Das Trumpf-As der Hölle
bin ich ebenfalls«, gab Sir James zu. »Und ich habe auch bereits an einem Plan gebastelt. Jemand muss in das Zuchthaus hineingeschafft werden, um Arsenius das Handwerk zu legen.« Während der Worte hatte Sir James den Kopf gedreht. Als er mich anschaute, blieb sein Blick an mir kleben.
»Ich?«
»Sie haben doch schon Erfahrung, John.«
»Wieso?«
»Denken Sie mal an Dartmoor. Haben Sie da nicht auch mal in einer Zelle gesessen.«
»Das meinen Sie. Himmel, das ist lange her.«
»Wobei ich hoffe, dass Sie noch nichts vergessen haben.«
»Und was machen wir?« fragte Suko.
Da lächelte der alte Fuchs. »An Sie und Madame Tanith habe ich natürlich auch gedacht. Sie können sich, vorausgesetzt, Sie sind einverstanden, in der Nähe des Zuchthauses einquartieren. Nicht weit entfernt befindet sich ein Dorf. Dort gibt es auch zwei Gasthäuser. Nicht sehr komfortabel, aber ich habe mir erlaubt, schon im voraus zwei Zimmer zu bestellen.«
Das war typisch Sir James. Irgendwie empfand ich Stolz. Dieser Mann bewies, wie wertvoll er war. Wenn er vorausdachte, dann nicht nur an den nächsten Tag, sondern schon an den übernächsten. Er sah Zusammenhänge, auf die andere kaum kamen. Sir James war in der Tat ein ungeheures Organisationstalent, was er wieder einmal unter Beweis gestellt hatte.
Suko und Tanith lächelten. Die Wahrsagerin meinte: »Ich habe zwar nicht so viel Gepäck bei mir, aber ich kann mir ja etwas kaufen. Damit Arsenius das Handwerk gelegt wird, dafür tue ich einiges, Sir James.«
»Das finde ich gut. Was Sie an Auslagen haben, wird selbstverständlich von uns ersetzt.«
Suko meinte. »Dann kannst du ja endlich studieren, John.«
»Wieso?«
»Knastologie und Gitterkunde.«
»Und dich stecke ich sechs Wochen in Dunkelhaft.«
Sir James hob beide Arme. »Bitte, meine Herren, ein wenig mehr Ernst. Ich habe auch schon die entsprechenden Papiere vorbereiten lassen, so dass Sie, John, so rasch wie möglich eingeliefert werden können. Eigentlich schon heute.«
»Wo liegt das Zuchthaus denn? Ist es die Insel?«
»Möglich. Es liegt zwischen Cambridge und London. Ungefähr auf halber Strecke. Es nennt sich Prison on Oak. In der Nähe sind zahlreiche Eichenwälder, deshalb.«
»Und Sümpfe, nicht?«
»Auch das.«
»Wie soll ich heißen?«
»Sie behalten Ihren Namen. Nur der Direktor ist eingeweiht. Er wird Sie, wenn Sie mit anderen Gefangenen beisammen sind, als einen Mörder behandeln. Sie haben zwei Bankangestellte bei einem Raub hier in London erschossen.«
Ich verzog das Gesicht. »Gleich zwei?«
»Ja, wir möchten nämlich, dass sie zu den aussichtslosen Fällen gelegt werden, um die, so hat Thomas Randall mir versichert, kümmert sich Arsenius besonders.«
»Dann wird er mir wohl auch die Karten legen, wenn ich mich nicht irre«, erwiderte ich.
Die Worte hatte auch Tanith vernommen. Sie schüttelte den Kopf.
»Wünschen Sie sich das nicht, John. Und denken Sie immer daran. Arsenius ist ein Teufel. Ein Teufel, John…«
Ich schaute in ihr Gesicht. Kein Muskel zuckte darin. Die Augen hatten einen ernsten Ausdruck angenommen. Da wusste ich, dass es für mich kein Spaziergang werden würde…
***
»Raus!« Die barsche Stimme des Wächters riss mich aus meiner Lethargie. Die Fahrt über im ausbruchsicheren Gefängniswagen hatte ich schlafend verbracht und schreckte nun hoch.
Vor mir sah ich die Öffnung. Ein helles Rechteck an der Rückseite des Wagens! Beide Türen waren aufgeklappt. Rechts und links standen Aufpasser. Sie trugen graue Uniformen, Schlagstöcke an den Gürteln, aber keine Schusswaffen. Ihre Gesichter waren kantig. Sie wirkten ebenso grau wie der Tag.
Meine Hände waren mit einer stählernen Acht gefesselt. Ich lief die drei Schritte bis zum Ausgang und sprang auf einen Platz vor dem Gefängnisbau, der mit grauem Schotter bedeckt war. Hohe Mauern, Wachtürme, ein Eisentor und ein Bau mit zahlreichen, vergitterten Fenstern. Drei Etagen zählte ich.
Deprimierend wirkte dies alles. Schlimm, wie ein Vorhof zur Hölle. Die Luft war schwül, zahlreiche Mücken tanzten. Ihre Anwesenheit wies auf die Nähe des Moors hin, von dem auch ein fauliger Geruch über den Gefängnishof schwang.
»Los, marsch!« wurde ich angetrieben. »Beweg dich mal, Killer«, sagte der hochgewachsene Oberaufseher mit dem breiten Schnauzer unter der Nase.
Wie er die Worte sprach, gab mir zu denken. Ich wurde hier als zweifacher Mörder eingeliefert, und Mörder mochten die Beamten wohl nicht. Ein
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