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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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machen. Das ist das Original. Es ist gestern mit der Post gekommen, kurz bevor wir zum College gefahren sind. Hier ist das, was Sie wollen, Professor. Es ist das einzige Exemplar.«
    Der Wind zerrte an dem Papier und versuchte, es mir aus den Fingern zu reißen. Ich stopfte es in die Tasche meines Anoraks und setzte meinen gefährlichen Weg fort.
    Jetzt war ich an der Reihe, zuversichtlich zu sein. Wenn ich die sieben oder acht Steine bis zu dem großen Felsen schaffte, würde ich in Sicherheit sein. Shreve würde es nicht wagen, mir zu folgen. Die circa achtzig Pfund, die er mehr wog als ich, würde das Eis nicht tragen können. Und ich könnte mich an den Leuchtturm klammern und in dem sicheren Gefühl, dass die Polizei schon auf dem Weg war, auf den Sonnenaufgang warten.
    Falls ich es nicht schaffte, und ich war mir dieser Möglichkeit durchaus bewusst, dann würde es ein schrecklicher Tod sein. Aber ein schnellerer, sagte ich mir, als alles, was Winston Shreve mit mir vorhatte.
    Ich hatte nicht damit gerechnet, wie sehr er die Karte wollte.
    Ich war mittlerweile auf dem vierten Felsen in dem eisigen Archipel und bemühte mich, nicht auszurutschen, was angesichts der Tatsache, dass ich meine Arme nicht ausstrecken und mich ausbalancieren konnte, gar nicht so einfach war. Hinter mir hörte ich, wie das Eis brach.
    Ich ignorierte die Stimme in meinem Kopf, die mir befahl, mich nicht umzudrehen. Shreve war mir gefolgt und stand auf dem ersten Felsen. Er trat gerade auf den zweiten, aber da er größere Füße hatte als ich, fand er keinen Halt auf dem abschüssigen Stein. Er war mit dem linken Bein abgerutscht und durch die dünne Eisdecke gebrochen, durch die jetzt schwarzes Wasser blubberte.
    »Geben Sie mir die gottverdammte Karte«, schrie er mich an. Er schien wie festgewachsen, da ihm eben erst bewusst geworden war, welch gefährlichen Weg er da eingeschlagen hatte. »Geben Sie mir das Papier!«
    Der Wind trieb auch seine Worte hinaus auf das Wasser.
    Die beiden nächsten Felsen waren relativ flach und groß. Ich kam leicht über sie hinweg und zählte nur noch drei kleine Felsbrocken bis zu dem großen Felsen.
    Ein Blick zurück, und es war klar, dass Shreve von dem Verlangen, die Karte zu bekommen, völlig besessen war. Er hatte sich entschieden, mir zu folgen. Er schaffte es auf den dritten Felsen und hielt inne, um zu überlegen, wie er sicher zum nächsten gelangen würde.
    Der beeindruckende Gebäudekomplex der Vereinten Nationen war jetzt direkt rechts vor mir zu sehen.
    In einigen der Büros gingen die Lichter an, während sich der Himmel aufzuhellen begann. Die Stadt erwachte zum Leben. Jemand würde mich finden.
    Ich versuchte, den nächsten Felsen zu erreichen, aber er war spitz und rau, und es gab keine flache Stelle, auf die ich treten konnte. Ich beugte mich vor und packte den Kamm des Felsens mit meinen gefesselten Händen, während ich versuchte, mit dem rechten Fuß einen Halt auf der glatten Oberfläche zu finden. Als ich ihn gefunden zu haben glaubte, zog ich mich nach vorne und balancierte meine einhundertundfünfzig Pfund zu beiden Seiten des Kamms aus. Sobald ich meine Hände frei hatte und mich wieder bewegen konnte, taumelte ich vorwärts zum nächsten Felsen. Ich war fast am Ziel.
    Als ich auf dem vorletzten Felsen stand, war ich fest entschlossen, mich in Sicherheit zu bringen. Ich packte den kahlen Strauch auf der Felskante vor mir und versuchte, mich auf den vereisten Felsen zu ziehen. Aber ich brach mit dem linken Fuß in das Eis ein und versank bis zur Hüfte in dem eiskalten Wasser. Ich hielt mich verzweifelt an dem kleinen grauen Gestrüpp fest und schlug wie wild um mich, um mich aus dem eisigen Fluss zu hieven.
    Langsam und voller Todesangst zog ich mich auf festen Boden. Shreves Schrei durchschnitt die Luft, und der Wind schleuderte mir den Ton ans Ohr.
    Ich öffnete die Augen und sah, wie er versuchte, mein Bein zu packen, das über die Seite des großen Felsens hing. Er versuchte, sich zu retten, nicht, mir weh zu tun, dachte ich, obwohl es an diesem Punkt kaum mehr eine Rolle spielte. Als er erneut nach mir griff, glitt er von dem spitzen Felsen und brach durch die dünne Eisschicht.
    »Das Seil!«, schrie ich. »Werfen Sie mir das Seil zu!«
    Aber die trügerische Strömung riss ihn mit und trug ihn weg von den Felsen. Ich zog mich an dem kräftigsten Zweig des kleinen Strauches in die Höhe, aber da meine Hände noch gefesselt waren, konnte ich den Ertrinkenden nicht

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