Das Totenhaus
achtziger Jahren und die dadurch entstandene Versorgungslücke gewesen waren, die den Markt für den internationalen Kokainhandel schufen. Die Studenten waren total von ihm begeistert und gingen mit Claude in Viertel, in die sich diese Mittelschichtkids sonst nie trauen würden, und sahen, welch tolles Verhältnis er zu den Bewohnern hatte. Das führte ihn, und die Studenten, zu den Drogenabhängigen und letztendlich zu den Dealern.«
»Ja dachten Sie denn, dass sich der Typ auf der Sesamstraße herumtreiben würde, nachdem ihr ihn ans College geholt hattet? Was ist daran so verwunderlich?«
»Offen gesagt, Detective, Sie haben Recht. Deshalb sind einige meiner Kollegen auch nicht im Geringsten schockiert. Sie haben so etwas in der Art erwartet. Ich nehme an«, fuhr sie resigniert fort, »dass einige von ihnen die offizielle Beschwerde angeleiert haben. Ferien in der Karibik, um die Herkunft der Drogen und die Drogengewohnheiten der Inselbewohner zu studieren, Gelder von großen Stiftungen, noch zusätzlich zu den Regierungsgeldern - alles Dinge, die bei anderen ernsthaften Akademikern Neid schürten. Und dann ist da ja auch noch das wahre Problem. Was, wenn Claude Lavery in der Tat den Studenten Geld in die Hand drückte, damit sie sich Drogen kaufen konnten?«
Ich fragte mich, ob das die Story sein könnte, von der David Fillian im Staatsgefängnis gehört hatte. Vielleicht war Lavery der Professor, den Dr. Hoppins meinte, als sie mich im Gerichtssaal aufhielt, um mir mitzuteilen, dass Fillian sich seine vorzeitige Freilassung erkaufen wollte. War er derjenige, der den Studenten Drogen verkaufte?
»Der Junge, der sich anderntags erhängt hat - gibt es da irgendeine Verbindung zu Lavery?«
»Nicht, dass wir wüssten. Julian Gariano hatte mehr mit Designerdrogen zu tun - Speed, Ecstasy, Kokain. Claude arbeitete vorwiegend mit Straßendrogen, aber wie Sie wissen, haben sich da in den letzten paar Jahren die Grenzen verwischt. Sie kannten sich mit Sicherheit; Julian war in einem von Laverys Kursen, aber niemand bringt sie außerhalb des Hörsaals miteinander in Verbindung.«
»Das verschwundene Mädchen?«
»Da gibt es überhaupt keinen Zusammenhang.«
»Lola Dakota. Wo ist da die Verbindung?« Sylvia sah auf ihre Akten. »Sobald die Bundesermittlungen aktenkundig waren, haben wir Lavery vom Dienst suspendiert. Offen gesagt versuchten wir, Argumente zu sammeln, um ihm seine Professur wieder abzuerkennen, was nicht leicht ist. Professor Dakota führte die Opposition an. Sie unterstützte Claude mit allen Kräften und brachte sogar Winston Shreve dazu, seine Meinung zu ändern, sodass der uns anschnauzte, dass wir erst einmal abwarten und Claude für unschuldig halten sollten.«
»Warum?«
»Nun, wir wissen nicht genau, warum. Sie behauptete, dass es rein berufliche Gründe waren. Er sträubte sich gegen das System genau wie sie. Falls irgendjemand seine unorthodoxen Methoden bewunderte, dann so eine Einzelkämpferin wie Lola. Aber es gibt auch noch eine weniger wohl wollende Perspektive. Einige Leute machten sich Sorgen, dass es für Lola um mehr ging. Geld, um genau zu sein. Dass sie einen Teil von Claude Laverys Geldern für ihre eigenen Zwecke verwendet hat.«
»Für Drogen?«
Sylvia Foote runzelte die Stirn. »Das hat nie jemand behauptet. Es gibt nicht das kleinste Gerücht, dass Lola irgendwas mit Drogen zu tun hatte, noch hätte sie das bei ihren Studenten toleriert. Aber ihre eigenen Projekte waren ziemlich kostspielig. Und sie war schrecklich ehrgeizig. Falls sie sich einen Vorteil erkaufen konnte, dann sind einige Leute in unserem Lehrkörper davon überzeugt, dass sie es getan hätte.«
»Glauben Sie das?«
»Lola war ein Dorn in meinem Auge. Ständig. Wenn mir und meiner Abteilung jemand Ärger machte, war es Lola, und sie trieb es jedes Mal auf die Spitze. Ich mochte ihre Allianz mit Lavery nicht, und ihr Grund dafür ist mir noch immer ein Rätsel. Sie war kein besonders materialistischer Mensch, und ich verstehe nicht, was sie mit dem Geld getan hätte. Aber Tatsache ist, dass eine beträchtliche Summe verschwunden ist, und bevor Sie über die Ermittlungen durch die Presse oder von Ihren Kollegen bei der Bundesstaatsanwaltschaft erfahren, dachte Paolo, dass ich Ihnen Bescheid sagen sollte.«
»Gab es, abgesehen von der Tatsache, dass Lola Dr. Lavery unterstützte, noch andere Hinweise auf eine Verbindung zwischen den beiden?«
Sylvia dachte einige Augenblicke nach. »Nichts
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