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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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noch immer anstecken könnte. Lola gefiel das.
    Wenn sie den Ort ein >Totenhaus< nannte, beschwor sie die Geister derjenigen herauf, die dort gestorben sind. Das hielt die Amateure fern, was ihr nur recht war.«
    »Ich hatte sie seit Monaten nicht mehr gesehen, Professor. Wie Sie mittlerweile sicher wissen, hatte sie es vorgezogen, mit den Staatsanwälten in New Jersey zusammenzuarbeiten. Mein Boss hielt den Plan, ihren Mord zu inszenieren, für absurd. Können Sie uns sagen, ob sie sich in letzter Zeit wegen Ivan Sorgen gemacht hat?«
    »Andauernd. Die Angst fraß sie auf, wo immer sie sich aufhielt. Er schien genau zu wissen, wie er ihr Angst machen konnte, egal, ob sie sich auf dem Broadway mit einer Freundin zum Mittagessen traf oder mit der Drahtseilbahn auf die Insel fuhr. Er wusste immer, wo sie war. Lola war sich sicher, dass sie verfolgt wurde, und wusste nicht, wem sie vertrauen konnte. Ich denke, dass ihr deshalb ihre alten Freunde wieder so wichtig wurden.«
    »Sie hatte Angst, sogar wenn sie auf die Insel fuhr?« Ich dachte sofort an Julian Gariano und daran, dass er von Ivan Kralovic angeheuert worden war, um ihm ihr Kommen und Gehen zu berichten.
    »Das hat sie mir zumindest gesagt. Ich hatte keinen Grund, ihr nicht zu glauben. Sehen Sie, Detective«, sagte Shreve und stützte einen Ellbogen auf sein Knie, »sie hatte wirklich krankhafte Angst, dass Ivan sie umbringen würde. Das war auf eine schreckliche Art vorausahnend, nicht wahr?«
    »Also denken Sie, dass Lolas Mörder in Ivans Auftrag gehandelt hat?«
    »In wessen sonst, Sylvia Footes?« Shreve kicherte. »Das ist mir eben erst in den Sinn gekommen. Eine King's-College-Intrige? Möglich wär's, aber höchst unwahrscheinlich. Da müssten Sie mir schon einen guten Grund nennen.«
    »Noch etwas?«, fragte ich Mike.
    »Ich lasse Sie nicht gehen, ohne Ihnen ein paar Fragen über Petra zu stellen, Professor. Macht es Ihnen etwas aus?«
    Shreve stand auf und streckte sich. »Falls Sie darüber Bescheid wissen, kann ich Ihnen nur sagen, dass es genauso spektakulär ist wie alles, was Sie darüber gehört haben.« Er wandte sich an mich, während er eine Zeile des Burgon-Gedichts zitierte: »>Eine rosarote Stadt, halb so alt wie alle Zeit.< Sind Sie jemals dort gewesen?«
    Chapman antwortete an meiner Stelle. »Ich werde noch vor der Prinzessin dort sein. Kann man die Zitadelle noch besichtigen?«
    »Es ist nicht viel davon übrig. Sieben Jahrhunderte älter als unsere Ruinen hier.«
    »Gebaut während der Kreuzzüge. Heute Teil von Jordanien«, erklärte mir Mike, während er sich umdrehte, um Shreve zum Ausgang zu begleiten. »Muss man noch immer auf einem Pferd über diesen engen Pass in die Ebene? Eines Tages werde ich das hundertprozentig tun.«
    Während Shreve nickte, schüttelte ihm Mike die Hand, redete weiter und nahm dann dem Professor den leeren Kaffeebecher ab. »Danke, dass Sie gekommen sind. Ich werfe das für Sie in den Abfalleimer.«
    Er ging zurück an seinen Schreibtisch, nachdem er Shreve hinausgeleitet hatte. »Wie kommt es, dass jeder auf Anhieb denkt, dass du so kultiviert und gebildet bist, während sie mich für einen Scheißphilipiner halten.«
    »Philister?«
    »Philister. Von mir aus. Ich weiß mehr über die Kreuzzüge und die Plünderung von Zara, als dieser Eierkopf je herausfinden wird, und wenn er fünfhundert Jahre alt wird. Und was er in seiner Dummheit ebenfalls nicht weiß, ist, dass ich sie großzügig mit Kaffee versorge, damit er mir ein bisschen Speichel am Becherrand zurücklässt, sodass mir Bob Thaler alles über seine einzigartige, unverwechselbare Doppelhelix erzählen kann.« Mike hielt Shreves Becher in die Luft und drehte ihn in seiner Hand. »Schreib seine Initialen auf den Boden, Coop, und steck den Becher in diese Papiertüte. Attila kann sie ins Labor bringen, wenn wir fertig sind.«
    Stolz auf seinen Coup, ging er wieder hinaus in den Wartebereich und kam mit Paolo Recantati zurück. Der ängstlich wirkende Historiker hielt noch immer seinen Becher in der Hand, also schenkte ihm Mike von dem Kaffee auf der Warmhalteplatte im Büro ein.
    »Setzen Sie sich und entspannen Sie sich, Sir. Es ist vielleicht nicht so schlimm, wie Sie denken.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch viel schlimmer werden kann, Mr. Chapman. Ich habe Princeton verlassen und bin in ein Schlangennest geraten. Und wozu? Ich bin Wissenschaftler, verstehen Sie. Ich habe nie wirklich etwas mit Verwaltungsaufgaben zu tun

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