Das Totenhaus
schöne vorne. Ich brauche ihn doch nicht. Wenn Sie bitte meine Reservierung stornieren würden.« Er legte auf, zog seinen Trenchcoat aus und warf ihn über einen Stuhl. »Fühlst du dich jetzt besser? Jetzt wird man wenigstens, wenn er mit seiner geheimen Quelle aufkreuzt, keinen besonderen Tisch für sie bereithalten.«
Mike hob ab, als das Telefon erneut klingelte. »Hey, Jake.« Er sah mich an.
Ich formte mit den Lippen so deutlich wie ich konnte das Wort »Nein«.
»Nein, ich hab sie noch nicht gesehen. Ich glaube, sie hat die Nacht bei David und Renee verbracht. Du hast sie wirklich auf Achtzig gebracht, Mann. Nichts, was ungefähr drei Dutzend gelbe Rosen und ein Kniefall im Matsch wieder hinkriegen würden. Ach ja, und die Auskunft, wo sich das Weibsbild befindet, das am Wochenende zur Seite geschafft wurde. Ruf wieder an, wenn du das weißt, Jake. Ich sag ihr, dass sie dich anrufen soll, wenn sie kommt.«
Er drückte auf den Plastikknopf in der Gabel, um das Gespräch zu beenden, und hielt den Hörer noch in der Hand, als das Telefon erneut klingelte. »Ms. Coopers Büro, und sie will wirklich nicht mit so einem Arschloch wie dir reden.« Mike hielt inne. »Oh, 'tschuldigung, Euer Ehren. Ich bin neu hier. Ich dachte, Sie wären einer der Spinner, die hier andauernd für die hübsche Staatsanwältin anrufen.«
Mike reichte mir den Hörer. »Ja, Sir, ich erkenne den Namen. Nein, ich glaube, sie ist diese Woche nicht da, aber ich komme sofort hinunter. Ja, ich kümmere mich selbst darum.« Ich reichte Mike wieder den Hörer. »Mach dich nützlich. Ich muss runter zum Trakt drei. Es gibt eine kleine Krise bei einem unserer alten Fälle, und die zuständige Anwältin hat diese Woche frei.«
Ich legte mir das Kettchen mit meinem Ausweis um den Hals und ging die Treppe hinunter zu den Aufzügen, die zu den Gerichtssälen für geringfügige Delikte im vierten Stock des Gebäudes führten. Sarah Brenner, meine Stellvertreterin, war seit der Geburt ihres Babys im Sommer in Mutterschaftsurlaub. Wenn es nach mir ging, konnte sie gar nicht schnell genug wieder in die Abteilung zurückkehren. Es war unmöglich, den täglichen Ansturm von Gewaltverbrechen einzudämmen, der auch inmitten einer laufenden Mordermittlung nicht nachließ.
Ich betrat den Trakt 3 durch die Flügelschwingtür und suchte die Bänke nach Juan Modesto ab. Ich konnte ihn nirgendwo entdecken. Richter Fink hatte mich gebeten, mit seiner Gerichtsschreiberin zu sprechen, und der Gerichtspolizist, der den Eingang zu den Anwaltstischen bewachte, hängte die Metallkette aus und ließ mich durch.
Als ich mich dem Schreibtisch der Gerichtsschreiberin näherte, signalisierte sie mir, mich vorzubeugen, sodass wir miteinander sprechen konnten, ohne den Richter bei seinen Strafmaßverhandlungen mit einem Angeklagten in einer Drogenbesitzsache zu stören.
»Wissen Sie darüber Bescheid?«
»Ziemlich gut«, sagte ich und versuchte, mich an die Fakten zu erinnern. »Modesto schlug und vergewaltigte seine Freundin. Er ist bis zur Verlesung der Anklageschrift auf Bewährung draußen. Sie ist unkooperativ und behauptet, dass er ihr gedroht hat, das Baby zu kidnappen und in die Dominikanische Republik zu entführen, falls sie die Anklage nicht fallen lässt. Der Richter hat beim letzten Mal, als der Fall auf der Tagesordnung stand, eine Kontaktsperre angeordnet. Ich glaube, wir haben eine Vertagung auf Ende Januar beantragt, weil wir dachten, es würde uns nach den Feiertagen gelingen, sie dazu zu bringen, ihre Meinung zu ändern. Es tut mir Leid, ich hatte heute keine Anweisungen hier unten. Ich wusste nicht, dass der Fall auf der Tagesordnung steht.«
»Tut er auch nicht. Hören Sie sich das an. Wissen Sie, wie Ihr Opfer aussieht?«
»Ja, ich habe sie ein paarmal getroffen.« Ich hatte Anfang des Monats den Großteil eines Nachmittags mit ihr verbracht und versucht, sie zu überzeugen, vor Gericht zu gehen. Zusammen mit meiner jungen Kollegin, die dem Fall zugeteilt war, hatte ich sie daran erinnert, dass Modestos Angriffe immer häufiger und ihre Verletzungen immer schwer wiegender wurden.
»Gehen Sie doch mal bitte langsam wieder den Gang hinunter. Zweite Reihe links, ganz außen. Sagen Sie mir, wer sich Ihrer Meinung nach hinter der Perücke, der Sonnenbrille und dem Damenmantel verbirgt.«
Ich drehte eine langsame Runde durch den überfüllten Raum und tat so, als ob ich eine Zeugin suchen würde, bevor ich wieder zum Schreibtisch der
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