Das Treffen
man so aussieht wie ich.«
Abilene legte eine Hand auf ihre Schulter. »Hey. Nicht alle Männer sind Vollidioten.«
»Nur ungefähr neunzig Prozent«, sagte Vivian.
»Eigentlich keine schlechte Quote«, sagte Abilene. »Hundert von tausend sind in Ordnung.«
»Ich werde nie einen anderen finden«, sagte Helen flüsternd. »Lieber Frank als … allein sein.«
»Es gibt andere Männer«, wiederholte Abilene. »Irgendwann wird dir schon der Richtige über den Weg laufen.«
»Stimmt«, pflichtete Finley ihr bei. »Erinnerst du dich noch an … Wie hieß er noch gleich? Der Dichter?«
»Maxwell?«
»Genau. Maxwell Charron.«
»Max«, sagte Cora. »Was der jetzt wohl so treibt?«
»Der würde sich doch gar nicht an mich erinnern«, sagte Helen.
»Quatsch«, sagte Abilene. »Ihr wart bis über beide Ohren ineinander verliebt. Wie könnte er sich nicht an dich erinnern?«
»Er hat mich verlassen, schon vergessen?«
»Er hat dich nicht verlassen. Er musste an die USC wechseln, weil seine Mutter krank wurde.«
»Ja, aber … er hat sich nie wieder gemeldet.«
»Wir könnten ihn für dich aufspüren«, sagte Cora.
»Und wozu?«
»Man weiß ja nie. Vielleicht ist er noch solo.«
»Max hin oder her«, sagte Abilene. »Der Punkt ist, dass es viele Männer wie ihn gibt. Du bist ja nicht verpflichtet, auf immer und ewig an Frank gekettet zu sein. Du musst dich nicht zwischen Frank und der Einsamkeit entscheiden.«
»Ich weiß nicht«, flüsterte Helen.
»Liebst du ihn denn überhaupt noch?«
Sie nickte. »Das ist ja gerade das Schlimme.«
»Dann nimm ab.«
»Glaubst du nicht, dass ich das schon tausendmal versucht habe? Je mehr ich mich anstrenge, umso fetter werde ich.«
»Dann musst du dich noch mehr anstrengen«, sagte Finley. »Du musst doch nur einfach weniger essen.«
»Klar. Problem gelöst.«
»Sie hat recht«, sagte Cora. »Ungeachtet aller psychologischen Nebeneffekte kommt es nur darauf an, die Kalorienzufuhr zu reduzieren. Iss weniger, mach Sport, und du nimmst auch ab.«
»Das weiß ich doch alles.«
»Leichter gesagt als getan«, sagte Abilene.
»Ganz genau«, sagte Helen und beugte sich nach vorn.
Sie bohrte ihre Gabel in das letzte Würstchen, das zischend auf dem Grill lag, und wollte es ohne Brötchen verschlingen.
Abilene packte ihr Handgelenk.
»Hey«, protestierte Helen.
»Willst du das wirklich essen?«
»Wieso, will es denn sonst jemand?«
Die anderen schüttelten die Köpfe.
»Also. Sonst müssten wir es wegwerfen.«
»Iss es«, sagte Finley, »und es wandert direkt auf deine Hüften.«
»Sehr witzig.«
»Sie hat recht«, sagte Cora. »Wieso willst du dir nicht von uns helfen lassen? Wir fliegen in fünf Tagen nach Hause. Bis dahin kannst du leicht drei bis vier Kilo abspecken.«
Abilene nahm das Würstchen von Helens Gabel, biss ein Ende ab und reichte es Finley weiter.
»Wie nett von euch«, grummelte Helen, als Finley ebenfalls einen Bissen nahm.
»Wir helfen dir«, sagte Finley mit vollem Mund. Sie gab die restliche Wursthälfte an Cora weiter.
»Ob du nun willst oder nicht«, sagte Cora, biss hinein und reichte Vivian den letzten Wurstzipfel. Sie ließ ihn in ihrem Mund verschwinden.
»Das soll Urlaub sein?«, protestierte Helen. »Wie soll ich mich entspannen, wenn ich am Verhungern bin?«
»Du wirst schon nicht verhungern«, sagte Cora.
»Außerdem ist es eigentlich kein Urlaub«, sagte Abilene, »sondern ein Abenteuer.«
»Es ist mein Abenteuer. Mein Treffen. Und im Urlaub macht man keine Diät.«
»Du schon«, sagte Cora. »Und zwar ab jetzt.«
»Das hilft doch sowieso nichts.«
»Aber sicher«, sagte Abilene. »Wenn du ein paar Pfunde verlierst, wirst du dich im Nu besser fühlen.«
»Das wird man gar nicht bemerken.«
»Natürlich wird man das merken.«
»Es ist ein Anfang«, sagte Abilene. »Wenn du in Burlington ins Flugzeug steigst, weißt du, dass du abnehmen kannst. Du darfst nur nicht aufgeben.«
»Du wirst sehen«, sagte Abilene, »bald sagt Frank ›Bohnenstange‹ zu dir.«
»Ich hab eine Idee«, sagte Vivian. »Helen hat schon recht – die paar Pfunde weniger würde man wirklich nicht sehen.« Sie starrte Helen aus zusammengekniffenen Augen an. »Aber musst du denn wirklich so dringend nach Portland zurück?«
Helen zuckte mit den Achseln. »Nicht unbedingt.«
»Warum buchst du dann deinen Flug nicht um? Komm doch mit mir nach L. A. Ich habe ein Gästezimmer in meiner Wohnung. Du kannst ein paar Wochen – ein paar Monate – bei
Weitere Kostenlose Bücher