Das Totenhaus
zu tun, um sich die Sendung anzusehen. Er redete wahrscheinlich gerade mit dem alten Orlyn Lockhart oder war auf dem Rückweg von White Plains, als die Show lief. Denken Sie sich einfach eine Kategorie aus, in der er sich nicht gut auskennt.«
Ich runzelte die Stirn und tat, als ob ich mir eine Frage ausdenken würde. »Feministisches Zeugs, zum Beispiel. Sagen Sie ihm - ich weiß, sagen Sie ihm, dass die letzte Antwort der Name der ersten Ärztin in Amerika war. Und wenn Sie ihm sagen, dass ich das auch nicht wusste, wird er es Ihnen glauben.«
Bitte mach genau, was ich dir sage, und bitte mach, dass sich Chapman daran erinnert, dass wir letzte Woche zusammen waren, als genau diese Frage kam: Wer war Elizabeth Blackwell? Chapman musste sich daran erinnern, und dann würde er wissen, dass Shreve log. Und wenn ich Glück hatte, würde er dann auch wissen, dass ich irgendwo auf Blackwell's Island war.
»Wir werden sehen, Ms. Cooper. Wenn ich zurückkomme, möchte ich, dass Sie darüber nachdenken, wie kooperativ Sie sein wollen, um mir dabei zu helfen, die auf der Insel vergrabenen Diamanten zu finden.«
Ich war erstaunt. Winston Shreve glaubte wirklich, dass die Diamanten noch hier waren? Und er glaubte auch, dass ich etwas darüber wusste!
»Wir reden später über Lola. Vielleicht sind Sie sich gar nicht bewusst, welche Informationen Sie haben«, sagte er. Ich hatte nicht einmal an Lola Dakota gedacht, seit ich das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Shreve musste hinter etwas her sein, das ich im Laufe der Ermittlungen erfahren hatte. Aber was?
»Ich habe ein Anrecht auf diese Diamanten, Ms. Cooper. Im Gegensatz zu diesen anderen Glücksjägern. Sie gehörten meinem Großvater.«
»Ihrem Großvater?«
»Ja, Ms. Cooper. Es gab Männer wie Orlyn Lockhart, die, sagen wir mal, damals die Schrankenwärter der Insel waren. Und dann waren da die Männer, die ihre Zeit hier drinnen verbrachten. Die Patienten in dieser Klinik, dem Tode geweiht. Und nur einige Hundert Meter entfernt, die Gefangenen im Zuchthaus. Freeland Jennings, Ms. Cooper. Freeland Jennings war mein Großvater.«
»Wirklich, Ms. Cooper, Sie glauben doch nicht etwa, dass alle, die sich im Elfenbeinturm abmühen, es aus rein intellektuellen Motiven tun? Jeder der Wissenschaftler, mit dem Sie gesprochen haben, verfolgt ein egoistisches Ziel. Grenier wird für seine Forschungen wahrscheinlich ein Vermögen von der Pharmaindustrie einstreichen; falls Lavery Erfolg hat, würde das wahrscheinlich alle seine Probleme auf einen Schlag lösen, Lockhart wird schneller befördert werden -« Er hielt inne, als er diesen Namen erwähnte. »Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie krank es mich machte, wenn Skip über den korrupten Abschaum des Zuchthauses und die Razzia seines Großvaters dozierte? Mein Großvater ist bei dieser Razzia ums Leben gekommen. Meine Familie ist durch diese Ereignisse zerstört worden.«
»Weiß Professor Lockhart, dass Freeland Jennings Ihr Großvater war?«
»Er ist blind vor Habgier. Und ich hatte ohnehin nicht vor, es ihm zu sagen. Es hätte ihn und die anderen nur noch stärker auf ihre Ziele eingeschworen.«
»Ich bin mir nicht sicher, dass ich den Zusammenhang verstehe«, sagte ich. Ich verstand in der Tat bald überhaupt nichts mehr. Das Schwindelgefühl war jetzt in pure Erschöpfung übergegangen, und ich war taub vor Kälte.
»Meine Großmutter war Ariana, Freeland Jennings junge Frau. Die schöne Italienerin, wie Orlyn Lockhart sie nannte. Nachdem mein Großvater für den Mord an Ariana verurteilt worden war, nahm seine Schwester meinen Vater auf. Er war damals gerade erst sieben Jahre alt. Aber als Opa bei der Razzia auf der Insel umgebracht wurde, haben diese Schwester und der Rest der Jennings-Familie meinen Vater in ein Waisenhaus gesteckt.« Er hielt inne. »Schließlich waren sie sich nicht sicher, ob Freeland überhaupt sein Vater war. Also warum das hübsche Jennings-Vermögen mit diesem potenziellen Bastard teilen? Niemand protestierte, als beschlossen wurde, das Kind in den Westen zu schicken. Aus den Augen aus dem Sinn. Aus dem Testament.«
»Und was ist aus Ihrem Vater geworden?«
»Das war der Plan. Aber zu guter Letzt nahm sich Arianas Liebhaber seiner an. Das kirchliche Waisenhaus traf alle Vorbereitungen, um den Jungen in den Westen zu schicken - das war in jenen Tagen so üblich. Brandon Shreve hatte wohl Grund zu der Annahme, dass er der Vater sei. Entweder das, oder er liebte Ariana so sehr, dass er
Weitere Kostenlose Bücher
Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Online Lesen
von
Mike Krzywik-Groß
,
Torsten Exter
,
Stefan Holzhauer
,
Henning Mützlitz
,
Christian Lange
,
Stefan Schweikert
,
Judith C. Vogt
,
André Wiesler
,
Ann-Kathrin Karschnick
,
Eevie Demirtel
,
Marcus Rauchfuß
,
Christian Vogt