Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)
damals gesagt. Und … Naja, dass er wohl ziemlich an ihr hängt.“
Haron überlegte. Einer der wohlhabendsten und einflussreichsten Sponsoren der Klonforschung hatte sich selbst ein Töchterchen züchten lassen. Wenn er wirklich so an ihr hing, würde das den gewünschten Effekt bringen.
Was aber den Ausschlag für seine Entscheidung gab, war ein viel persönlicherer Groll. Aufgrund dieser Wahnsinnigen war ihm sein Kind versagt geblieben. Weshalb also sollte einer der Hauptverantwortlichen all dieses Unglücks seines behalten dürfen?
Anerkennend klopfte er Tiriot auf den Rücken. „Mein Freund, ich glaube, wir haben unser Opfer.“
7. Kapitel
Der Korken schoss mit einem Knall aus der Flasche, flog einmal durch den halben Raum und traf zielsicher die gläserne Lampe, die auf Essers Schreibtisch stand. Während der Schaum aus dem Flaschenhals troff, schwankte die Lampe einmal um die eigene Achse und kam dann langsam und kullernd zur Ruhe.
Aisten lachte und versuchte, den Champagner in die beiden Gläser zu gießen, ohne noch mehr davon auf den Boden zu schütten. Seinem Gehabe nach hätte man annehmen können, dass er bereits mehrere Gläser von dem Perlwein genossen hatte, aber bis jetzt resultierte sein Übermut allein aus seiner Euphorie. Die überschwängliche Geste, mit der er herumwirbelte, um das zweite Glas zu überreichen, machte seine vorherigen Bemühungen zunichte und verteilte einen guten Teil des Inhalts über Tische und Teppich.
Esser nahm das feuchte Glas mit leicht skeptischem Blick entgegen und Aisten hob das seine.
„Auf uns, Orson. Und auf die Zukunft, deren Wegbereiter wir heute sein durften.“
Ein leises Schmunzeln stahl sich auf Essers Lippen. „Du bist zu theatralisch, Rexander. Der Weg lag schon lange da, du bist ihn nur entlanggestürmt wie ein Besessener.“
Er nahm einen Schluck und ließ ihn prüfend im Mund kreisen. Aisten verzog spitzbübisch die Lippen. „Erzähl mir nicht, dass dich der Vertragsabschluss kalt gelassen hat. Du, mein Freund, bist ab heute reich.“
„Du ebenso, aber das ist es nicht, was dich so erregt, nicht wahr?“ Esser füllte sein Glas wieder auf. Nach Feiern war ihm eigentlich nicht zumute. Er fühlte sich wie ein Trauergast bei einer Jahre andauernden Beerdigung, nicht wie der Erschaffer der neuen Generation.
Aisten dagegen schien vor Glück überzulaufen. „Das ist eben der Unterschied zwischen uns. Du bist der Geschäftsmann, und ich bin der Wissenschaftler. Meine Prototypen sitzen an den bestbezahlten Stellen, unser Projekt war ein voller Erfolg. Dein Lohn ist der Profit und meiner, lieber Orson, ist die Absicherung meiner weiteren Forschung. Mein Name wird derjenige sein, auf dem die Geschichtsschreibung der Zukunft begründet sein wird.“
„Ich gratuliere dir, Rexander.“ Esser wandte sich dem Fenster zu und sah auf die im Dunkeln liegende Stadt hinunter. „Du hast erreicht, was du wolltest. Das N4 gehört dir, die Produktion deiner Klone ist genehmigt und beauftragt und bald wird deine neue Generation den Standard definieren.“
Aisten wurde nun endlich auf die trübselige Stimmung seines Sponsors aufmerksam und trat an seine Seite. „Es war auch dein Traum. Warum freust du dich nicht das kleinste Bisschen darüber?“
Die Lichter verschwammen vor Essers Augen, als der Schmerz der Erinnerung ihn überkam. „Ja, ich habe mein Ziel erreicht. Ich habe mehr Geld, als ich brauche, mehr als ich ausgeben kann. Aber es bedeutet jetzt nichts mehr.“
Er leerte sein Glas mit einem einzigen Schluck und fuhr zu Aisten gewandt fort. „All die Jahre habe ich mir vorgestellt, Jerena an meiner Seite zu haben, wenn dieser Tag kommen würde. Ich hätte ihr ein Haus gekauft, von dem aus sie die Sonne hätte sehen können. Kein Tag der Arbeit mehr, ich hätte mit ihr all die Orte besucht, die sie immer sehen wollte. Aber jetzt … Jetzt hat alles seinen Sinn verloren.“
Aisten zwang einen strengen Ausdruck auf sein Gesicht, obwohl er nichts als Mitleid für seinen Freund empfand. Er wusste, wie viel seine Frau ihm bedeutet hatte, und Trauer hatte ihren verdienten Platz – doch er würde nicht zulassen, dass sie ihn weit genug auffraß, um ihn Jerena folgen zu lassen.
„Orson, hörst du dir selbst eigentlich zu? Wie kannst du sagen, dass nichts mehr einen Sinn hat? Du hast zwei wundervolle Söhne! Jerenas Söhne, auf die du stolz sein solltest. Für sie solltest du ein Haus bauen, um ihnen die Sonne zu zeigen. Für sie solltest
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