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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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stellten ihr Gepäck ab, und Cora zündete die Gaslaterne an, die zischend ihr grelles Licht verbreitete. Auf dem Campingkocher bereiteten sie sich eine einfache Mahlzeit zu.
    Sie setzten sich im Kreis auf den Boden, schlürften Margaritas und aßen ihre Hotdogs.
    »Gesundes, nahrhaftes Essen«, sagte Vivian.
    »Zumindest war es schnell fertig«, sagte Abilene. »Manchmal denke ich, ich verbringe mein halbes Leben in der Küche.«
    »Und die andere Hälfte mit Abspülen«, sagte Helen.
    »Hilft Harris dir nicht?«, fragte Cora. »Tony und ich teilen uns den Haushalt.«
    »Ihr arbeitet ja auch beide«, warf Abilene ein.
    »Du machst doch deinen Doktor. Hast du da nicht auch viel zu tun?«
    »Deswegen bin ich oft zu Hause. Und Harris kommt erst gegen sechs aus der Arbeit. Da freut er sich, wenn er was Warmes auf den Tisch bekommt.«
    »Ich koche auch alleine«, sagte Helen.
    »Was ist nur aus der Emanzipation geworden?«, fragte Cora.
    »Nur Schlappschwänze fallen darauf noch rein«, sagte Finley.
    »Willst du damit sagen, dass Tony ein Schlappschwanz ist?«
    »Himmel, du würdest ihn wahrscheinlich verprügeln, wenn er sich über deine Haushaltsführung beschweren würde.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen«, sagte Abilene. Tony war Sportlehrer und Footballtrainer an derselben High-school, an der auch Cora Sport unterrichtete und die Basketballmannschaft trainierte. Er war mindestens zwanzig Kilo schwerer als Cora. So gut in Form sie auch war, es wäre ein ziemlich ungleicher Kampf.
    »Tony macht mir keine Probleme«, sagte Cora. »Er kocht gerne.«
    »Den hätten wir mitnehmen sollen«, sagte Helen.
    »Wenn du dein Leben nicht mit Kochen verbringen willst«, sagte Finley, »hättest du eben nicht heiraten sollen.«
    »Du isst wohl gar nichts, oder wie?«
    »Jedenfalls nicht zu Hause. Nur ganz selten. Meistens esse ich im Studio oder wo wir sonst grad drehen, zu Mittag. Außerdem verpasse ich keine Happy Hour. Man bekommt ja immer irgendwas gratis zu seinen Drinks. Kartoffelecken, Hühnerflügel, Fleischbällchen – lauter leckere Sachen.«
    »Das ist dein Ersatz für ein vernünftiges Abendessen?«, fragte Helen grinsend.
    »Hey, ist doch toll. Außerdem habe ich jede Woche mehrere Dates.«
    »Sprichst du da von jemand Besonderem?«, fragte Abilene.
    Finley grinste. »Sie sind alle was Besonderes.«
    »Du weißt schon, was ich meine.«
    »Ich brauche Abwechslung«, sagte sie und biss in ihren Hotdog.
    »Aber willst du dich nicht mal häuslich niederlassen. Heiraten, Kinder kriegen?«
    »Blödsinn«, sagte sie kauend. »Wer will das schon?«
    »Stimmt«, sagte Cora. »Das ist der Anfang vom Ende.«
    »Stimmt nicht«, widersprach Abilene.
    »Willst du mir erzählen, dir gefällt es, daheim zu versauern?«
    »Ich versauere nicht!«
    »Ja, klar.«
    »Mann, Cora. Du hast einen tollen Job. Tony ist ein prima Kerl …«
    »Er kocht für dich«, warf Helen ein.
    »Wo liegt also dein Problem?«, fragte Abilene.
    »Mir ist stinklangweilig, das ist das Problem. Versteht mich nicht falsch, ich liebe Tony. Wir kommen gut miteinander aus und unternehmen viel gemeinsam.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber das reicht mir nicht, versteht ihr? Meinem Leben fehlt irgendwie die Würze.«
    »Dafür hast du ja uns«, sagte Finley.
    »Genau.«
    »Aber du hast es doch so gut«, sagte Vivian. »Du hast alles, was man sich wünschen kann …«
    »Außer Kinder«, fügte Abilene hinzu.
    »Bitte, verschon mich damit. So ein Hosenscheißer ist das Letzte, was ich brauche.«
    »Es ist mein Ernst«, sagte Vivian. »Du glaubst, dein Leben ist langweilig, weil du keine richtigen Probleme hast.«
    »Von Ehrgeiz ganz zu schweigen«, sagte Abilene.
    »Ach, lasst mich zufrieden.«
    »Vielleicht brauchst du ein Ziel im Leben«, sagte Abilene.
    »Was ist dein Ziel?«, fragte Helen.
    »Ja, Hickok. Warte, ich weiß – du willst Kummerkastentante werden.«
    »Ich werde erst mal meinen Doktor machen. Dann suche ich mir einen Job an einer schönen Universität …«
    »Zum Beispiel an der Belmore?«, fragte Helen.
    »Egal. Wo sie mich brauchen können. Harris ist damit einverstanden, überall hin mitzukommen. Und sobald ich eine Anstellung habe, werde ich ein Kind bekommen.«
    »Du hast ja alles bis ins Detail geplant«, sagte Cora etwas verächtlich.
    »Ich weiß eben, was ich will. Außerdem ist mein Leben ganz sicher nicht langweilig.«
    »Schön für dich.«
    Vivian seufzte. »Cora, du weißt ja nicht, wie gut du es hast.«
    »Wollen wir

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