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Das Totenschiff

Das Totenschiff

Titel: Das Totenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Traven
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halben Schilling für den Pfeffer abziehst, den du erwischt hast, kommst du auf der nächsten Fahrt in den Feuerkanal und dann in die Aschkanne, und du sollst mich ins Gesicht spucken dürfen, wenn ich dich nicht in die Feuerung schiebe. Biest von einem Ingenieur.« Das Biest machte keine Meldung beim Skipper. Wäre uns auch ganz egal gewesen. Wir wären mit Wonne in Dakar ins Gefängnis gegangen. Hat auch keinen Penny Strafe abgezogen. Solange wir Kessel reinigten, und das dauerte ein paar Tage, ist er nie wieder in die Nähe gekommen. Von dem Tage an behandelte er uns wie rohe Eier und bekam mehr diplomatische Fähigkeiten, als der Erste sie besaß. Wirkt Wunder, wenn man Kohle oder einen Hammer oder eine Schürstange zur Hand hat, und man weiß sie am rechten Ort zu gebrauchen.
    Als der Kessel sauber war, bekamen wir zwei Glas Rum und Vorschuß. Wir in die Stadt und ’rumgeguckt. Man denkt ja immer, man könnte einen treffen, den man nicht erwartet. Ich hätte wegpacken können auf einem Franzosen, der nach Barcelona ging. Aber ich wollte meine vier Monate Heuer dem Skipper nicht schenken. Warum sollte ich denn umsonst arbeiten? So ließ ich den netten Franzosen allein. Stanislaw hätte mit einem Norweger stauen können, der nach Malta ging. Aber er hatte dieselben Gründe. Die Heuer. Er hatte viel mehr stehen als ich.
    So trieben wir uns im Hafen herum. Stanislaw ging auf den Norweger, und ich schlenderte für mich weiter.
     

44.
     
    Da lag weit draußen die »Empreß of Madagascar«, die Kaiserin von Madagaskar, ein Engländer, neuntausend Tonnen, vielleicht noch mehr. Das wäre so ein Eimerchen, um damit abzuflippen und zu versuchen, für eine Weile aus dem Grabe aufzustehen und einen Spaziergang zu machen. Feines neues Bötchen. Wie lackiert, so sauber. Sogar das Gold ist noch nicht mal abgewettert. Funkelfarbenneu. Aber da ist keine Schanz, da ist nichts frei, auf so einem pfirsichweichen Backfischlein. Lächelt so kokett ’rüber, zwinkert mit den angefärbten Wimperchen und flickert mit den unterstrichenen Augäpfeln, daß es eine wahre Freude ist. Muß mal ’rüber und das holde Geschöpfchen aus der Nähe besehen.
    Verflucht noch mal, wenn nur die Heuer nicht wäre, ich würde wahrhaftig mal anklingeln. Aber die Heuer lasse ich nicht im Stich. Wenn ich den Zweiten nur dazu kriegte, daß er mich ’rausfeuert. Vielleicht einen Brocken Bolschewistenhetzerei machen. Aber die pfeifen drauf. Hetz so viel du magst, kommst nicht ’runter. Und machst du es zu bunt, zieht er dir zwei Wochen Heuer ab. Arbeitest umsonst.
    Wenn die Kaiserin früher abfährt als die »Yorikke« und ich bin darauf mit Notheuer, ist nichts mehr zu wollen. Aber wo ladet mich die »Empreß« wieder ab? Nach England darf sie mich nicht mitnehmen, wird mich nicht los. Loswerden muß sie mich. Aber wo? Schiebt mich ab auf ein Totenschiff, irgendwo unterwegs oder in irgendeinem Hafen, wo gerade ein Schuppen steht.
    Aber fragen kostet ja nichts.
    »Hallo!«
    »Hallo! What is up?« Er hat eine weiße Mütze auf, der es ’runterruft.
    »Ain’t no chance for a fireman, chap? Ist bei euch keine Stelle frei für einen Heizer?« rufe ich hinauf.
    »Papiere?«
    »No, Sir.«
    »Sorry. Bedaure, nichts zu machen.«
    Habe ich ja gewußt. Ist ein sauberes Fräuleinchen. Muß alles in Ordnung sein. Heiratslizenz notwendig. Hat noch eine Mutter, die die Hand drauf hält. Mutter Lloyd in London.
    Ich gehe lang ’runter an dem Eimer. Auf dem Achterdeck sitzt Mannschaft. Spielen Karten. Verflucht noch mal, was reden denn die für ein Englisch. Da ist ja Yorikkisch. Und das auf einem glattlackierten Engländer, wo das Gold noch nicht mal abgeblättert ist? Da stimmt etwas nicht. Spielen Karten, aber zanken sich nicht und lachen nicht.
    Laß mal sehen. Klingelfisch und Haifischflosse, die sitzen da herum und spielen, als ob sie auf ihrem eignen Grabhügel sitzen und um ihre Maden spielen. Zu essen haben sie gut, sehen gut gemästet aus. Aber das traurige Kartenspiel und die trüben Gesichter, und das alles auf einem brandneuen Engländer? Da stimmt etwas nicht. Was tut denn der überhaupt hier in Dakar-Hafen? Was hat er denn geladen?
    Eisen, Alt-Eisen. An der Westküste Afrikas? Gleich beim Äquator? Alt-Eisen? Well, die Dame Kaiserin geht in Ballast heim und nimmt das Alt-Eisen mit. Nach Glasgow. Bezahlt nur wenigstens die Fahrt zur Hälfte. Alt-Eisen ist besser als Sand und Steine.
    Nichtsdestoweniger. Das schöne neue Schifflein »Empreß« und kann

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