Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)
du da sein!“
Esser sah seinen Partner dankbar an, aber die Müdigkeit wich nicht aus seinen Augen, als er antwortete. „Erran und Zarail sind alt genug, um alleine zurechtzukommen. Ich vermisse ihr Lachen, Rexander. Es ist so lange her, dass ich ein Lachen gehört habe …“
Aistens Gesicht verdüsterte sich. Dieser Teil seiner neuen Generation bereitete ihm selbst Sorgen. Es war eine schwierige Entscheidung gewesen und er hatte seine eigenen Zweifel darüber bis heute nicht völlig beseitigen können. Aber die Prototypen kamen mit den schwächer ausgeprägten Emotionen gut zurecht und die Ergebnisse und Statistiken belegten, dass die Effizienz dadurch gesteigert wurde. Es war nur die Phase der Umgewöhnung, in der sie sich nun befanden, die den Umgang mit den Klonen merkwürdig erscheinen ließ.
Aber er verstand die Sehnsucht seines Freundes.
„Orson … Hast du schon einmal über eine Tochter nachgedacht?“
Esser blinzelte, als er aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Eine Tochter?“
Aisten nickte. „Tare ist mein Ein und Alles. Es würde dir gut tun, ein fröhliches Mädchen um dich zu haben.“
„Ach Xander, was soll ich denn mit einer Tochter? Ich bin ein alter Mann, bevor sie erwachsen ist.“
„Und was macht das? Du bist selbst optimiert, so schnell wirst du schon nicht gebrechlich werden. Denk doch nur daran, wie sich dein Haus wieder mit Leben füllen würde. Und so rücksichtsvoll, wie deine Jungs mit meiner Tare umgehen, hätten sie sicher auch nichts gegen eine eigene kleine Schwester.“
Seine Söhne waren bei ihrer Optimierung nur wenig in ihren Emotionen eingeschränkt worden, aber es genügte, um ihnen die unbeschwerte Fröhlichkeit zu nehmen, die Esser aus seiner eigenen Jugend noch gekannt hatte. Ein wehmütiges Lächeln formte sich in seinem Gesicht und bewies Aisten, dass er gerade einen Weg gefunden hatte, seinem Freund einen Hoffnungsfunken zu schenken.
„Jerena wollte immer so gerne ein Mädchen. Sie hat gesagt, wir hätten noch Zeit … Erst sollten die Jungen kommen. Ein Mädchen braucht große Brüder …“
Aisten legte eine Hand auf die Schulter seines Geschäftspartners und hob mit der anderen sein Glas. „Auf dich. Denn heute, mein Freund, wirst du Vater. Wir schenken dir ein lachendes Kind.“
8. Kapitel
Es begann bereits zu dunkeln, als Niove das Haus ihres Vaters verließ, unter den Arm geklemmt die Tasche mit Lebensmitteln, die sie Atlan versprochen hatte. Sie sah sich aus Gewohnheit um, ohne jedoch viel von ihrer Umgebung wahrzunehmen. Zu sehr kreisten ihre Gedanken um ihre Gespräche mit dem Priester, als sie die Straße hinunter eilte. Natürlich lag das zu einem nicht unwesentlichen Teil an der Sympathie, die sie für ihn empfand – sie weigerte sich, es Zuneigung zu nennen, immerhin war er ein Mann Gottes. Doch das war nur ein Teil der Wahrheit. Ihre Unterhaltungen faszinierten sie, enthüllten ihr Geheimnisse, nach denen sie immer gesucht hatte.
Heute aber war sie es, die ihm etwas enthüllen konnte.
Sie hatte sich in die Datenbank des Centers gehackt – eine der Fähigkeiten, von denen ihre Familie nichts wusste und die sich wohl auch kaum zum Herumerzählen bei feierlichen Anlässen eignen würde. Aber Grenzen hatte sie schon immer nur schwer akzeptieren können und neue Herausforderungen waren rar gewesen. So konnte ein aus Neugierde begonnenes Hobby schnell zur Gewohnheit werden, um an Informationen zu gelangen. Nachdem sie mehrere Tage vergebens auf legalem Weg versucht hatte, etwas über vermeintliche Zwischenfälle im Center herauszufinden, hatte sie schließlich ihrem inneren Drang nachgegeben.
Was sie gefunden hatte, rechtfertigte die Geheimhaltung alle Mal. Nicht so sehr die Tatsache, dass tatsächlich Einbrüche stattgefunden hatten, bei denen jedes Mal ein Klon entwendet worden war, sondern vielmehr die Präzision, mit der dabei vorgegangen wurde.
Seit rund zehn Jahren stieg jemand mit unvorhersehbarer Unregelmäßigkeit in das Center ein, um dann wieder jahrelang untätig zu bleiben. Dabei wurden sämtliche Alarmanlagen, Kameras und andere Sicherheitsvorkehrungen deaktiviert, selbst diejenigen, die von außen her nicht sichtbar waren. Wer auch immer diese Raubzüge plante, wusste genauestens über aktuelle Forschungen, Projekte und Sicherheitsmaßnahmen Bescheid. Und das bedeutete, dass dieser Jemand Zugriff hatte auf Daten, die selbst Nioves Hackerfähigkeiten unzugänglich blieben.
Es musste jemand sein, der mit dem
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