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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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sehen«, sagte Batty und stellte eine Schüssel auf die Landkarte.
    »Wenn Sie jetzt auch noch mit Hühnerköpfen ankommen …«
    »Sei ruhig!«, flüsterte Abilene. »Okay? Halt einfach den Mund.«
    Finley rollte mit den Augen.
    Vivian hatte den Streit gar nicht mitbekommen. Mit zusammengekniffenen Augen starrte sie konzentriert auf den Tisch. Sie hatte die Lippen geöffnet, sodass ihre Zähne zum Vorschein kamen.
    Cora schien ebenfalls daran interessiert zu sein, was Batty vorhatte. Sie wirkte skeptisch, aber fasziniert.
    Abilene zuckte zusammen, als Batty das lange Messer vor sich auf den Tisch knallte.
    »Öffnet's Fleisch und opfert.«
    Abilene starrte in das faltige, mit Stoppeln übersäte Gesicht.
    »Was?«
    »In die Schüssel.«
    Finley grinste. »Du sollst dein Blut in die Schüssel tropfen lassen. Stimmt's, Batty?«
    »Aber ja.«
    »Jetzt mal langsam. Das wird mir ein bisschen zu viel.«
    »So ist's Brauch.«
    »Ihr Brauch vielleicht. Sie sind ja nicht ganz dicht.«
    »Sei ruhig!«, zischte Cora.
    Der Rüffel ließ Finley zusammenzucken. Sie errötete. »Du glaubst doch nicht etwa an diesen Scheiß, oder?«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Einen Versuch ist es wert.«
    »Diese durchgeknallte Zwittervogelscheuche will, dass wir uns die Arme aufschneiden.«
    »Hör auf damit, Fin«, sagte Vivian sanft. »Ich finde, wir sollten tun, was Batty sagt. Vielleicht hilft es uns ja wirklich, Helen zu finden. Und nur das zählt.«
    »Ich will sie ja auch finden. Aber so ein Irrsinn …«
    Abilene packte das Messer und schnitt in ihre linke Handkante.
    »Scheiße!«, rief Finley aus.
    Abilene streckte den Arm aus, damit ihr Blut in die Schüssel fließen konnte. Die Wunde brannte ein wenig, schmerzte aber nicht annähernd so, wie sie es erwartet hatte. Sie beobachtete, wie die hellrote Flüssigkeit leise plätschernd heruntertropfte.
    Eine Hand legte sich auf ihre Schulter und drückte sie sanft. Es war Batty.
    »Hast ein goldenes Herz.«
    Abilene reichte das Messer an Finley weiter, die zu ihrer Rechten saß.
    »Na toll«, murmelte Finley. Sie schaute die anderen an, dann warf sie Abilenes blutender Hand einen finsteren Blick zu. »Wir bekommen bestimmt eine Blutvergiftung. Dann müssen Sie uns die Arme amputieren.« Sie schnitt sich in die Hand und hielt sie neben Abilenes über die Schüssel.
    Dann gab sie das Messer an Cora weiter. Ohne zu zögern, folgte sie Finleys Beispiel.
    Vivian betrachtete ihren linken Arm, als suchte sie nach einer geeigneten Stelle. Schließlich entschied sie sich genau wie die anderen für ihre Handkante. Als die Klinge ihre Haut durchtrennte, spitzte sie die Lippen. »Auuuu«, flüsterte sie.
    Schweigend saßen sie mit ausgestreckten Armen um den Tisch und beobachteten, wie ihr Blut in die Schüssel floss.
    »Und jetzt?«, fragte Finley und durchbrach die Stille.
    »Das reicht«, sagte Batty.
    Sie zogen die Arme zurück.
    »Ich nehme nicht an, dass Sie Verbandszeug im Haus haben«, sagte Finley.
    Batty antwortete nicht.
    Abilene presste die Wunde gegen ihren Rock. Sie spürte auf ihrem Oberschenkel, wie das warme Blut den Jeansstoff durchtränkte. Finley bedeckte ihren Schnitt mit einem Hemdzipfel. Cora hatte die Hände unter dem Tisch. Vivian beugte sich hinunter, zog ihre rechte Socke aus und wickelte sie um die linke Hand.
    Batty stellte sich zwischen Abilene und Vivian, hob das Messer auf und schob Abilene die Schüssel hin.
    »Trink.«
    »Oh, Mann«, stöhnte Finley.
    Abilene sah auf die hellrote Flüssigkeit hinunter. Sie fühlte sich, als ob ihr Gehirn zusammengeschrumpft und betäubt wäre. Ihre Wangen kribbelten. Speichel sammelte sich in ihrem Mund, als wäre sie kurz davor, sich zu übergeben.
    Es ist doch nur Blut, sagte sie sich. Nichts weiter.
    Sie hatte schon vorher Blut geschmeckt, als sie an kleinen Wunden gesogen hatte, die sie sich zugezogen hatte. Es war nicht so schlimm gewesen.
    Aber das war ihr eigenes Blut gewesen.
    Und jetzt? Es ist meins und Finleys und Coras und Vivians. Sie sind wie eine Familie für mich. Sie sind ein Teil von mir.
    Helen zuliebe.
    Sie hob die Schüssel mit ihrer unversehrten Hand hoch, führte sie zum Mund, schloss die Augen und nippte. Das warme Blut bedeckte ihr Zahnfleisch und ihre Zunge. Es war dickflüssiger, als sie vermutet hatte. Ihre Kehle schnürte sich zusammen, aber sie zwang sich trotzdem, es hinunterzuschlucken.
    Dann wollte sie die Schüssel wieder absetzen. »Mehr«, befahl Batty.
    Schnell hob sie die Schüssel, um einen

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