Das Totenhaus
Gerichtsschreiberin zurückkehrte. »Das ist nicht mein Opfer, falls Sie das meinen.«
»Der Richter wollte nur sichergehen. Er denkt, dass es Juan Modesto selbst ist. >Sie< kam direkt auf mich zu, sagte, dass sie Lavinia Cabrinas sei und dass sie Richter Fink bitten wolle, die Anklage gegen Modesto fallen zu lassen und die Kontaktsperre aufzuheben. Wir dachten, dass die Bartstoppeln und die Fistelstimme nicht zu Ms. Cabrinas passten, also habe ich >sie< gebeten, Platz zu nehmen. Der Richter will nur, dass Sie es bestätigen, bevor wir den Fall aufrufen.«
Ich drehte mich wieder um und ließ meinen Blick über die Leute schweifen. »Nicht die geringste Ähnlichkeit. Ich habe ja schon viele Kerle gesehen, die sich rauswinden wollten, aber noch nie auf diese Art.«
»Warten Sie doch bitte hier, hinter mir.«
Als die Verhandlungen in der Drogensache beendet waren, nickte die Gerichtsschreiberin dem Richter zu, der die Modesto-Angelegenheit aufrief und auf die heutige Tagesordnung setzte. Der Angeklagte ging an das Geländer hinter den Anwaltstischen und wiederholte sein Gesuch, wobei er sich alle Mühe gab, sich wie eine schüchterne Latina anzuhören.
Vier Gerichtspolizisten postierten sich um ihn herum, während Neal Fink, ein nüchterner Richter, ihn anwies, die Brille abzunehmen, was er ohne zu zögern tat. Als Nächstes forderte er ihn auf, die Perücke abzunehmen. Modesto erstarrte, und der Richter wiederholte seine Bitte. Nachdem er sich auch nach dem vierten Mal weigerte, der Aufforderung Folge zu leisten, wies der Richter die Gerichtspolizisten an, dem Antragsteller die schwarze Acrylperücke vom Kopf zu nehmen. Zwei hielten ihn an den Armen fest, während die anderen seine falschen Locken packten und sie aus den Haarnadeln zogen, mit denen Modesto sie auf seiner eigenen fettigen Haartolle festgemacht hatte.
»Ihre Freilassung gegen Kaution wird widerrufen, Mr. Modesto. Ab mit ihm, Herrschaften. Haftfortdauer ohne Kaution. Ms. Cooper, ich erwarte, dass Sie diese Angelegenheit vorrangig behandeln und der Grand Jury so schnell wie möglich vorlegen. Und dass Sie als zusätzliche Anklagepunkte vorsätzliche Behinderung der Staatsgewalt hinzufügen. Können Sie das bis Ende der Woche erledigen?«
»Wir werden unser Bestes tun, Euer Ehren.«
Das Letzte, was ich momentan brauchte, war eine Ablenkung von den Ermittlungen im Fall Dakota. Vor allem nicht ein Opfer häuslicher Gewalt, die bereit war, ihren Mann ungestraft davonkommen zu lassen, und dabei außer Acht ließ, in welch akuter Gefahr sie sich befand und dass er vor nichts zurückschrecken würde, um der Anklage zu entkommen.
Mike spielte an Lauras Schreibtisch Solitaire, als ich wieder nach oben kam. »Battaglia sucht dich. Er hört sich total wütend an. Sinnelesi hat angerufen, um sich darüber zu beschweren, dass wir Sachen aus Bart Frankels Büro genommen haben. Battaglia will, dass du ihm Rede und Antwort stehst. Er sagt, er ist schockiert, dass du die Durchsuchung zugelassen hast, ohne sie zuerst von ihm absegnen zu lassen. Du hättest ihn in eine schwierige Position gegenüber einem gewählten Beamten gebracht. Und so weiter, du weißt schon. Du solltest hinübergehen und ihn beruhigen. Ich schlug ihm vor, dich übers Knie zu legen.«
»Ich wette, darauf ging er nicht ein.«
»Im Gegenteil. Er sagte, er würde mir den Vortritt lassen.«
»Dieses eine Mal muss ich ihn warten lassen. Kein politisches Kalkül wird diesen Zug aufhalten.«
Ich schlug die Dakota-Akte auf, suchte das Blatt mit allen Namen und Telefonnummern und wählte die Nummer der Lockharts in White Plains. Skips Mutter verband mich mit seinem Großvater, der zweifellos auf seinem Lieblingsplatz im Wintergarten saß.
»Mr. Lockhart? Hier spricht Alexandra Cooper.«
»Er ist gerade weg, Miss Cooper.«
»Wer ist gerade weg?«
»Skip. Sie wollten ihn doch sprechen, oder?«
»Nein, Sir. Ich habe noch ein paar Fragen an Sie.«
»Was haben Sie getan, um den Jungen so aufzuregen, Miss Cooper?«
»Ich habe Skip heute weder gesehen, noch mit ihm gesprochen. Ich rufe an, weil ich, als wir mit Ihnen sprachen, Ihre Tagebücher noch nicht gelesen hatte. Ich wusste nichts über Freeland Jennings Geheimgarten. Aber ich habe mir Ihre Bücher gestern Abend angesehen, und ich würde gerne wissen, was aus Jennings Modell von Blackwell's geworden ist. Haben Sie es noch, Mr. Lockhart?«
»Erzählen Sie mir bloß nicht, dass Sie nichts damit zu tun hatten, dass mein Enkel so wütend ist. Er
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