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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ihren Schwerpunkt zum Boden des Bootes hin zu verlagern.
    Im Boot stand bereits Wasser, eine Pfütze, die durch den Regen ständig größer wurde und hin und wieder über ihre Schuhspitzen schwappte. Weidenzweige und einige tote Würmer trieben auf ihrer Oberfläche.
    Noch kein Grund zur Panik, dachte Abilene. Da muss schon noch viel mehr Wasser eindringen, bis das Boot sinkt.
    Wir hätten erst gar nicht das Boot nehmen sollen.
    Wir sind direkt in Battys Falle gelaufen.
    Jetzt aber mal halblang, ermahnte sie sich. Batty hat mit dem Sturm nichts zu tun. Vivian hatte ja schon vorher vermutet, dass es regnen würde.
    Und sie hatte recht gehabt!
    Aber was war das für ein irrer Tanz, den Batty da aufgeführt hat? Sah wie ein Ritual aus. Ein Regentanz etwa?
    Bullshit. Batty hat damit nichts zu tun.
    Abilene spürte, wie ihr die Sitzbank unter dem Hintern weggezogen wurde, und hielt sich mit beiden Händen am Bootsrand fest. Dann krachte die Bank gegen ihr Gesäß. Es fühlte sich an, als hätte ihr jemand einen Eimer Wasser über den Rücken geschüttet. Mit eisiger Zunge leckte es zwischen ihren Hinterbacken und ließ sie aufkreischen.
    »Wir laufen voll«, rief Finley.
    »Ich weiß«, entgegnete Abilene.
    Das Wasser im Boot reichte ihr inzwischen bis zu den Knöcheln. Sie wusste, dass es auf der anderen Seite noch höher stehen musste.
    Sie richtete sich auf und sah an Cora vorbei. Finley saß mit angezogenen Knien auf dem Boden, und Vivian hatte ihre Beine um ihre Hüften gelegt, als ob sie einen Bobschlitten fahren würden. Das Wasser im Bug reichte bereits über Vivians Hüfte.
    »Schöpfen!«, befahl Cora.
    »Mit was denn?«, rief Finley.
    »Mit euren Händen!«
    »Das wird doch nichts«, entgegnete Finley, versuchte es aber trotzdem. Mit beiden Händen tauchte sie in das Wasser zwischen ihren Beinen und schleuderte es über den Bootsrand. Das meiste davon landete in ihrem Gesicht.
    Abilene sah sich um. Vielleicht hatte Batty ja irgendeine Art von Behältnis an Bord. Sie spähte unter die schmale Sitzbank, sah aber nur den mit einem Seil umwickelten Betonanker.
    Den können wir ja loswerden, dachte sie. Unnötiger Ballast.
    Sie packte mit beiden Händen den schweren Block und zerrte ihn hervor. Eine Welle schwappte gegen ihren Hinterkopf. Sie wischte sich das Wasser aus den Augen und zog den Anker bis zu ihren Knien.
    Das Seil war an einer rostigen, einbetonierten Stahlöse befestigt.
    Abilene stand auf und zerrte an dem Seil wie an den Zügeln eines wilden Hengstes. Dann zog sie Battys Messer aus der Scheide an ihrem Gürtel und hieb damit auf das gespannte Tau ein. Als es zerriss, wurde sie nach hinten geschleudert. Sie packte den Bootsrand, um nicht ins Wasser zu fallen.
    Dann wollte sie das Messer zurückstecken, verfehlte die Scheide und stach sich in den Hüftknochen. »Verflucht!« Sie ließ das Messer in die Pfütze zu ihren Füßen fallen und packte den Anker mit beiden Händen. Sie hob ihn hoch, drehte sich zur Seite und ließ ihn ins Wasser platschen. Das kalte Wasser spritzte ihr entgegen, als der Betonblock eintauchte.
    Tolle Vorstellung, sagte sie zu sich selbst und fragte sich, ob die anderen überhaupt etwas von ihrer Heldentat mitbekommen hatten. Egal. Der Anker war weg, und das Boot würde nicht so schnell voll Wasser laufen. Zumindest eine Weile lang nicht.
    Immer noch auf den Knien beugte sie sich vor, bis sie die Sitzbank zu fassen bekam, und hielt sich mit beiden Händen daran fest.
    Außer Dunkelheit, heftigem Regen und den schaumbedeckten, aufgepeitschten Wellen konnte sie nichts erkennen.
    Fahren wir überhaupt noch in die richtige Richtung?
    Während das Boot eine Welle hinunterstürzte, schloss sie Augen und Mund. Die Kante der Sitzbank stieß gegen ihren Brustkorb. Wasser schlug ihr ins Gesicht. Dann hob sich das Boot wieder. Sie blinzelte und öffnete einen Spalt weit die Augen.
    Ein Blitz durchzuckte die Wolken vor ihr. In seinem grellen Licht konnte sie etwas auf der Wasseroberfläche erkennen.
    »Das Floß!«, rief sie aufgeregt über den Donner hinweg.
    Sie bezweifelte, dass die anderen sie gehört hatten. Sie stieß sich von der Sitzbank ab und setzte sich auf den mit Wasser gefüllten Boden des Bootes. Das Messer befand sich direkt unter ihrem Hinterteil.
    Gut, dachte sie. Das will ich nicht verlieren.
    Cora ruderte noch immer wie eine Wahnsinnige.
    Abilene formte mit den Händen einen Trichter um ihren Mund. »Das Floß!«, rief sie. »Direkt vor uns!«
    Cora sah sich um.
    Abilene

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