Das Trumpf-As der Hölle
dass ich die Hoffnung schon fast aufgeben hatte, denn auch auf mein Rufen hin sagte Tanith nichts.
»He, sind Sie noch dran?«
»Ja, das bin ich.«
»Wie ist es? Kennen Sie Arsenius?«
»Er ist das Trumpf-As der Hölle!«
»Was ist er?« Ich hatte nicht richtig verstanden.
Tanith wiederholte den Satz, und ich wurde bestätigt. Das Trumpf-As der Hölle, so nannte er sich, und Tanith musste ihm nicht eben grün sein, wie ich an ihrer Reaktion merkte.
»Wo sind Sie mit ihm zusammengestoßen, John?«
»Überhaupt nicht. Ich habe nur Hinweise auf einen Hellseher namens Arsenius bekommen.«
»Wollen Sie den Hinweisen nachgehen?«
»Natürlich. Er hängt in dem Fall mit drin, wo ein Werwolf und ein Vampir die Rolle spielen.«
Tanith lachte hart. »Dann hat er seine Todeskarte wieder ausgespielt. Ich kenne das.«
»Wie soll ich das verstehen?«
Tanith schwieg. Wollte sie mir nichts sagen? Hatte sie kein Vertrauen? Fast kam es mir so vor. Nach einer Weile hörte ich wieder ihre Stimme aus dem fernen Paris.
»Hören Sie zu, John. Arsenius ist gefährlich. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich Sie in London besuche?«
»Das wäre gut.«
»Dann wollen wir nicht mehr lange reden. Ich nehme die erste Maschine, die startet. Au revoir.«
Ich verabschiedete mich ebenfalls und klärte Suko auf, der nur die Hälfte des Gesprächs mitbekommen hatte.
Der Chinese legte seine Stirn in Falten und spielte mit einem Bleistift.
»Seltsam, die Reaktion von Tanith. Aber weil sie so reagiert, muss hinter der Sache mehr stecken als nur ein Vampir oder ein Werwolf.«
Der Meinung war ich ebenfalls. Dann schaute ich nach, wann die erste Maschine aus Paris landete. Das war ziemlich früh. Wenn wir noch eine Mütze voll Schlaf nehmen wollten, durften wir nicht länger im Büro herumhocken.
»Los, Suko, Matratzenhorchdienst. Morgen sehen wir weiter.« Wir verließen das Büro. Ich schaltete als letzter das Licht aus.
***
Einige Stunden später.
Als wir den Londoner Berufsverkehr sahen, da war ich es leid. Wir kamen nur im Schritttempo voran, und ich schaltete die Sirene ein. Mit einem Magnethalter klemmte Suko das Blinklicht auf dem Dach fest. Jetzt ging es etwas besser.
Nachdem wir die City hinter uns gelassen hatten, konnte ich ohne Sirene weiterfahren, und als in der Ferne die gewaltigen Gebäudes des Flughafens Heathrow erschienen, da hatten wir noch genau 20 Minuten Zeit bis zur Landung. Das war bequem zu schaffen.
Einen Parkplatz fanden wir dicht am Terminal, wo normalerweise die Fluggäste nicht halten durften. Mein Ausweis verschaffte mir den Zutritt, und ich setzte mich auch sofort mit der Flughafenpolizei in Verbindung. Die Maschine aus Paris traf soeben ein. Wir konnten sie sogar sehen, wie sie als kleiner Punkt aus dem hoch über dem Airport liegenden Dunst kam, langsam größer wurde und sich der Landebahn entgegensenkte. Die gewaltigen Räder berührten das Betonband, das Flugzeug ruckte ein Paar mal, dann lief es glatt aus.
Wir hatten vereinbart, dass Tanith ausgerufen werden sollte. Als die Passagiere durch den Schlauch zur Zollkontrolle geführt wurden, da ertönte schon die Lautsprecherstimme.
Wenig später konnten wir Tanith begrüßen.
Seit unserem letzten Zusammensein hatte sie sich nicht verändert. Sie war wie immer die schicke, elegante Frau um die Vierzig mit rötlich braunen Haaren, dem feingeschnittenen Gesicht, das sie mit einem dezenten Make-up versehen hatte, und dem geschmeidigen Gang einer lauernden Tigerin. Von Tanith ging eine Faszination aus, der man sich nur schwerlich entziehen konnte. Wenn sie einen Menschen mit ihren rätselhaften Augen anschaute, konnte derjenige das Gefühl haben, ihr Blick würde ihn mitten in die Seele treffen.
Tanith umarmte mich und hauchte mir nach französischer Art ihre Lippen rechts und links gegen die Wange. Ich roch ein dezentes Parfüm und sah ihre Hände, die sich ebenfalls nicht verändert hatten. Grüne Fingernägel. Es war ein Tick von ihr, sich die Fingernägel grün lackieren zu lassen, aber sie wollte einen Kontrast zu ihrem rotbraunen Haar haben.
»Herzlich willkommen«, sagte ich und lachte, weil ich mich ehrlich freute. Tanith begrüßte auch Suko. Sie war nur mit leichtem Gepäck gereist. Einen Koffer hatte sie und ein Ding, das mich an eine große Hutschachtel erinnerte. Beide Teile lagen auf dem Gepäckband und mussten auch die Kontrolle hinter sich lassen, bevor sie von uns in Empfang genommen werden konnten.
»Ihr habt aber schlechtes
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