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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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weiteren Schluck zu nehmen. Zu schnell. Die Schüssel war zu schwer für ihre zitternde Hand. Ihr Mund füllte sich mit Blut. Sie schluckte. Sie würgte. Tränen schossen in ihre Augen. Aber sie übergab sich nicht.
    Sie reichte die Schüssel an Finley weiter.
    »Werden wir jetzt zu Vampiren?«, witzelte Finley.
    »Trink einfach«, sagte Cora.
    Finley hielt sich die Schüssel vors Gesicht. »Da muss das Zeug wohl in den Mund, durch die Zähne in den Schlund.« Sie trank. Mit irrem Blick nahm sie zwei tiefe Schlucke. Abilene erwartete, dass sie jeden Augenblick die Schüssel von sich schleudern und zu schreien anfangen würde.
    Als sie fertig war, blieb ein Milchbart um ihre Lippen zurück. Ein Milchbart aus Blut. Sie reichte Cora die Schüssel und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Cora schluckte das Blut genau so, wie sie sich auch die Hand aufgeschnitten hatte – schnell und entschlossen. Dann saß sie für einen Moment aufrecht da und zitterte. Schließlich gab sie die Schüssel weiter und rieb sich die glänzende rote Flüssigkeit von den Lippen.
    Vivian starrte in die Schüssel. Ihr Gesicht wirkte unnatürlich blass und schlaff. »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe«, flüsterte sie.
    »Ist nicht so schlimm«, sagte Abilene.
    »Bluht ist Lääääähben«, sagte Finley.
    »Denk einfach nicht weiter drüber nach«, riet Cora ihr. »Nur ein paar Schlucke, dann hast du's überstanden.«
    »Davon bekommt man Haare auf der Brust«, fügte Finley hinzu.
    »Wollte ich schon immer.« Vivian zwang sich zu einem schiefen Lächeln. Dann holte sie tief Luft, seufzte, setzte die Schüssel an die Lippen und trank. Sie schluckte zweimal. Sie setzte die Schüssel ab und schnappte nach Luft, als wäre sie kurz vor dem Ertrinken gewesen. Blut lief ihr das Kinn hinunter. Bevor sie es abwischen konnte, fiel ein Tropfen auf ihr weißes Polohemd.
    Batty stellte sich wieder zwischen Vivian und Abilene und griff nach der Schüssel, trank gierig und schien jeden Tropfen zu genießen. Mit zusammengepressten Lippen und dicken Backen nahm die Gestalt den Fledermausschädelanhänger von ihrem Hals, warf den Kopf in den Nacken, öffnete weit den Mund und ließ den hinabbaumelnden Schädel hineingleiten. Weiß tauchte er ein. Rot kam er wieder heraus. Battys Lippen hatten sich um den Hinterkopf geschlossen und saugten das überflüssige Blut ab.
    Batty ließ den blutigen Schädel wie ein Pendel über der Karte hin und her schwingen. Er wurde langsamer und vollführte seltsame Kreisbewegungen. Ein Blutstropfen sammelte sich am herunterhängenden Kiefer. Fiel hinab. Direkt zwischen Cora und dem Rand des auf der Karte eingezeichneten Sees.
    »Aha!«
    Batty legte den Anhänger wieder an. Der blutige Schädel hinterließ verschmierte rote Flecken auf der Brust des seltsamen alten Wesens.
    Batty deutete mit einem Finger auf den Blutfleck auf der Karte.
    »Da soll Helen sein?«
    »Geisterhaus.«
    »Sie meinen die Totem Pole Lodge? «
    »Nennt sie, wie ihr wollt.«
    Verblüfft starrte Abilene auf den Blutstropfen. Seine Lage auf der Karte schien tatsächlich der Totem Pole Lodge zu entsprechen.
    »Heiliger Strohsack«, flüsterte Finley.
    Auch Vivian starrte auf den roten Punkt. Langsam schüttelte sie den Kopf.
    Erstaunt sah Cora Batty in die Augen. »Aber da kommen wir doch her. Von dort ist sie verschleppt worden.«
    »Sie is dort.«
    »Geht es ihr gut?«, fragte Abilene.
    »Kann ich nich sagen.«
    »Aber wissen Sie es?«
    Ohne zu antworten, hob Batty die Schüssel auf und stellte sie auf den Holzboden neben dem Tisch. Ein Knarren ertönte aus der Ecke des Raums. Abilene warf einen Blick auf den Schaukelstuhl. Die Katze war verschwunden.
    Vivian stöhnte auf. Abilene folgte ihrem Blick und sah, wie Arnos mit wedelndem Schwanz die letzten Blutstropfen aus der Schüssel leckte.
    »Ihr seid nich von hier«, sagte Batty. »Und wisst's nich besser. Holt eure Helen und geht dahin zurück, wo ihr her seid. Dankt dem Herrn da oben, dass ihr Batty gefunden habt. Hier gibt's noch andre, die schneidn euch einfach so die Kehle durch. Und jetzt raus.«

22
    Batty begleitete sie durch die Küche und die Hintertreppe hinunter.
    »Ich hab was im Schuppen vergessen«, sagte Cora.
    »Dann hol's.«
    »Pass auf, wo du hintrittst«, warnte Finley.
    Sie warteten, bis Cora mit ihrer Eisenstange zurückkehrte.
    Batty kicherte. »Was soll'n das werden?«
    »Falls wir einen Platten kriegen«, sagte Finley. Bei dieser Bemerkung kam Abilene eine Idee. Seit

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