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Das Totenschiff

Das Totenschiff

Titel: Das Totenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Traven
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mal, Fibby, sind denn diese hübschen Handtäschchen nicht wirklich ganz reizend?«
    Fibby nuschelte etwas, das ebensogut eine Zustimmung wie eine gegenteilige Meinung sein konnte, es konnte aber auch ganz gut bedeuten: Laß mich doch in Ruh’ mit deinem Quark!
    Die Dame: »Nein, wirklich, die sind zu entzückend, echte altholländische Kleinkunst.«
    »Stimmt«, sagte Fibby nun trocken, »echt altholländisch, Copyright neunzehnhundertsechsundzwanzig.«
    Das war Sphärenmusik für mich. Jetzt war ich überzeugt. Ich war nun sehr rasch und verlor keine Sekunde weiter. Da lag ja das blanke Gold vor mir mitten auf der Straße.
    Es schien mir, daß Fibby sich über das, was ich ihm erzählte, viel mehr amüsierte, als was ihm seine Frau oder seine Freundin oder seine – well, Sir, das geht mich nichts an, in welchem Verwandtschaftsverhältnis die beiden zueinander standen – ja, jedenfalls amüsierte er sich köstlich über meine Geschichte. Er lächelte, dann lachte er, und endlich brüllte er, daß die Leute stehenblieben. Wenn ich es nicht an seinem »Zat so!« gleich beim ersten Tonfall gehört hätte, wo er herkam, dann hätte es mir sein unbändiges Lachen verraten. So kann eben nur ein Amerikaner lachen, jawoll, die können lachen.
    »Also, Boy, Sie haben Ihre Geschichte großartig erzählt.« Da lachte er auch schon wieder. Ich hatte gedacht, er würde zu weinen anfangen über meine traurige Geschichte. Na ja, er steckte ja nicht in meiner Haut. Er sah das alles von der komischen Seite.
    »Nun sag doch, Flory«, wandte er sich an seine Begleiterin, »hat denn das Vöglein, das da aus dem Nest gefallen ist, seine Geschichte nicht ganz großartig erzählt?«
    »Wirklich sehr nett. Wo sind Sie her? Von New Orleans? Das ist ja ganz entzückend. Da habe ich sogar noch eine Tante wohnen, Fibby. Habe ich dir nicht von Tante Kitty aus New Orleans schon erzählt, Fibby? Ich glaube doch. Du weißt doch, die immer jeden Satz anfängt: Als Gra’pa noch in South Carolina wohnte…«
    Fibby hörte gar nicht hin, was seine Flory sagte; er ließ sie reden, als ob sie ein Wasserfall sei, an den er sich gewöhnt hatte. Er kramte in seinen Taschen herum und brachte einen Dollarschein hervor: »Es ist nicht für Ihre Geschichte selbst, Freundchen, sondern es ist dafür, daß Sie die Geschichte so meisterhaft erzählt haben. Eine Geschichte, die nicht wahr ist, gut erzählen zu können, ist eine Gabe, mein Junge. Sie sind ein Künstler, wissen Sie das? Es ist eigentlich schade um Sie, daß Sie sich so in der Welt herumtreiben. Sie könnten viel Geld machen, lieber Freund. Wissen Sie das? Ist er nicht in der Tat ein Künstler, Flory?« wandte er sich nun wieder an seine – na, meinetwegen Frau, was geht’s mich an, die werden ihren Paß schon so haben, wie sie ihn brauchen.
    »Aber ja, freilich, Fibby«, antwortete Flory in Ekstase, »freilich ist er ein großer Künstler. Weißt du, Fibby, frage ihn doch gleich mal, ob wir ihn nicht für unsern Gesellschaftsabend haben könnten. Sicher, da könnten wir die Penningtons übertrumpfen, die schäbige Bande.«
    Also ist es doch seine Frau.
    Fibby zeigte dem Wasserfall nicht die geringste Aufmerksamkeit. Er lächelte und lachte weiter. Kramte wieder in seinen Taschen herum und brachte abermals einen Dollarschein ans Tageslicht.
    Nun gab er mir beide Scheine und sagte: »Y’see, der eine ist dafür, weil Sie Ihre Geschichte so meisterhaft erzählt haben, der andre ist dafür, weil Sie mir eine glänzende Idee für mein Blatt gegeben haben. Ist fünftausend wert, in meinen Händen; in Ihren nicht einen Nickel. Aber ich bezahle Ihnen hier einen Nickel mit Gewinnanteil. Vielen Dank für Ihre Mühe, goodbye und viel Glück.«
    Das war das erste Geld, das ich je für das Erzählen einer Geschichte bekommen hatte. Yes, Sir.
    Ich klatterte los zu einer Wechselbank. Für den Dollar ungefähr zweiundeinenhalben Gulden, für die beiden Dollarnoten also rund fünf Gulden. Ganz hübsches Sümmchen. Als ich die Noten dort hingegeben hatte, häufte der Wechsler so ungefähr fünfzig Gulden vor mich hin. Das war eine Überraschung. Fibby hatte mir zwei Zehner gegeben, und ich hatte – weil ich ja in seiner Gegenwart die zusammengeknitterten Scheine nicht neugierig aufmachen wollte – die Scheine für Eindollarnoten gehalten. Fibby ist eine noble Seele. Wall Street möge ihn segnen. Es ist ganz natürlich, daß zwanzig Dollar sehr viel Geld sind. Wenn man sie besitzt. Wenn man genötigt ist, sie

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