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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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zentrale Halle der Klinik gewesen war, und hielten auf einen Raum in der hintersten Ecke des Gebäudes zu. Zum ersten Mal seit Stunden schien es aufgehört haben zu schneien. Ich blickte nach oben und sah, dass jemand aus einer dünnen Sperrholzplatte eine provisorische Decke gezimmert hatte.
    Shreve ging weiter, und meine Augen folgten dem Lichtkegel der Taschenlampe. Hier hatte man inmitten dieser verlassenen Ruinen eine Art Schutzbunker gebaut. Auf dem Boden in der Ecke lag eine dünne, nicht einmal fünf Zentimeter dicke Matratze von einer der alten Klinikbetten. Der Matratzendrillich war abgewetzt und im Laufe der Jahrzehnte so verwittert, dass man ihn kaum noch erkennen konnte. Ein kleiner Tisch stand unter dem hohen Loch, das einmal ein Fenster gewesen war, und man hatte Geröll hereingeschafft, um die Bretter über unseren Köpfen abzustützen.

»Setzen Sie sich dort hin«, sagte Shreve und deutete auf einen Holzstuhl mit einer hohen Lehne, der einmal ein Rollstuhl gewesen war. Er half mir in den Stuhl, der leicht nach hinten kippte und schwankte, während er niederkniete, um mir die Füße wieder zusammenzubinden. Dann trat er hinter mich und band mir auch wieder ein Taschentuch vor den Mund.
    Er verließ die kleine Kammer und verschwand im Dunkel der angrenzenden Räume. Was hatte er jetzt vor? Ich hatte Schüttelfrost, mein Kopf hämmerte, und mein leerer Magen schmerzte.
    Ich riss mich zusammen, verscheuchte die düsteren Gedanken und setzte mich aufrecht hin. Als ich durch den zu einem Spitzbogen zulaufenden Fensterrahmen blickte, konnte ich in dem schier endlosen, dichten Schneetreiben das Glitzern der Skyline von Manhattan erkennen. Wenn ich mich anstrengte, konnte ich von meinem Eckplatz aus direkt gegenüber auf der anderen Seite des Wassers die Spitze des River House erkennen.
    Shreve telefonierte auf seinem Handy und hatte mich allein gelassen, damit ich die Unterhaltung nicht mithören konnte. Aber seine Stimme hallte von den dicken grauen Wänden des Nachbarraums wider, und ich hörte, wie er nach Detective Wallace fragte. Woher wusste er etwas von Mercer?
    »Mr. Wallace? Hier spricht Winston Shreve. Professor Shreve.« Er sagte etwas in der Art, dass er gerade heimgekommen wäre und eine Nachricht von Wallace auf dem Anrufbeantworter vorgefunden hätte. Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war, ob es noch immer Montag war, oder ob wir uns bereits in den frühen Morgenstunden des Dienstags, des letzten Tags des Jahres, befanden.
    Falls ich schon einige Zeit vermisst wurde, dann hätte man natürlich auch Mercer eingeschaltet, um mich zu finden.
    In seinem professoralen Ton sagte Shreve, dass es ihm nichts ausmachen würde, zu wiederholen, was er bereits früher am Abend Detective Chapman erzählt hatte. »Die beiden Damen stiegen vor dem College in mein Auto ein, und ich fuhr hinüber auf den West Side Highway, um nach Westehester zu fahren. Sylvia beklagte sich über Übelkeit und Schwindel. Wir dachten, dass sie vielleicht etwas Schlechtes zu Mittag gegessen hatte. Wir hatten gerade die Brücke nach Riverdale überquert, als sie ohnmächtig wurde.«
    Wallace stellte anscheinend ein paar Fragen, und Shreve murmelte etwas, das ich nicht hören konnte. Plötzlich erlebte ich Rückblenden, genauso wie es unter Drogeneinfluss stehende Opfer beschrieben, wenn sie wieder zu sich kamen. Ich erinnerte mich daran, in dem Minivan gesessen und die heiße Schokolade getrunken zu haben, die der Professor für uns besorgt hatte.
    »Nein, nein, es war Ms. Coopers Idee. Sie schlug vor, umzudrehen. Wir fuhren sofort zurück zum Columbia Presbyterian Hospital. Ms. Cooper wusste, wo die Notaufnahme war. Sie sagte, dass sie schon viele Male dort gewesen war, um mit Opfern zu sprechen. Ich wollte keine Zeit mit der Suche nach einem Parkplatz verlieren, also wartete sie im Auto, während ich Sylvia hineinbrachte. Als der Arzt beschloss, sie einweisen zu lassen, ging ich wieder nach draußen, um Ms. Cooper zu sagen, dass ich das Krankenhaus nicht verlassen würde, bis ich wusste, dass es Ms. Foote gut ging.«
    Wallace stellte wieder Fragen. Ich betete, dass er dieses gottverdammte Alibi knacken würde.
    »Ja, Detective. Ms. Cooper bestand darauf, mit mir in der Notaufnahme zu warten. Ich rief bei Lockharts an und sagte Skips Mutter, dass es ein Problem gegeben hatte und dass wir es nicht zu dem Treffen schaffen würden. Ms. Cooper kam in den Warteraum und -«
    Shreve musste sich umgedreht haben und mit dem Rücken zu

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