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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Schulter in Maxwells Bauch gerammt. Holte ihn von den Füßen. Riss ihn zu Boden, mit dem Hintern voran. Knallte ihn hart aufs Pflaster.
    Maxwell schrie vor Schmerz auf.
    Sein Angreifer setzte sich rittlings auf ihn und schlug ihm ins Gesicht. Linke Faust, rechte Faust, links, rechts.
    Dann erkannte Helen ihn.
    Es war Andy »Wildman« Wilde.
    Ebenfalls Student und ein begnadeter Ringer.
    Ein dünner, kleiner Kerl. Aber schnell und unglaublich stark.
    Schnell genug, um Helens Fuß zu packen, als sie versuchte, ihm ins Gesicht zu treten. Stark genug, um ihn mit einer Hand in die Luft zu schleudern und Helen auf den Rücken zu werfen.
    »Halt dich da raus, Fettarsch!«, warnte er, als sie sich wieder aufgerappelt hatte.
    »Lass ihn in Ruhe!«
    »Hau ab!« Er fuhr fort, Maxwell zu schlagen.
    Helen stürzte sich auf ihn. Sie umklammerte seinen Kopf und brachte ihn zu Fall. Mit einer unglaublichen Schnelligkeit befreite er sich aus ihrem Griff, setzte sich auf sie und hielt ihr mit einer Hand die Arme fest. Dann schlug er sie mit der anderen ins Gesicht.
    Mit der Handfläche. Offensichtlich ein Zugeständnis an das weibliche Geschlecht.
    »Ein richtiger Gentleman«, hatte Cora an dieser Stelle der Geschichte angemerkt.
    »Wie tapfer«, sagte Finley.
    »Und danach hat er mich so richtig verprügelt.«
    »Niemand hat euch geholfen?«, fragte Abilene.
    Helen schüttelte den Kopf.
    »Irgendwann hat er aufgehört und ist wieder in seinen Wagen gestiegen.«
    »Wie geht es Maxwell?«, fragte Abilene.
    Helen schüttelte den Kopf.
    »Oh Gott, er …« Ihr Kinn bebte. Sie fing wieder an zu weinen. »Sein Gesicht war voller Blut, und … ihn hatte es viel schlimmer erwischt als mich, aber … aber er ist zu mir rübergekrochen und hat mich angesehen und dann … dann hat er geweint. Er hat sich gar nicht um sich selbst gekümmert. Er hat geheult und mein Gesicht gestreichelt. ›Meine Tulpe, meine Tulpe‹, hat er gesagt.« Tiefe Schluchzer ließen Helens Körper erbeben.
     
    Sie schmiedeten einen Plan. Sie beschatteten Wilde. Sie observierten seine Wohnung.
    Jeden Morgen verließ er um Punkt sieben Uhr das Haus, um im Benedict Park eine Stunde lang zu joggen.
    Am Freitag warteten sie dort auf ihn.
    Er hielt an, als er Cora bemerkte, die gebückt auf einem schmalen Weg stand, der einem kleinen Bachlauf folgte, und sich die Schuhe band. Sie trug eine rote Turnhose, ein rosa Tanktop, eine Sonnenbrille und eine rote Perücke, die sich Vivian aus dem Kostümfundus des theaterwissenschaftlichen Instituts geborgt hatte. Sie lächelte ihn an. »Oh, hi.«
    »Guten Morgen«, sagte er und wollte an ihr vorbeilaufen.
    »Sag mal, bist du nicht Wildman? Der Ringer?«
    »Tatsache«, sagte er, blieb stehen und grinste zu ihr herunter.
    Sie richtete sich auf. »Ich hab ein paar deiner Kämpfe gesehen. Du bist wirklich gut.«
    »Danke. Bist du auch auf der Belmore? Ich hab dich dort noch nie gesehen.«
    »Hab gerade erst angefangen«, log sie.
    Er nickte. »Und du hast mich also beim Kämpfen gesehen, ja?«
    »Aber sicher. Ich liebe Ringen. Besonders wenn du kämpfst. Du bist so schnell und stark. Du hast einen wunderbaren Körper.«
    Sein Blick wanderte an Cora hinunter. »Du aber auch.«
    »Ich musste immer mit meinen Brüdern ringen. Und ich hab immer gewonnen«, sagte sie und grinste. »Glaubst du, du kannst es mit mir aufnehmen?«
    »Klingt verlockend.«
    Sie ließ sich auf Hände und Knie nieder und sah ihn über die Schulter an.
    »Machst du Witze?«
    »Sieht nicht danach aus, oder?«
    »Du hast es so gewollt.« Er zog sich das T-Shirt über den Kopf und warf es ins Gebüsch neben dem Pfad. Es verdeckte Abilene die Sicht, und sie musste ein Stück zur Seite rutschen. Dann hatte sie wieder Cora und Wilde im Blick, der neben ihr in die Hocke ging. Er schmiegte sich an ihren Rücken und legte seinen rechten Arm um ihren Bauch.
    »Auf drei«, sagte Cora.
    »Das glaubt mir keiner«, raunte er leise.
    »Dann bleibt es eben unser kleines Geheimnis.«
    »Das ist die abgefahrenste Anmache, die ich je erlebt habe.«
    »Ich will doch einfach nur mit dir ringen.«
    »Klar. Sicher.«
    »Drei«, sagte sie, packte sein Handgelenk und ließ sich nach vorne fallen. Er landete auf ihr.
    Abilene preschte aus ihrem Versteck, sprang auf Wildes Rücken und zog ihm einen Kissenbezug über den Kopf. Während er unter ihr herumzappelte, legte sie ein kurzes Stück Schnur um seinen Hals, um den Bezug festbinden zu können. Vivian stieß ebenfalls dazu und packte

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