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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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Überraschung für Sianna.
     
    Die enge Wohnung im Erdgeschoss war dunkel bis auf eine kleine Lampe, die im Wohnzimmer für eine heimelige Atmosphäre sorgte. Ihr Leben war nicht einfach, aber diese Momente des Heimkommens waren für Haron der Grund, trotzdem weiterzumachen.
    Sianna lag auf der Couch. Sie hatte die leichte Decke bis zur Brust gezogen und schlief. Leise ging Haron vor ihr auf die Knie und küsste sanft ihre schwielenbedeckten Hände. Mit einem Seufzen schlug Sianna die Augen auf und strich mit der Hand seine kratzige Wange entlang.
    „Tut mir leid“, murmelte sie, noch nicht völlig wach.
    Sie hasste es, ihrer Erschöpfung nachzugeben. Immer dachte sie, sie müsste ihre Welt alleine in Gang halten. Dabei ahnte sie nicht, wie sehr er diesen Anblick liebte, wenn sie friedvoll und losgelöst von ihren Sorgen schlief.
    „Schon gut“, flüsterte er zurück. Das Wissen darum, dass seine Frau nicht minder schwere Arbeit verrichten musste als er und sich trotzdem noch um den Haushalt bemühte, machte ihn innerlich rasend.
    Aber bald würde das ein Ende haben.
    „Ich habe etwas für dich.“
    Ihren tadelnden Blick ignorierend, zog er den zerknitterten Umschlag aus der Tasche und reichte in Sianna. Mit glühenden Augen tastete sie ihn ab und drehte ihn eine Weile zischen den Fingern, um den Augenblick der Überraschung hinauszuzögern. Schließlich hielt sie es nicht länger aus und spähte doch hinein. Dann drehte sie den Umschlag herum, sodass die kleine Plastikkarte darin in ihre Hand gleiten konnte. Sianna konnte nicht lesen, aber das Logo darauf erkannte sie auf Anhieb: Die scharfen Kanten des N4-Centers waren dreidimensional eingeprägt.
    Diese Karte bedeutete den Schlüssel zu ihrer Zukunft.
    „Haron, das können wir uns doch nicht leisten!“ Ihr Protest musste selbst in ihren eigenen Ohren schwach klingen, aber einen Augenblick lang kämpfte die Vernunft noch gegen ihr Herz an. Zu tief war die bittere Erfahrung der Armut in ihr verankert, tiefer sogar als die Hoffnung, die sie trotz dessen immer gehegt hatte.
    „Es ist nur eine kleine Optimierung“, erklärte er ihr, „aber genug, um die Förderung zu erhalten. Es wäre ganz unser Kind.“
    Zärtlich zeichnete er die Kontur ihres Gesichtes nach und steckte eine lose Haarsträhne hinter ihr Ohr.
    „Wir müssen nur einen Termin für die DNS-Entnahme vereinbaren, alles andere ist geregelt.“
    Jetzt endlich sickerte die Erkenntnis in ihr Bewusstsein. Das hier war keine hypothetische Diskussion mehr. Das war die Realität, in der sie wirklich eine Familie gründen konnten. Mit einem Kind, das für eine Ausbildung zugelassen war, das nicht in einer Fabrik zugrunde gehen würde. Ihre Zukunft.
    Jauchzend schlang sie die Arme um den Hals ihres Mannes. An seine Brust gedrückt, verstummte sie erschrocken, als wäre sie selbst überrascht, dass ein so fröhliches Geräusch noch in ihr steckte.
    Sie so glücklich zu erleben, tat ihm beinahe körperlich weh. Dafür hatten sich die Jahre gelohnt, in denen er sein eigenes Budget halbiert hatte und oft genug nicht satt geworden war.
    Für diesen Tag hatte er gespart. Er wusste, was ihr dieses Geschenk bedeutete.
    Später in der Nacht betrachtete er liebevoll ihre zu magere Gestalt. Wenn sie Glück hatten, würde die Förderung nicht nur die Kosten für das Kind, sondern auch noch einige zusätzliche Ausgaben decken. Er wollte für Sianna ein besseres Leben, in dem sie auf nichts mehr verzichten musste.
    Sie schlug ihm spielerisch auf die Stirn, als er ihren nackten Bauch hinunterwanderte, doch sie ließ ihn gewähren.
    Über der blassen Linie, die an ihrer Leiste entlang lief, verharrte er. Sie hatten einander geschworen, niemals ein Kind in diese Welt zu setzen, das sie nicht ernähren konnten. Von dem viel zu hohen Risiko abgesehen, das eine Geburt in der heutigen Zeit darstellte, fand man in den Straßen bereits zu viele der armseligen Gestalten, deren Eltern sich weder den Sterilisationseingriff noch die zusammengepanschten Medikamentencocktails leisten konnten, die manche Läden für eine kurzfristige Unfruchtbarkeit unter der Hand anboten. Oder für eine Abtreibung.
    Er küsste ihre Sterilisationsnarbe, ein Salut an das Versprechen, das sie gehalten hatten.
    Dann ließ er seine Lippen weiter nach unten wandern.
    Als sie Arm in Arm einschliefen, schien sich das Leben endlich darauf besonnen zu haben, wie hart er für sein Glück gearbeitet hatte.
     
    Bei Beginn der Schicht am nächsten Morgen war von

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