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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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dachte Abilene. Höchstens dreißig Meter.
    Dann sah sie, wie Batty splitterfasernackt am Ufer herumhüpfte. »Meine Güte«, murmelte sie. Der gebrochene Arm baumelte wie ein toter Ast von seiner Seite. Den anderen Arm, der mit einem roten Lappen umwickelt war, hatte er erhoben. In der Faust hielt er eine Keule, die Ähnlichkeit mit einem großen Knochen hatte.
    Battys langes, graues Haar wurde ebenso wie die Weidenzweige vom Wind geschüttelt.
    Ihre Brüste baumelten wie mit Pudding gefüllte Säcke.
    Seine Erektion war ein steifer, pulsierender Dorn.
    Abilene glaubte, den Verstand zu verlieren.
    Vivian deutete auf die Gestalt, wirbelte den Kopf herum und sagte etwas zu Finley.
    Finley richtete sich auf und legte mit der Schrotflinte an.
    »Nicht schießen«, warnte Cora, die weiterruderte.
    Batty hatte das Ufer des Sees erreicht, blieb stehen und begann zu tanzen, hüpfte von einem Fuß auf den anderen,
    schüttelte den Knochen gen Himmel und beugte sich zum Wasser hinunter.
    Finley sah über ihre Schulter. Abilene, die eigentlich erwartet hatte, eine spöttische Bemerkung über das Zwitterwesen zu hören, bemerkte mit einem Mal den seltsamen Blick in ihren Augen.
    Finley hatte jede Schlagfertigkeit verloren.
    Vor ihr war das Ding, das nach ihrer Brust gegriffen hatte. Ein alter Lustmolch und gleichzeitig eine Hexe. Ein bösartiger, verrückter, Leichenteile sammelnder Blutsäufer. Ein Zauberer.
    Ich bin ja selber nahe dran, den Verstand zu verlieren, dachte Abilene. Und mich hat er nicht einmal berührt.
    Finley wandte sich wieder um.
    Batty tanzte noch immer, wirbelte herum, sprang und deutete mit dem Knochen auf Wasser und Himmel.
    Dann ertönte ein ohrenbetäubender Knall. Die Schrotflinte unmittelbar neben Vivians Schulter machte einen heftigen Satz. Vivian sprang auf, als stände die Sitzbank des Bootes unter Strom. Dann packte sie den Lauf der Flinte und richtete ihn nach oben. Mit rotem, wutverzerrtem Gesicht starrte sie Finley an.
    Sagte aber nichts.
    »Verdammt!«, schrie Cora dafür.
    Auf dem Ufer hüpfte Batty umher, und der gebrochene Arm, die Brüste und der Penis wirbelten wild auf und ab.
    Abilene wünschte sich, dass Finley getroffen hätte.
    Finley riss den Lauf aus Vivians Hand, legte aber nicht noch einmal an. »Der Arsch verflucht uns«, zischte sie Cora wütend zu.
    »Seit wann hast du denn Angst vor so was?«, fragte Cora.
    »Seit heute.«
    »Beruhig dich. Der Spinner kann uns jetzt nichts mehr anhaben.«
    »Ich hätte ihm die Kehle durchschneiden sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte.«
    Batty sprang immer noch wie von allen Geistern verlassen am Ufer herum. Bald war nur noch eine undeutliche, verschwommene Gestalt in der Ferne zu sehen. In der Dunkelheit.
    Abilene sah auf.
    Über den Hügeln hinter Battys Häuschen hatten sich dunkle Gewitterwolken zusammengeballt, die schnell näher kamen. Der anrückende Sturm ließ die Wellen höher schlagen.
    »Oh Scheiße«, rief Cora und ruderte schneller.
    Mit einem Geräusch, als würde Stoff zerreißen, schlug ein greller Blitz durch die schwarzen Wolken. Ihm folgte ein Donner, laut wie eine Explosion. Abilene spürte die Erschütterung bis ins Mark.
    Batty war hinter einem Vorhang aus Regen verschwunden.
    Cora ruderte angestrengt, so als hoffte sie, dem Gewitter entwischen zu können.
    »Fahr ans Ufer!«, rief Abilene.
    »Wir schaffen es«, brüllte Cora zurück.
    Abilene wandte sich um und bemerkte, dass sie direkt auf den alten Steg auf der gegenüberliegenden Seite zuhielten. Aber sie hatten den See noch nicht einmal zur Hälfte überquert.
    Dann prasselte der Regen herunter und durchnässte sie.
    Das Boot schwankte. Abilene und die anderen hielten sich am Bootsrand fest. Coras nasses Haar klebte an ihrem Kopf. Dicke Regentropfen fielen auf ihre nackten Schultern und wuschen das Blut von ihrer Haut, sodass die tiefen Kratzer zu sehen waren. Finley hatte die Schrotflinte losgelassen und hielt sich mit ausgestreckten Armen fest. Ihr Kopf und ihre Schultern wurden hin und her geschleudert. Vivian verließ ihren Posten im Heck, kauerte sich hinter Finley und hielt sich ebenfalls fest.
    Das Boot wurde wie wild durchgeschüttelt. Abilene zuckte zusammen, als eine Welle über den Bug schwappte. Das Seewasser war viel kälter als der Regen.
    Blitze durchzuckten den Himmel. Es donnerte. Der Regen war jetzt noch heftiger geworden.
    Das Boot machte einen plötzlichen Satz, und Abilene wäre um ein Haar über Bord gegangen. Sie senkte den Kopf, um

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