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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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drin«, sagte Finley grinsend.
    »Wer weiß, was da alles drin rumschwimmt«, sagte Vivian.
    »Weichei.«
    Cora sprang in den See.
    Die anderen folgten ihr ins Wasser. Wieder wurde Abilene von der plötzlichen Kälte überrascht. Sie tauchte den Kopf unter Wasser. Cora und Finley wateten zur anderen Seite hinüber, während Finley stehen geblieben war, den Socken von ihrer Hand wickelte und damit den Fleck auf ihrem Hemd bearbeitete.
    Keine schlechte Idee. Abilene nahm die Mokassins in die verletzte linke Hand und rubbelte mit der rechten den Fleck auf ihrem Rock kräftig gegen ihren Oberschenkel. Das half wahrscheinlich nicht viel, aber das Gröbste würde sie schon herauswaschen können.
    »Klappt das?«, fragte Vivian.
    Sie ließ die Hand sinken. Ihre Haut schimmerte durch den durchnässten Stoff. Der Blutfleck war verblasst, aber immer noch sichtbar.
    »Besser«, sagte Abilene.
    »Das Hemd ist ruiniert. Aber das macht nichts.«
    »Kriegst du von Tipton keine Gratishemden?«
    Vivian wandte sich wieder um. Finley war bereits auf die Felsen auf der anderen Seite geklettert. »Klar. Wenn ich welche dabeihätte, könntest du gerne eins haben.«
    Finley betrachtete grinsend den dunkel verfärbten Hemdzipfel, in den sie ihre Hand gewickelt hatte. »Das gibt dem Hemd eine besondere Note, findet ihr nicht?«
    »Die rote Tapferkeitsmedaille«, sagte Abilene.
    »Die rote Dummheitsmedaille«, korrigierte Finley sie.
    Abilene folgte Vivian auf die andere Seite hinüber. »Wenn wir im Krieg wären, hätten wir uns alle einen Orden verdient.«
    »Die werden aber nicht für selbst zugefügte Wunden verliehen«, sagte Cora.
    Sie stiegen aus dem Wasser und Abilene schlüpfte wieder in ihre Mokassins.
    »Aber dafür sind wir jetzt wohl Blutschwestern, oder?«, fügte Cora hinzu.
    »Juhuuuu!«, rief Finley.
    »So schlimm war es gar nicht«, sagte Vivian. »Immerhin war es nur euer Blut. Für mich ist das wie mein eigenes.«
    »Ja, das finde ich auch«, gab Cora zu.
    »Stimmt«, sagte Finley. »Hätte schlimmer kommen können.«
    Vivian nickte. »Wenn Battys Blut auch noch da drin gewesen wäre, hätte ich keinen Tropfen davon getrunken. Nie im Leben.«
    »Es war eigentlich ganz nett«, sagte Abilene.
    »Na klar«, sagte Finley.
    »Jeder trägt jetzt das Blut aller anderen in sich. Sobald wir es verdaut haben, ist es ein Teil von uns.«
    »Manchmal redest du ziemlich seltsames Zeug, Hickok.«
    Cora wollte gerade weitergehen, aber Vivian bat sie zu warten. Abilene stützte Vivian, während sie auf einem Bein stand und versuchte, sich den nassen Socken über den anderen Fuß zu streifen. Ihre Sohlen waren gerötet, Abilene konnte jedoch keine Schnitte oder Kratzer erkennen. Die Socke würde ihrem Fuß zumindest etwas Schutz bieten.
    »Wenn es gar nicht mehr geht, kann ich dir meine Mokassins leihen.«
    »Ist halb so wild.«
    »Fertig?«, fragte Cora.
    »Jawohl.«
    Sie folgten Cora über die Felsen, den umgestürzten Baum und dann dem Ufer entlang zu der Stelle, von der aus sie am Morgen den Zufluss entdeckt hatten. Ohne den See aus den Augen zu lassen, marschierten sie weiter durch den Wald.
    Abilene war überrascht, wie schnell sie den Pfad zur Lodge erreichten. Es war schon eine komische Sache: Der Rückweg dauert nie so lange wie der Hinweg. Das war ihr schon als kleines Kind aufgefallen.
    Zu ihrer Linken sah sie den Steg und das halb versunkene Floß dahinter.
    »Wollen wir ein Päuschen am Strand einlegen und was essen?«, fragte Finley und wedelte mit der Chipstüte herum.
    »Gehen wir lieber zur Lodge.«
    »Wieso latschen wir eigentlich den ganzen Tag durch Gottes wunderbare Schöpfung, wenn wir sie gar nicht genießen können?«
    »Dann iss eben was.«
    Finley änderte offenbar ihre Meinung, öffnete jedoch den Wasserkanister und alle tranken, bevor sie ihren Marsch fortsetzten.
    Bald hatten sie die Rasenfläche hinter der Lodge erreicht. Abilene spürte, wie ihr Herz schneller schlug, als sie die offene Fläche überquerten. Sie kniff die Augen zusammen, um durch das grelle Sonnenlicht das Haus besser erkennen zu können. Fast erwartete sie, dass Helen am Pool lag oder vom Balkon herunterwinkte. Aber niemand war zu sehen.
    Die Rasenfläche beschrieb einen leichten Hügel, sodass sie von ihrem momentanen Standpunkt aus das äußere Becken der Thermalquelle nicht sehen konnten.
    Als sie näher kamen, stellten sie fest, dass Helens Schuhe noch immer am Beckenrand standen. Auch die halb leere Chipstüte war noch da.
    Abilene

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