnlich hilfreich, halfen Frauen mit Kinderwägen in den Aufzug und trugen Pakete vom Eingang zu den Aufzügen. Weihnachtssterne standen neben den Tischen und Fenstern in der marmornen Lobby, und außer mir schienen in dieser letzten Woche des Jahres alle besonders gut gelaunt ihrer Arbeit nachzugehen.
»Wie geht's meiner kleinen Eskimofrau heute Morgen?«
Ich hatte meinen Mantel in der Wohnung gelassen und über der langen Unterwäsche und dem Hosenanzug einen Skianorak angezogen. »Denkst du, dass ich übertreibe?«, fragte ich Mike, als ich die Autotür öffnete.
»Nicht, wenn du vorhast, die Nacht in einem Iglu zu verbringen. Hast du schlafen können?«
»Ich nahm eine heiße Dusche und war sofort weg. Hör mal, ich möchte mich wirklich dafür entschuldigen, dass ich gestern Nacht einfach so reingeplatzt bin. Es war rücksichtslos von mir, dich -«
»Ja, das war es.« Ich drehte mich zu Mike, um zu sehen, ob er einen Scherz machte. Er lächelte nicht. »Ich meine, es sieht dir so gar nicht ähnlich. Ich wusste nicht, wer, zum Teufel, zu dieser späten Stunde Sonntagnacht bei mir klingelt. Ich dachte, dass die meisten Leute vorher anrufen würden. Du warst die Letzte, die ich erwartet hätte, als ich in die Türsprechanlage sprach.«
»Aber -?«
»Aber was? Du fängst auch immer zu schmollen an, wenn ich mitten in einem deiner Schäferstündchen auftauche, so als ob es das letzte Mal sei, dass du Sex hast.«
»Wie hätte ich wissen können, dass ich eine häusliche Szene in deiner kleinen Dunkelkammer unterbreche, wenn du mir nichts über dein Privatleben erzählst? Ich versuche gerade, mich zu entschuldigen, falls du mich ausreden lassen würdest. Bei dir und bei ... hat sie einen Namen, Detective?«
Mike konzentrierte sich auf die vereiste Fahrbahn, während er das Auto auf den FDR Drive lenkte.
»Vielleicht nenne ich deinen Gast nur >sie<. Ist dir das Recht?« Ich bombardierte ihn mit einer Reihe von Fragen über die namenlose Gestalt in seinem Bett. »Habe ich euch den Abend verdorben? Erzählst du mir, wie du sie kennen gelernt hast? Hast du dir darüber Gedanken gemacht, wann du sie deinen Freunden -?«
»Valerie.«
»Das war doch nicht so schwierig, oder? Valerie. Schöner Name. Okay, erzählen Sie mir von Valerie, Mr. Chapman. Bin ich dir zu schnell? Ich versuche, mit den einfachen Dingen anzufangen.«
»Sie ist Architektin. Die einzige Frau in einem ziemlich großen Architekturbüro. Sie macht Entwürfe für große städtische Projekte, angefangen von dem neuen Gelände neben Battery Park City bis zur Planung des Miami-Heat-Sportkomplexes.«
Die Antwort überraschte mich. Ich zögerte lange genug, sodass Mike es merkte.
»Hast du eine Bedienung erwartet? Oder vielleicht eine Erdnussverkäuferin im Yankee-Stadium?«
Ich wurde rot, während ich
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