Das Treffen
du schon viele Süßigkeiten bekommen?«
»Oh ja. Ganz viele.«
Der tanzende, singende Vampir stieß einen Schrei aus und ging zu Boden. Er fiel der Länge nach auf den Bürgersteig und heulte los.
Nachdem die Gruppe verschwunden war, fragte Abilene Helen, ob sie dem Kind etwa ein Bein gestellt hatte.
»Welches meinst du? Das mit ›Fettes Gespenst, fettes Gespenst‹? Nö. Das kleine Arschloch ist einfach über seine eigenen Füße gestolpert.«
»Manche von den Kindern waren echte Fieslinge«, sagte Vivian.
»Hast du den kleinen Hosenscheißer gesehen, der nach meiner Kamera greifen wollte?«, fragte Finley.
Abilene hatte ihn nicht bemerkt.
»Da überlegt man sich das mit dem Kinderkriegen doch zweimal.«
»Die anderen waren doch ganz nett«, sagte Abilene.
»Da kommen die Großen«, sagte Cora.
»Oh Mann«, flüsterte Helen.
»Hey, der Typ sieht gar nicht mal schlecht aus«, befand Finley. »Der Blonde da.«
»Lass bloß dein Höschen an«, warnte Cora.
»Wie denn?«, sagte Abilene. »Sie trägt doch nie eins.«
Finley öffnete die obersten Knöpfe ihres Overalls. Anscheinend wollte sie nicht, dass man sie für einen männlichen Affen hielt.
»Jetzt mach aber mal halblang«, sagte Vivian ärgerlich.
»Mir ist so schrecklich heiß.«
Die vier Jungs sahen aus, als gingen sie in die letzte Klasse der Highschool. Sie wollten gerade dem nächsten Haus einen Besuch abstatten, als einer von ihnen die Mädchen bemerkte. Er machte seine Freunde auf sie aufmerksam, worauf sie wieder auf den Gehweg zurückkehrten.
Sie taumelten wie Betrunkene, torkelten und zogen die Füße nach.
»Die Nacht der lebenden Toten«, sagte Helen.
Und sie hatte recht. Die Jungen waren nicht betrunken. Sie sollten Zombies darstellen.
Der Blonde, der Finley so gefallen hatte, trug einen Anzug, dem ein Ärmel fehlte. Seine Krawatte hing lose um den Hals. Der Griff eines Messers ragte aus der Brust seines blutigen Sporthemds.
Der stämmige Junge neben ihm hatte nur Bermudashorts und ein T-Shirt am Leib. Er muss schrecklich frieren, dachte Abilene. Ein Fleischerbeil steckte in seinem Kopf.
Ein weiterer trug einen karierten Morgenmantel über einem hellblauen Pyjama. Nur seine Schuhe fielen aus der Reihe – Turnschuhe statt Pantoffeln. Weder er noch das vierte Mitglied der Truppe, das ein Baseballtrikot anhatte, hatten sich mit künstlichem Blut beschmiert oder irgendwelche Mordwerkzeuge aus Plastik am Körper befestigt. Wahrscheinlich wollen sie sich nicht die Klamotten ruinieren, dachte Abilene. Nichtsdestotrotz hatte der Pyjamajunge einen Gummifuß in der Hand und tat so, als würde er daran herumkauen. Der Baseballspieler schwang einen Schläger und wirkte, als würde er liebend gern ein paar Köpfe einschlagen.
Jeder der Zombies trug eine Plastiktüte in der Hand.
»Haltet euch zurück«, sagte Vivian mit warnender Stimme. »Vielleicht sind die auf Ärger aus.«
Finley ging direkt auf sie zu. »Hü«, sagte sie. »Tote Hose bei euch, was?«
Der Typ mit dem Beil im Kopf stöhnte und schwankte.
Der Baseballspieler hob seinen original Louisville Slugger über den Kopf. »Süßes oder Saures«, sagte er.
»So ein Zufall«, sagte Finley. »Wir haben tatsächlich was für euch. Cheery, die Cheerleaderin, wird euch ein paar Schokoriegel geben.«
»Wir mögen nur Menschenfleisch«, erklärte der Pyjamajunge. Er steckte den großen Zeh des Gummifußes in seinen Mund und kaute genüsslich darauf herum.
»Der kleine schmeckt am besten«, bemerkte Finley.
Er lachte. Finleys Liebling im abgerissenen Anzug stimmte mit ein. Der Kerl mit dem Beil hörte auf zu torkeln und sah Abilene an.
Vivian stöhnte auf.
Cora griff in ihre Tüte und holte eine Handvoll Schokoriegel heraus. »Geht ihr auf eine Party oder so?«, fragte der Typ im Anzug in einer recht normalen, angenehmen Stimme, während sie die Süßigkeiten in die Taschen der Zombies fallen ließ.
»Wir spazieren einfach nur so rum und gucken uns alles an«, sagte Finley.
»Ihr seid von der Uni.«
»Jawohl, manchmal wandeln wir in ihren heiligen Hallen.«
»Wir auch.«
Das überraschte Abilene. Offensichtlich waren die Typen doch älter, als sie aussahen.
»Erstsemester?«, fragte Cora.
»Das sieht man uns wohl an«, sagte der mit dem Gummifuß.
»Seid ihr nicht ein bisschen zu alt für Halloween?«
»Warum sollen nur die Kinder ihren Spaß haben?«
»Das haben wir uns auch gedacht«, stimmte Finley zu und nahm die Gorillamaske ab. Lächelnd rubbelte sie sich ihr
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