Das Treffen
unordentliches, strubbeliges Haar. »Ich bin Finley«, sagte sie.
»Ich bin Bill«, sagte der Anzugträger. »Diese drei Missgeburten sind Gary, Chuck und Harris, mein Zimmergenosse.«
Gary war der mit dem Fuß, Chuck der Basketballspieler. Harris trug das Plastikbeil auf dem Schädel.
»Wir müssen weiter«, drängte Abilene.
»Dich hab ich schon mal gesehen«, sagte Harris und sah Abilene in die Augen.
»Sie heißt Hickok.«
Schönen Dank auch, Finley, dachte sie.
Harris runzelte die Stirn. »Ich dachte, du heißt Abilene?«
17
Die Belmore-Girls
Abilene spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss.
Himmel, woher weiß er meinen Namen?
»Wow«, sagte Finley. »Er kennt dich. Kennst du ihn?«
Abilene schüttelte den Kopf.
Bill schien plötzlich etwas zu dämmern. »Hey! Bist du nicht die eine aus dem Jahrbuch?«
»Ist sie nicht! Halt den Mund!«
»Oh, Mann.«
»Hör nicht auf ihn«, sagte Harris. Sein blutiges Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. »Los. Wir müssen weiter.« Er wartete nicht auf die anderen, vergaß sein Zombiegetorkel und ging mit abgewandtem Gesicht an Abilene vorbei.
»Mann, Harris!«, rief Bill und lief ihm nach.
Die anderen folgten ihnen, nur Chuck, der Baseballspieler, grinste Abilene an. »Der Typ ist ohne Ende in dich verschossen«, sagte er.
»Ohne Scheiß«, murmelte sie.
Sie warf einen Blick über die Schulter und sah, wie Harris Bill gegen die Schulter boxte.
»Das wird ja immer seltsamer«, sagte Finley.
»Vielleicht solltest du ihm folgen«, neckte Cora.
»Hör schon auf.«
»Er sah eigentlich ganz nett aus. Unter dem ganzen Blut«, sagte Vivian.
»Ja, klar.«
»Er hat deinen Namen wahrscheinlich aus dem Jahrbuch«, sagte Helen.
»Aber Erstsemester bekommen doch gar kein Jahrbuch.«
»Dann hat er sich's eben ausgeliehen«, sagte Cora.
»Ich würde mich geschmeichelt fühlen«, sagte Helen.
»Ich nicht.«
Sie warf einen weiteren Blick über die Schulter. Die Jungen waren bereits einen halben Block entfernt und schlurften jetzt überhaupt nicht mehr wie Zombies herum. Offensichtlich war Harris das Zentrum ihrer Aufmerksamkeit. Er hatte das Beil abgenommen und wedelte damit den anderen vor der Nase herum, die ihm ihrerseits auf den Rücken klopften und auf Abilene deuteten.
Jetzt wird er nach Strich und Faden verarscht, dachte sie.
Der Arme muss vor Scham im Boden versinken.
Geschieht ihm recht.
Wer sieht sich schon das Foto von mir im Jahrbuch an?
»Was für ein Idiot«, sagte sie und drehte sich um.
»Er ist verliebt«, sagte Finley.
»Leck mich.«
»Hört auf damit«, sagte Cora. »Da kommen Kinder.«
Abilene spürte ein Flattern in der Magengegend. Trotz des kühlen Windes fühlte sich ihre Haut an, als stünde sie in Flammen. Schweiß lief ihr herunter.
Ohne Ende in mich verschossen.
Ich kenne den Kerl überhaupt nicht.
Aber er weiß, wie ich heiße. Er hat sich mein Foto angesehen.
Mein Gott, was denn sonst noch? Vielleicht hat er mich verfolgt?
Ein Erstsemester noch dazu.
Ein Vollidiot, der mit einem Spielzeugbeil als Hut herumläuft und sich mit Kunstblut beschmiert.
Aber nette Augen hatte er schon.
Eine Frau mit zwei Kindern – eine weitere Ninja Turtle und ein Pirat – lenkten Abilenes Gedanken von dem Zombie ab. Cora verteilte Schokoriegel. Nachdem die Mutter mit ihren beiden Kindern verschwunden war, knüllte Cora ihre Tüte zusammen und stopfte sie in Vivians. »Das war's«, sagte sie. »Jetzt bist du dran.«
»Alles klar.«
»Wie lange wollen wir hier noch rumstiefeln?«, fragte Abilene.
»Gefällt's dir nicht?«, fragte Finley. »Man trifft schließlich nicht jede Nacht einen heimlichen Verehrer.«
»Erinnere mich bloß nicht daran.«
»Vielleicht kommen sie noch mal vorbei«, sagte Helen.
»Oh, bitte!«
Abilene bemerkte, dass sie sich ständig umsah. Sie hoffte, dass die Zombies nicht wieder auftauchen würden. Aber als sie einige Zeit später eine Gruppe Jugendlicher erspähten, fing sie zu ihrer eigenen Überraschung (und ihrem Ärger) an, vor Aufregung zu zittern. Welche Enttäuschung, als die Gruppe aus einem Vampir, einem Penner, einem Soldaten und Frankensteins Monster bestand. Sie waren jünger als die Zombies. Und Volltrottel. Sie blockierten den Gehweg.
»Stehen bleiben«, befahl der Soldat und richtete seine M-16 auf sie.
»Ganz toll«, sagte Finley, ignorierte den Befehl, trat auf den gepflegten Rasen und schulterte die Videokamera, um die ganze Episode im Licht des Vollmonds und der Straßenlaternen
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