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Das Trauma

Das Trauma

Titel: Das Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe
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drückt. Mein Bauch ist im Weg, und er muss sich fast krümmen, um mich zu erreichen.
    »Ruf an, wenn …« Er zeigt auf meinen Bauch, und ich nicke, winke und lasse ihn in seinem mit Möbeln vollgestellten kleinen Arbeitszimmer sitzen.
    Vor dem riesigen Klinkerbau ist die Luft warm, und die Sonne scheint mir ins Gesicht. Aus den hohen alten Bäumen, die den Weg zum Psychologischen Institut einrahmen, ist Vogelgesang zu hören. Im Gras liegen Menschen auf dem Rücken, rauchen, lachen, büffeln.
    Stockholm ist wieder zum Leben erwacht.

Sie lächelt strahlend, als ich durch die Cafétür komme. Sie trägt ausnahmsweise die langen braunen Haare offen, und ich denke, dass ihr das steht, es lässt sie auf irgendeine Weise erwachsener und weiblicher aussehen.
    Drinnen ist es womöglich noch wärmer als draußen. Der Duft von Kuchen und Kaffee sättigt die Luft in dem kleinen Lokal.
    »Himmel, was hast du für einen schönen Bauch«, sagt sie verträumt.
    Ich lache kurz.
    »Wenn du wüsstest, wie verdammt satt ich den jetzt habe.«
    »Aber es dauert ja nicht mehr lange. Du musst durchhalten.«
    Ich nicke. Ich weiß jetzt alles über Durchhalten, so kommt es mir vor. An meinem Zustand ist nichts gesegnet. Die Schwangerschaft ist doch eine Krankheit, egal, was diese fußgesunden Hebammen mit Klunkern um den Hals behaupten. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so elend gefühlt. Ich kann nur daran denken, dass es bald vorüber ist und dass ich dann endlich meinen Körper zurückbekommen werde. Manchmal kommt mir das wichtiger vor als das Kind. Das Baby ist bisher nur abstrakt. Obwohl ich spüre, wie es in mir lebt – tritt, sich umdreht, aufstößt –, kommt es mir unwirklich vor. Wie ein Traum.
    »Wie geht es dir denn?«
    Sie dreht die Haare um die Finger und lächelt zaghaft.
    »Mir geht’s gut. Es ist einfach ein gutes Gefühl, dass Tobias’ Prozess jetzt vorbei ist. Ich habe gestern den ganzen Tag geschlafen, war total fertig. Als ob ich Marathon gelaufen wäre. Ist das normal?«
    »Sicher. Die Spannung lässt eben nach.«
    Sie schweigt eine Weile. Trinkt ihren Kaffee und schaut mich über den Rand der Tasse an.
    »Hast du das Buch …?«
    »Klar doch.«
    Ich bücke mich, wühle in meiner alten verschlissenen Handtasche und ziehe das Buch hervor. A General Theory of Love . Ich habe keine Ahnung, warum Kattis sich das unbedingt ausleihen will, aber ich erinnere mich, dass wir einmal darüber gesprochen haben. Ich wusste nicht, dass sie überhaupt liest, vor allem nicht Fachbücher auf Englisch. Sie nimmt das Buch mit einem Mona-Lisa-Lächeln entgegen, streicht mit der Handfläche über den Umschlag, als handele es sich um einen vermissten kleinen Hund, den sie gerade erst wiedergefunden hat.
    »Du weißt schon. Ab und zu habe ich einfach das Gefühl, dass ich alles verstehen will, was in diesem Jahr passiert ist.«
    Ich nicke. Schaue mich im Café um, wo Stockholmer, die den Frühling ernst nehmen und Shorts und T-Shirts tragen, sich mit alten Damen in Pelz und Hut mischen.
    »Und … ja, du weißt, das alles mit Henrik war ja auch eine wahnsinnige Belastung. Er ist doch zu psychiatrischer Behandlung verurteilt worden. Aber …«
    »Was denn?«
    Sie sieht plötzlich verlegen aus, presst sich die Handflächen an die errötenden Wangen und scheint die Decke über uns zu mustern.
    »Die, mit denen ich gesprochen habe, sagen, dass er wohl bald rauskommt.«
    »Und?«
    Wieder spielt sie mit ihren Haaren, lächelt unsicher und erwidert meinen Blick. Ihr feingeschnittenes Gesicht hat etwas Mädchenhaftes, ist ganz glatt und ungeschminkt. Sie lächelt zaghaft.
    »Ich kann ja warten.«
    »Warten? Worauf?«
    Ich spüre, wie es mir den Rücken hinunterläuft, vom Hals bis zum Kreuz. Als ob mir jemand kaltes Wasser über das Rückgrat gösse. Und plötzlich weiß ich, was sie sagen wird, und das ganze Lokal scheint zu verstummen. Als hörten alle Gespräche an den kleinen Tischen um uns herum auf, als wäre das Klappern in der Küche zum Erliegen gekommen.
    »Auf Henrik natürlich. Vielleicht kommen wir ja wieder zusammen?«

Gnesta, acht Monate vorher

So. Das ist also Liebe.
    Er sieht ein, dass es nur gerecht ist, dass er auch das erlebt, auch wenn er es nicht erwartet hatte.
    Er doch nicht.
    Und auf keinen Fall mit ihr.
    Solche wie er dürfen keine Mädchen wie sie lieben. Das ist einfach so. Und wieder staunt er darüber, dass er wirklich hier liegt, neben ihr im Bett. Dass er, ausgerechnet er, diese weiche, bleiche

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